Wesentlicher Begriff für das Verstehen des menschlichen Geistes. Je nach Lehre und Weltbild gibt es unterschiedliche Bewusstseinsmodelle. Heute treffen sich naturwissenschaftliche und spirituelle Modelle und verbinden sich. Modelle sind jedoch immer hypothetisch, sind Bilder oder erste Vermutungen. Je nach geistigem Hintergrund interpretiert jeder Mensch seine Einsichten und Erfahrungen auf seine Weise. Dennoch sind Modelle nützlich, um individuelle Erfahrungen und auch veränderte → Bewusstseinszustände verstehen und einordnen zu können.
Die wesentlichsten Bewusstseinsmodelle:
1. Das materialistische Modell: In der Neurophysiologie bzw. Gehirnforschung wird Bewusstsein als Gehirnfunktion beschrieben. Das klassische Modell beruht auf Kausalität: Stimuli der Umwelt ⇒ Sinnesorgane ⇒ Gehirn und Wahrnehmungsverarbeitung ⇒ Reaktion, Reflexion, Repräsentation ⇒ Entscheidung. Aufgrund von Experimenten wurde nachgewiesen, dass dem bewussten Willensakt eine messbare physiologisch-neuronale Veränderung vorhergeht und diese folglich nicht als Reaktion auf eine willentliche Entscheidung angesehen werden kann (→ Wille). Biochemie, Gehirnelektrizität und neurophysiologische Abläufe wirken zusammen und verbinden sich mit den psychologischen Funktionen.
2. Das psychologische Modell: Wahrnehmungen, Erinnerungen, Handlungen, Gefühle und Gedanken bilden innere Muster im Gehirn, die wiederum wechselseitig aufeinander wirken und in bestimmten Abläufen fein ineinander greifen. Zusammen mit den neurologischen Funktionen ergibt dies hoch komplexe Aktivitätsmuster.
3. Das energetische Modell: Vorstellung, dass es „Bewusstseinsquanten“ gibt, die den ganzen Körper durchdringen. Die Wirksamkeit dieser Quanten ruft alle Aktivitäten hervor, die das Leben ausmachen. Der Physiker Fred Alan Wolf stellt ein Modell vor, nach dem es ein Überbewusstsein gibt, das den Inhalt zahlreicher „Teilbewusstseine“ umfasst und integriert. Die Teilbewusstseine wählen ihrerseits mittels des Beobachtereffekts aus einem ungeheuren Meer von Möglichkeiten bestimmte Wirklichkeiten aus. Prof. Fritz-Albert Popp zeigte, dass ein enger Zusammenhang aller Vitalfunktionen mit der Speicherung und Abstrahlung von Licht (den Biophotonen) der Zellen besteht (→ Aura). Das eröffnet die Möglichkeit für ein Bewusstseinsmodell, dem zufolge Informationen des Körpers mit Informationen außerhalb des Körpers in Wechselwirkung stehen können.
4. Das spirituelle Modell: Bewusstsein ist vom Gehirn unabhängig und bildet eine eigene Sphäre oder ein eigenes → Bewusstseinsfeld, vergleichbar mit der Atmosphäre, vielleicht sogar mit dem Raum-Zeit-Kontinuum des Universums. Dieses Bewusstseinsfeld steht in einer Wechselwirkung mit dem individuellen Bewusstsein des Einzelnen, wobei die Gehirnfunktionen ähnlich wie ein Radioapparat als Transmitterstationen wirken. Das Bewusstseinsfeld, in welches das individuelle menschliche Bewusstsein eingebettet ist, kann Informationen aus dem Gesamtfeld der immer währenden, kreativen Neuerschaffung des ganzen Universums aufnehmen und speichern – und wiederum über das Gehirn als Transmitterstation in das menschliche Leben fließen lassen. In diesem Modell werden– im Gegensatz zum materialistischen Modell – willentliche Entscheidungen nicht im Gehirn getroffen, sondern kommen aus dem kreativen Bewusstseinsfeld. In diesem Fall wirkt ein Akt des freien → Willens auf die neurophysiologischen Veränderungen ein, bevor es zu einer Handlung kommt. Ob das Zusammenspiel zwischen → Geist und Materie allerdings tatsächlich auf Kausalität beruht, ist eine Frage, die schwer gelöst werden kann.
Die Grenzen zwischen verschiedenen Erlebnisdimensionen sind jedoch unscharf. Bei jedem veränderten Bewusstseinszustand lassen sich biochemische oder neurologische Wirkungsweisen feststellen. Physiker, Biologen oder Gehirnforscher machen es sich zu einfach, wenn sie daraus schließen, Bewusstsein sei nur eine Gehirnfunktion, und veränderte Zustände würden keine „geistige“ Welt außerhalb unserer physischen Wahrnehmungsfähigkeit beweisen. Selbst physikalische Modelle, die versuchen, → paranormale Erfahrungen zu verstehen oder mit einem erweiterten Physikbegriff zu arbeiten, bleiben letztlich auf der Ebene „materialistischer“ Interpretation. Auch die Wechselwirkungen von Materie, Energie und Information sind für Physiker kein Beweis geistiger, nichtmaterieller Welten. Immerhin gehen manche Physiker inzwischen so weit zu sagen, „das Universum habe ein Bewusstsein“ und das Gehirn sei deshalb sein Abbild. Wenn das Gehirn so aufgebaut ist wie die Welt, dann ist die Welt auch so aufgebaut wie das Gehirn, das immerhin mit seinen 1019 Zellen (100 Mrd. mal 10 Mio.) eine ähnliche Dimension hat wie der Kosmos Sterne.
Die neurologischen Aktivitäten des Gehirns verarbeiten zwar die Eindrücke aus der Sinneswelt und erschaffen Daten, die den Menschen befähigen, mit der Außenwelt zurechtzukommen, doch allein diese Fähigkeit des Gehirns kann noch nicht als Bewusstsein bezeichnet werden. Ein Mensch kann durchaus leben und agieren, ohne irgendein „Bewusstsein“ zu haben, sozusagen wie ein lebendiger Roboter. Daraus kann geschlossen werden, dass die Qualität des Bewusstseins nichts mit dem Leben zu tun hat.
Was aber ist dann Bewusstsein? Man könnte es als bestehend aus „intelligenten Informationsquanten“ definieren, die die Fähigkeit haben, die Dinge „im Innersten“ zusammenhalten und zu informieren. Ähnlich wie Licht und Luft ist diese intelligente Energie in allem anwesend, doch wir bemerken sie meistens nicht. Man könnte sogar sagen, dass Bewusst-Sein, also wissendes, intelligentes Sein, alles Existierende umschließt oder in allem ist und mit dem schöpferischen → Willen verbindet.
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