Hinweise zur Erleuchtung – Anssi Antila

von Thomas
ErwachenErlText

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Der junge Berliner Anssi Antila hat nach eigenen Angaben nach der Lektüre von Eckhard Tolles Texten die Erleuchtung erfahren. Was aber ist eigentlich Erleuchtung, wie lässt sie sich feststellen, welche „Symptome“ deuten diese an? Hier einige Hinweise, die andeuten, dass wir vielleicht schon sind, was wir suchen…

Von Anssi Antila


1. Hinweis: Du bist schon erwacht

„Erleuchtung ist da, wo Sie sind. Und wo Sie sind, da müssen Sie sich selbst verstehen.“
(Krishnamurti)

Wir suchen dein wahres Selbst. Es ist hier. Es ist die Grundlage deiner Existenz.? Ohne dein wahres Selbst könntest du nicht sein, so wie du dir nicht vorstellen kannst, ohne deinen Körper zu sein. Auf ähnliche Weise kannst du auch nicht ohne dein wahres Selbst sein. Dein wahres Selbst ist hier. Es belebt dich.

Dein Körper scheint die Grundlage deiner Existenz zu sein, aber das ist er nicht. Die Grundlage deines Seins liegt tiefer in dir. Schließlich verschwindet der Körper nicht, wenn du stirbst. Der Körper bleibt und wird begraben. Aber du bist für die Angehörigen nicht mehr da. Wo bist du? Sicher nicht in deinem Körper. Das, was den Körper animiert, ist nach deinem scheinbaren Tod nicht mehr da. Was belebte ihn?

Was belebt den Körper, was belebt die Persönlichkeit in ihm? Jetzt?

Das muss bereits hier sein, sonst wärest du nicht am Leben. Dein wahres Selbst animiert deinen Körper. Es ist hier und kann nur hier entdeckt werden.

Vor diesem Hintergrund ist es vielleicht verständlich, warum es keinen Weg zum Erwachen geben kann. Ein Weg impliziert ein Ziel, das nicht da ist, wo du bist. Zwischen Ziel und Weg gibt es eine Entfernung, eine Distanz, eine Zukunft. Aber du bist hier. Du bist da, jetzt, unabhängig von einem Weg oder einem Ziel.

Wie weit musst du gehen, um zu sein?

Du bist hier. Du bist. Dein wahres Selbst ist hier. Das ist der Ausgangspunkt der Suche. Das ist der Beginn der Untersuchung: Dein wahres Selbst ist hier. Du bist schon erwacht.


2. Hinweis: Du bist ohne Definition

„Der Sinn, der sich aussprechen lässt, ist nicht der ewige Sinn.
Der Name, der sich nennen lässt, ist nicht der ewige Name.“
(Laotse)

Zu erkennen, was man nicht ist, kann ein Schritt sein, um zu erkennen, was man wirklich ist. Das ist zwar kein Ausschlussverfahren, aber es kann dir helfen.
Es gibt eigentlich auch keinen Schritt, den du gehen müsstest, denn du bist das schon. Aber es ist dir nicht bewusst, daher müssen wir notwendigerweise von Wegen oder Schritten sprechen.

In der Realität gibt es keinen Weg und keinen Schritt. Du bist schon, was du suchst.

Was du bist, kann man nicht beschreiben oder benennen. Ich benutze Wörter wie „wahres Selbst“, „Erwachtheit“, „Aufmerksamkeit“, „Bewusstsein“, „Feld“, „Stille“, „Erleuchtung“, „Sein“, „Essenz“, „Beobachter“ und meine stets dasselbe: verschiedene Begriffe für das, was du wirklich bist.

Normalerweise hat jedes Wort eine Bedeutung, eine Definition. Wir brauchen Wörter und ihre Bedeutungen, um zu kommunizieren. Dennoch weist das Wort „wahres Selbst“ – so wie alle anderen oben genannten Begriffe – auf etwas hin, das keine Definition haben kann.

Das, was du wirklich bist, kann man nicht benennen, beschreiben, definieren oder erklären. Und alles, was man benennen, beschreiben, definieren oder erklären kann, kannst du nicht sein. Du wirst noch erkennen, warum das so ist. Vorerst kannst du dich dafür öffnen, dass das wahre Selbst ein definitionsfreies Wort ist.

Alle Bezeichnungen für dein wahres Selbst sind schwebende Begriffe und das bleibt auch so, bis dir deine Erwachtheit bewusst geworden ist. Genauer: Bis sich die Erwachtheit ihrer selbst bewusst geworden ist.

Warum sind das schwebende Begriffe? Weil es keine Erfahrung im menschlichen Leben gibt, die mit dem Erwachen vergleichbar wäre. Das Erwachen ist der Eintritt in eine bisher unbekannte Realität. Niemand hat vorher etwas Vergleichbares erlebt. Das Erwachen ist kein neues Gefühl, kein neuer Gedanke und keine neue Sinneswahrnehmung. Das Erwachen öffnet eine völlig neue Kategorie der Erfahrung, die niemand vorher für möglich gehalten hätte. Es ist also etwas völlig Neues.

Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum das Erwachen ein schwebender Begriff ist: Das wahre Selbst hat weder eine zeitliche noch eine räumliche Grenze. Es ist also kein getrenntes Ding. Es ist zeit- und formlos.

Folglich kann das wahre Selbst keinen Namen haben, denn Namen und Begriffe sind per Definition Beschränkungen. Definieren bedeutet schließlich abgrenzen. Alles Getrennte, Formen und Objekte, können wir abgrenzen, aber dein wahres Wesen ist grenzenlos. Dafür kann es keine Definition geben. Das kann man nicht benennen. Das kann man nur entdecken. Jetzt. Widmen wir uns also wieder der Frage: wie?

Was bist du nicht? Oder anders gefragt: Was in deinem Geiste ist nicht zwingend erforderlich, damit du jetzt existierst?

Zur Erinnerung: Wir untersuchen hier die Essenz deines Seins, nicht deine Person oder deine Persönlichkeit. Wir wollen herausfinden, was deine Existenz im Hier und Jetzt, also jetzt gerade, wo du diese Zeilen liest, überhaupt möglich macht.

Was macht deine Existenz möglich? Was ist die Grundlage deines Seins? Jetzt? Oder: Was ist nicht nötig, um zu sein? Was können wir also ausschließen?

Jede Definition! Jede Definition können wir ausschließen. Denn du brauchst keine Definition, um zu sein. Eine Definition hält dich nicht am Leben. Kannst du das bestätigen?


3. Hinweis: Du bist nicht deine Geschichte

„Du kannst die Wahrheit nicht erfahren, wenn du weiterhin deine Geschichte erzählst, und du kannst deine Geschichte nicht weitererzählen, wenn du die Wahrheit erfährst.“
(Gangaji)

Was ist mit deiner Geschichte? Kannst du sie vergessen? Dann kannst du sie nicht sein.

Jeder hat eine persönliche Vergangenheit. Und jede Person oder Persönlichkeit wurde von der Vergangenheit beeinflusst oder geprägt. Nicht nur von der Vergangenheit, aber ganz sicher zu einem großen Teil.

Aber die entscheidende Frage hier ist: Kannst du ohne Geschichte sein? Würdest du aufhören zu existieren, wenn du deine persönliche Geschichte vergessen würdest?

Um dir gleich eine mögliche Befürchtung zu nehmen: Es geht nicht darum, dass du deine persönliche Geschichte vergessen musst, vergessen wirst oder brauchst, um zu erwachen. Wer würde das schon wollen? Das ist nicht die Frage.

Die Frage lautet: Ist dein bloßes Dasein – jetzt – abhängig von deiner persönlichen Geschichte? Würdest du sterben, wenn du deine persönliche Geschichte vergessen würdest??

Denn wenn nicht, dann kannst du nicht deine persönliche Geschichte sein. Das kann nicht deine Essenz sein. Das kann nicht das sein, was deinen Körper jetzt gerade am Leben erhält.

Du bist nicht deine Vergangenheit!

Gäbe es die Möglichkeit, deine persönliche Geschichte per Knopfdruck zu löschen, würde das nichts an deinem Dasein, im Hier und Jetzt, ändern. Du wärest immer noch hier. Wie gesagt, wir wollen deine Vergangenheit nicht löschen. Wir wollen untersuchen, wer du wirklich bist. Daher trennen wir das Unnötige von dem Essentiellen, um zu sehen, was bleibt.

Wer bist du ohne Geschichte und ohne Vergangenheit? Was bleibt?

Du bist schließlich auch ohne Geschichte. Deine Geschichte animiert nicht dein Leben, dein Dasein. Deine Geschichte hält dich nicht am Leben. Du hältst die Geschichte am Leben – nicht umgekehrt. Aber dein Sein ist nicht von deiner Geschichte abhängig.

Wer bist du ohne Geschichte? Was ist das in dir, das ohne Geschichte sein kann?

Prüfe das, bevor du weiterliest. Wichtig: Prüfe das, ohne zu denken. Denn Denken ist auch Geschichte. Wenn du nachdenkst, erzählst du dir eine Geschichte. Wer bist du ohne Geschichte? Prüfe das, ohne zu denken.


4. Hinweis: Du bist nicht dein Selbstbild

„Der Verstand an sich ist nicht gestört. Er ist ein wunderbares Werkzeug. Die Störung beginnt, wenn du dein Selbst in ihm suchst und ihn fälschlicherweise für das hältst, was du bist.
Dann wird er zum Ego-Verstand und übernimmt die Macht über dein ganzes Leben.“
(Eckhart Tolle)

Was ist mit der Beschreibung deiner Person? Kannst du das sein? Kann das die Essenz deiner Lebendigkeit sein?
Nehmen wir an, du würdest dich selbst beschreiben. Wenn dir das schwer fallen würde, dann nehmen wir eben an, dass dich andere, die dich gut zu kennen scheinen, beschreiben würden – vielleicht ein Freund oder ein Psychoanalytiker.

Wer hier wen beschreibt ist unwichtig. Aber kannst du eine Beschreibung sein? Würde das bedeuten, dass du die Grundlage deines Seins verlieren würdest, dein Leben verlieren würdest, wenn du deine Beschreibung verlierst?

Ist dein Sein, Hier und Jetzt, abhängig von einer Beschreibung? Ist die Beschreibung nicht selbst nur eine Geschichte, die du dir erzählst? Wer bist du ohne Beschreibung? Wer bist du ohne Geschichte?

Kannst du dein Selbstbild und deine persönliche Geschichte für einen Moment vergessen?

Dann kannst du das nicht sein. Da hilft auch keine neue Beschreibung. Denn auch eine neue Beschreibung könntest du vergessen, wärest aber immer noch lebendig.

Was hält dich lebendig? Wer bist du ohne Beschreibung? Ohne ein Selbstbild? Hier und Jetzt? Prüfe das.


5. Hinweis: Du bist nicht dein Wille

„Also der Erwachte: Weil er nicht scheinen will, leuchtet er. Weil er von sich absieht, wird er beachtet. Weil er nichts für sich will, hat er Erfolg. Weil er nichts aus sich macht, hat er
Macht. Weil er nicht widersteht, widersteht ihm nichts.“
(Laotse)

Als du geboren wurdest, hattest du keinen persönlichen Willen. Du hattest nicht einmal eine Person. In deiner Wahrnehmung gab es keine Trennung zwischen dir und den anderen. Du warst auch nicht verbunden. Es gab weder eine Trennung noch Verbundenheit, denn du wusstest weder etwas von Trennung noch von Verbundenheit. Es gab nur Einheit, jenseits der Bedeutung von Einheit.

Kurze Erläuterung: Was ist eine Person??Im Alltag setzen wir den Begriff Person mit dem Begriff Mensch gleich. Das ist hier nicht gemeint. Person leitet sich von dem lateinischen Wort Persona ab und bedeutet Maske. Die Person ist das persönliche Ich, die Wahrnehmung eines psychischen Ichs, das getrennt von anderen Ichs existiert. Das ist die Person und jeder Mensch hat eine.

Andere synonyme Begriffe für Person sind Ego, Ich, illusionäres oder falsches Selbst. Maske deutet auf den illusionären Charakter dieses Selbst hin. Das Ich, die Person, maskiert die wahre Identität, das wahre Selbst, das Sein.

Erst mit zwei, drei Jahren hast du die Fähigkeit entwickelt, dich mit deinem Körper zu identifizieren, womit die Grundlage geschaffen wurde, dich als ein getrenntes Wesen wahrzunehmen. Vorher warst du in deiner Wahrnehmung Ich-los. Du hast ohne ein getrenntes Ich existiert.

Für andere warst du von Anbeginn eine getrennte Person. Seit deiner Geburt haben dich die Menschen als eine getrennte Person betrachtet, weil die meisten Menschen sich selbst auch nur als eine getrennte Person wahrnehmen. Sie hatten ihre wahre Identität vergessen. So schlossen sie fälschlicherweise von sich auf dich. Aber das nur am Rande.

Fakt ist: Du warst schon einmal ein ungetrenntes Wesen. Vor deiner Geburt und kurz nach deiner Geburt. Du warst lebendig, aber du warst kein Ich, keine Person.

Erinnere dich. Du warst kein Wesen, welches über sich selbst und die Welt nachgedacht hat. Das sind alles Fähigkeiten, die später hinzugekommen sind, aber nie die Essenz deines Seins darstellten. Und diese Essenz hat keinen persönlichen Willen.

Wer bist du ohne Willen?

Auch hier sei erwähnt, dass es in dieser Untersuchung nicht darum geht, aus dir ein willenloses, fremdbestimmtes Werkzeug zu machen. Habe keine Angst zu untersuchen, wer du ohne Willen bist. Beim Erwachen geht es nicht darum, deine Fähigkeit in der Gesellschaft zu funktionieren, außer Kraft zu setzen. Es geht darum, herauszufinden, was die Essenz deines Seins ist. Und deine Essenz war schon da, bevor du einen persönlichen Willen hattest, ja selbst, bevor du im Spiegel erkennen konntest, dass du das Spiegelbild bist.

Heute fragen sich viele Menschen, wie man spirituell erwachen kann. Mit anderen Worten: Wie kann ich willentlich das Erwachen herbeiführen? Wie nutze ich meinen Willen, um zu erwachen? Das ist eine berechtigte Frage, aber keine zielführende.

Die eigentliche Frage müsste lauten: Wer warst du, bevor du Entscheidungen treffen konntest? Denn in der Essenz warst du als Baby genau das Gleiche, was du heute auch bist. Was bist du damals schon gewesen?

Die Frage ist: Wer bist du ohne Willen? Irgendetwas hält dich ja lebendig, ganz unabhängig davon, welche Entscheidungen du triffst. Unabhängig davon, ob du von deinem persönlichen Willen Gebrauch machst. Unabhängig davon, ob du meditierst oder einer anderen spirituellen Praktik nachgehst.

Was ist das? Wer bist du ohne Willen. Jetzt? Was immer dein Wille oder dein Weg ist: Kannst du ihn für einen Moment vergessen?

Wenn ja, dann kannst du das nicht sein, denn du bist schon, bevor du den ersten Schritt eines Weges gehst. Du bist schon bevor du das Ziel oder den Weg kennst. Aber als was?

Als was existierst du ohne Willen? Ohne Person? Ohne Ich? Prüfe das.

Von Anssi Antila


Auszug aus dem E-Book:

AnssiCover2



Anssi Antila: „Spiritualität, Erleuchtung, Erwachen. Wie man die Essenz des Seins erkennt“


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Anssi Antila, 1979 in Sankt-Petersburg geboren, wuchs in Helsinki und Berlin auf, wo es 2009 geschah: Beim Lesen des Buches „Jetzt“ von Eckhart Tolle erwachte er zu seiner spirituellen Natur.  Für den ehemaligen Manager, den Spiritualität nie interessierte, begann plötzlich ein neues Leben: Über die Meditation tauchte er tiefer in die Mystik ein und erlebte zahlreiche transformative und übersinnliche Erfahrungen. Er absolvierte Ausbildungen in psychologischer Beratung, Reiki und heilkundlicher Psychotherapie — schrieb Bücher, Blogs sowie Artikel für Zeitschriften. Heute spricht er als spiritueller Lehrer auf Kongressen und begleitet Menschen online auf ihrem Weg zum spirituellen Erwachen.

www.anssi.guru

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4 Kommentare

Lavendula 5. Mai 2016 - 07:59

Erleuchtung schließt nicht aus, dass ein Mensch seinen Lebensunterhalt finanzieren muss, also solchen Schnickschnack wie Miete, Kleidung, etwas Essbares, Krankenversicherung (auch, wenn man diese ja gar nicht mehr braucht, weil ja die Zähne schon in der Ewigkeit leuchten). Und einigen gelingt es, ihre Erleuchtung auf ganz banalen Wirtschaftswegen so zu verkaufen, dass sie sogar von Spendengeldern Urlaub machen.
Danke für den Buch-Tipp, Julia: „Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen“. Die Weisheit der Erleuchtung lebenspraktisch im Alltag anzuwenden, macht Sinn, anstatt die Welt in Erleuchtet und Unterbelichtet zu spalten.

OWK Edgar Hofer 26. Mai 2015 - 01:55

Ganz ehrlich ??

Ich glaube in den nächsten Jahren wird der Anssi hier in Deutschland das, was der Tolle in USA ist.

Namaste

Julia 7. Dezember 2014 - 21:51

Über den sogenannten Zustand der Erleuchtung kursieren in der Szene unzählige Missverständnise und Illusionen. Buchtipp: Jack Kornfield: Nach der Erleuchtung Wäsche waschen und Kartoffeln schälen.
Als einer der bekanntesten Meditationslehrer und Theoretiker der USA stellt er darin die These auf, dass noch nichtmal die bedeutenden spirituellen Lehrer im Westen den letzten Zustand der Befreiung erlangt haben. Für mich eines der wichtigsten Bücher auf dem spirituellen Weg, ernüchternd, desillusionierend, ungeschminkt realitätsnah.

Gabriele Schlereth 27. Oktober 2014 - 14:07

Werde wieder zu dem was du warst als du auf die Erde kamst.
Dieser Satz sagt alles aus. Eins mit allem was ist in bedingungsloser Liebe.

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