Chinmoy Kumar Ghose, Sri (geb. 1931)
Langjähriger Schüler von Sri → Aurobindo; lehrt heute in aller Welt. Mit elf Jahren verliert der Junge seinen Vater und mit zwölf Jahren seine Mutter, worauf die Geschwister in den Ashram von Sri Aurobindo nach Pondicherry gebracht werden; Chinmoys ältester Bruder hatte schon vorher mit dem Ashram in Kontakt gestanden. Bis 1964, also 20 Jahre lang, bleibt Chinmoy im Ashram, eine ungewöhnlich lange Zeit, die ihn nachhaltig geprägt haben dürfte.
Den „Integralen Yoga“ hat Chinmoy in seine Lehre mit einigen Änderungen aufgenommen. 1965 verließ er den Ashram und begann ab 1967 öffentlich aufzutreten und erste Schüler um sich zu sammeln. Chinmoy ist geprägt von indischer Spiritualität (mit allen wesentlichen Elementen indischer Philosophie wie → Reinkarnation, → Karma-Lehre und Verständnis des Gurus als personifizierter Erleuchtung). Das „Sri“ in seinem Namen bedeutet in etwa „Göttlicher“ oder „Majestät“. Viele indische Gurus führen diesen Beinamen.
Sri Chinmoy lehrt nach eigenen Angaben „einen modernen, ganzheitlichen Yoga, der viele Aspekte des menschlichen Wesens und westlichen Lebens mit einbezieht“ und seine Wurzeln im → Hinduismus hat. Die tägliche, regelmäßige Meditation auf das Herzzentrum hin (→ Bhakti-Yoga) bildet den Hauptinhalt der Lehre und soll als „Weg des Herzens inneren Frieden, Freude, Licht und Liebe“ vermitteln. Dem Schüler soll es so gelingen, zu einer tiefen, befreienden Erfahrung zu gelangen, zum Einssein mit Gott. Der „Supreme“ (in der Bewegung Name für Gott) kann durch regelmäßige Meditation verinnerlicht werden.
Hier wird der Einfluss Aurobindos mit seinem Gedanken der „religiösen Evolution“ deutlich: Die individuelle Seele kann durch stete Übung aufsteigen und sich immer näher zu Gott hin entwickeln. Die → Meditation, wie Chinmoy sie lehrt, ist Teil eines dreifachen Yoga, der aus Konzentration, Meditation und Kontemplation besteht. Alle drei Elemente sollen täglich geübt werden und den Schüler zu einem bewussteren und erfüllteren Leben führen. Am Anfang steht jeweils die Konzentration, die aus Atemübungen (→ Atem, Atemtechniken), der richtigen Körperhaltung und der Rezitation von → Mantras besteht. Kritisch zu sehen ist die starke Betonung der Hingabe an den „Guru“.