Die neuplatonische Schule, die um Plotin (205-270) entstand, ist von gnostischen Ideen beeinflusst, auch wenn Plotin selbst einige gnostische Lehren ablehnte.
Die Neuplatoniker gossen die verschiedenartigen und mitunter sich widersprechenden gnostischen Konzepte in ein Korsett pyramidaler, stufenförmiger Weltordnungen. In der Art einer absteigenden Tonleiter der Schöpfung (→ Oktavengesetz) tritt das Universum überströmend aus dem obersten Einen, dem Guten, hervor und folgt dabei in seinen Intervallen den harmonikalen Gesetzen, die auf den Philosophen → Pythagoras (6. Jh. v.u.Z.) zurückgehen. Zwischen der unbeweglichen Welt der himmlischen Urbilder und der beweglichen und vergänglichen Welt ihrer irdischen Abbilder gibt es eine Reihe vermittelnder Instanzen, so auch die Welt des Menschen. Der Mensch hat in dieser Philosophie die Möglichkeit, Geschehnisse im irdischen Bereich zu manipulieren, indem er mit Hilfe von magischen Praktiken auf den mittleren Bereich der Weltseele (der Welt des Bewusstseins, wie wir heute sagen würden, → Geist) einwirkt. Der Kontakt mit dieser Zwischenwelt wird durch den feinstofflichen siderischen Körper bzw. den → Astralkörper hergestellt. Siehe auch: → Dionysios Areopagita, → Hermetik.
Abbildung „Die neun Sphären“ nach einer Vision des Neupythagoräers Martianus Capella (5. Jh.). Die Skala umfasst eine volle Oktave.