Ähnliches wie für die spirituelle bildende → Kunst oder → Architektur gilt für Entwicklungen in der Musik des Mittelalters und der Neuzeit. Gregorianische Choräle, die polyrhythmischen Gesänge in der russischen, griech.-orthodoxen Kirche oder bestimmte Kompositionen von Johann Sebastian Bach wie „Das musikalische Opfer“ sind zweifellos „objektive Kunst“, die noch heute die Menschen tief berühren und beeindrucken.
Die Musikentwicklung der letzten Jahrhunderte hat in Europa viele große Kunstwerke hervorgebracht. Es empfiehlt sich, einmal verschiedene Kompositionen bekannter klassischer Komponisten wie Beethoven, Mahler oder Wagner oder auch zeitgenössische Neue Musik auf die Eigenschaften von „objektiven“ Ausdrucksformen hin anzuhören.
In den letzten 20 Jahren hat man auch versucht, die traditionelle Musik verschiedener Kulturen, etwa die → mantrischen Gesänge tibet. Mönche oder indigene Gesänge schamanischer Völker (→ Schamanismus), mit westlicher Musik zu einer „Weltmusik“ zu verbinden. Manche Kompositionen davon sind ein gelungener Versuch, ethnische und westliche Musik zu etwas Neuem zu verschmelzen oder ethnische Musik in westlichen Formen neu auszudrücken. Auch im Jazz gibt es interessante Versuche wie z.B. den Klassiker „Music for Zen Meditation“. Es gibt jedoch relativ wenig „objektive“ Musik, die in den letzten zwei bis drei Jahrhunderten entstanden ist und einen erhöhten Bewusstseinszustand hervorrufen oder stimulieren kann. Inzwischen werden einige wenige CDs mit besonders komponierter Synthesizermusik angeboten, die während „psychedelischer“ Sitzungen (→ Psychedelische Erfahrung) das innere Erleben stimuliert und „Bewusstseinsräume“ öffnet. Kompositionen mit dem Label „Trance“ oder „Psychedelic Trance“ enthalten meist „Technorhythmen“ und führen eher in diffuse Trancezustände als zu Bewusstseinserweiterung (→ Trance).
Die heutige Unterhaltungsmusik erzeugt hauptsächlich zufällige Stimmungen oder Emotionen bei den Zuhörern, je nach Geschmack oder Hörgewohnheiten, vermag aber nicht die Wahrnehmung anderer Bewusstseinswelten zu wecken. Die Menschen werden durch diese Art der Musik nicht in „ihrer Seele berührt“ – wenn man den Ansatz einer nichtsubjektiven Wirklichkeit zugrunde legt.
Gängige Unterhaltungsmusik „heilt“ vielleicht verletzte Emotionen und bringt vorübergehende Stimmungen hervor. Gerade Filmmusik arbeitet mit solchen Stimmungen: Wenn Menschen dann mit den Protagonisten eines Films mitfühlend weinen, lachen oder innerlich bewegt sind, hat diese Musik natürlich „Wirkung“, aber eben nur auf einer persönlichen, subjektiven Ebene.
Daneben sind weitere Kriterien zu berücksichtigen, wie sie der Arzt John Diamond in seinem Werk „Lebensenergie in der Musik“ (2000) aufgezeigt hat. Durch kinesiologische Muskeltests kann erfahren werden, wie der Körper auf Musik reagiert. Für Diamond ist es wichtig, dass die Musik „Lebensenergie“ enthält und diese auch beim Zuhörer stärkt. So kann dasselbe Stück je nach Dirigent und Orchester die Lebensenergie schwächen, während eine andere Aufnahme sie stärkt.
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