Hermetik

von Lexikon

Die hermetische Philosophie wird oft gleichbedeutend mit → Esoterik verwendet. Die Hermetiker und → Neuplatoniker können als direkte Abkömmlinge der Lehren der → Gnosis angesehen werden. Die Schriften, die Hermes Trismegistos (ca. 2. Jh. v.u.Z.), der griech. Ausprägung des ägyptischen Gottes der Weisheit, Thoth, zugeschrieben werden, gehen wahrscheinlich auf Zeitgenossen von → Valentinus zurück.
Die neoplatonische Schule, die um Plotinus (gest. 268) entstand, ist von gnostischen Ideen beeinflusst, auch wenn Plotinus selbst einige gnostische Lehren ablehnte. In dieser Philosophie manifestiert sich die Schöpfung in drei Welten durch die Emanationen („Ausströmungen“) Gottes (→ Oktavengesetz). Aus der Fülle göttlicher Einheit entstehen die reine Intelligenz und daraus die Weltseele. Alles weitere emaniert dann aus dieser göttlichen Triade (→ Trinität, → Gurdjieff). Die menschliche Seele ist von göttlicher Herkunft, jedoch durch den materiellen Körper befleckt, sodass es darum geht, die Seele von ihren Unreinheiten zu säubern.
In einem anderen hermetischen Modell des Universums erschuf Gott die Welt, die Welt erschuf Begriffe von der Zeit, und die → Zeit erschuf die Idee des „Werdens“. Die → Ewigkeit war ein Bereich Gottes, aber die zeitliche Welt bewegte sich innerhalb der Ewigkeit. Diese Verknüpfung führte zu der Sicht „Alles ist Eins“.
Diese Ideen finden wir in vielen anderen gnostischen Schriften. Weitere Neoplatoniker waren z.B. Jamblicus (gest. 333), Porphyrus (gest. 304) und Proklos (gest. 485), die ein System entwickelten, aus dem viele spätere magische und okkulte Lehren hervorgingen. Es gibt kaum eine unorthodoxe oder häretische Bewegung in der christl. Geschichte, die sich nicht auf gnostische Ursprünge zurückführen ließe. Schließlich fanden gnostische Ideen sogar ihren Weg zurück ins Christentum und verbanden sich durch die Arbeit der platonischen Akademie, die von dem Bankier Cosimo de’ Medici begründet wurde, mit christl. Vorstellungen. So wurde während der Renaissance (ab Mitte des 15. Jh.) Florenz zum Zentrum der hermetischen Tradition.

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