Ein Kommentar von Thomas Schmelzer
In letzter Zeit ist das Thema Burnout in aller Munde, und auch mir begegneten in kurzer Folge Bekannte, die daran leiden oder litten – drei davon arbeiten erfolgreich in der spirituellen Medienbranche.
Nach guter esoterischer Sitte fragte ich mich sofort: Ist das ein Zeichen? Sollte auch ich aufpassen, dass ich es nicht übertreibe mit meiner derzeitigen Begeisterung, mich als Journalist und Moderator ganzheitlichen Themen zu widmen, wo es nur geht? Tatsächlich war ich nach einem dieser Gespräche mit einem Betroffenen am nächsten Tag völlig geplättet, am Ende. Ich brauchte Ruhe, fühlte Traurigkeit, wollte nicht das Geringste mehr arbeiten. Sofort meldete sich schlechtes Gewissen, aber zum Glück blieb ich dabei. Und das war gut so.
Was hat auch unser ganzes Tun, unser kluges spirituelles Plaudern für einen Sinn, wenn man es selber nicht mehr hinkriegt, in die innere Mitte, in die Ruhe zu kommen?
Der Verstand will immer weiter machen, denkt, das ist ganz normal so. „Kann doch nicht so schwer sein“. Wie merken wir, wann es umschwenkt? Anzeichen gibt es ganz bestimmt, nur, wir müssen lernen, sie wieder zu hören und wahrzunehmen. Plötzlich meldet sich irgendwas im Körper – je nach Veranlagung und Befindlichkeit. Jeder hat so eine oder mehrere Schwachstellen, die dann jucken, nerven, weh tun. Oder die Leichtigkeit geht verloren. Hindernisse verhindern ein einfaches Fortschreiten, man wird schnell müde, frustriert, traurig, lustlos.
Wie aber erkenne ich diese ersten Anzeichen? Wann verwandelt sich natürliche Freude und Begeisterung in Überforderung? Da hilft nur, immer wieder Hineinspüren, was wirklich ist. Das will geübt werden. Wie schnell spiegelt uns unserer Verstand wieder: „Das ist schon Prima so, du bist auf einer Erfolgswelle, das geht quasi weiter wie von selbst.“ Alex Wilson, mit dem ich in zwei Wochen ein MYSTICA Gespräch führen darf, bietet das Modell des Surfers an. Ein Surfer muss seine eigene Welle finden und lernen, sie zu reiten. Diese Welle ist aber irgendwann zu Ende. Bevor eine neue kommt, ist erst mal Ruhe angesagt – Ausatmen sozusagen.
Das fällt schwer, ist aber vermutlich die große Kunst: Dem Leben, den Wellen zu vertrauen. Dann ist alles mühelos. Vermutlich.
Besonders das Ausatmen, das Nichtstun, das Herumwursteln mit dem, wozu man gerade Lust hat – das sollte man sich immer wieder erlauben. Nur so geschieht ein Ausgleich. Wir denken schnell, dass wir dann uneffektiv und nicht sehr fleißig sind – aber wissen wir wirklich immer, wozu es gut ist? Kinder und Tiere tun einfach, wonach ihnen ist. Katzen sind einfach so, wie sie sind. Ich meine jetzt nicht, dass wir uns von der Heiligkeit dieser Tiere einweihen lassen sollen – aber die spielerische Offenheit und Leichtigkeit können wir wunderbar bei ihnen abschauen.
Dieter Broers bot am 17. September, in unserer ersten „MYSTICA exklusiv“-Veranstaltung an, öfter mal ein „Rendezvous mit sich selbst“ zu zelibrieren. Gerne treffen wir Freunde und Geliebte – aber wann sind wir einfach mal mit uns selbst zusammen? Ohne Ablenkung, Musik, TV – einfach mal eine halbe Stunde mit sich sein?
Es ist ja nicht so, dass da nichts passiert. Jeder Meditierende – und das ist ja schon so etwas wie Meditation – kennt das. Oft ist es auch nicht angenehm, weil einem gerade dann Stress, Unruhe, Ängste und andere Dinge begegnen. Sie waren immer da, aber nun werden sie erstmals bewusst wahrgenommen. Aber: Auch dieses wird vergehen, vor allem dann, wenn man es bewusst einmal gefühlt und angenommen hat.
Meistens aber tut es einfach gut, in der Sonne zu sitzen.
Und sagen Sie jetzt nicht: Das würd ich gerne, aber ich muss zuerst noch….
k
Also: Nur Mut.
Tun sie zwischendurch, vielleicht sogar jeden Tag einige Minuten, eine halbe Stunde: Nix.
Was ein Luxus!
Thomas Schmelzer
5 Kommentare
um es gleichweg zu sagen: ich kann nicht nichts tun. kärntner Freundinnen sagen mir „waßt wie schän, an tag lang so herumtschurschen…“ ich weiß es nicht, weil ichs nicht kann. ein sinnloser tag wär ein Trauma für mich. ich würde mir den Luxus nichts tun gern leisten, aber mir ist dann so schrecklich langweilig.
Öfter mal gar nichts zu tun ist wirklich Luxus pur, nur leider gönnen wir uns den Luxus viel zu selten, weil wir dann eben ein schlechtes Gewissen haben, weil ja noch so viel zu tun ist. Nur müssen wir uns die Zeit zum Nichtstun nehmen, denn nur da können wir Kraft für die nächsten Aufgaben tanken.
Schönen Gruß
Michaela
Hallo Herr Schmelzer,
miner Meinung nach sind es die Dinge im Leben die wir „runterdrücken“, also nicht haben wollen wie Neid, Wut, Scham, Schmerz… die uns erschöpfen, bis hin zum Burnout. Wenn wir bereit sind unsere ungewollten Seiten anzuschauen, zu akzeptieren, zu transformieren, dann erreichen wir immer mehr Leichtigkeit und „wissen“ einfach von innen heraus was uns gut tut und was nicht und leben immer mehr danach.
Herzliche Grüße
Marianne Wiefarn
Das ist es !!!!!!!!! und tief durchatmen.
Einatmen — Ausatmen: Gedanken loslasse.
Hallo Thomas,
da hast du die richtigen Punkte angesprochen, finde ich. Es ist nicht leicht, leicht zu leben 😉
Gruß Ronald