Achtsamkeit
Spirituelle Übung im → Buddhismus.
„Achtsamkeit ist Mittel und Ziel zugleich, ist Same und Frucht. Wenn wir Achtsamkeit üben, um Konzentration aufzubauen, dann ist Achtsamkeit der Same. Achtsamkeit bedeutet Leben, sie ist das Lebendige im Gewahrsein. Ist Achtsamkeit vorhanden, so ist da Leben. Somit ist Achtsamkeit auch die Frucht. Achtsamkeit erlöst uns von Unaufmerksamkeit und Zerstreuung. Sie hilft uns, jede Minute unseres Lebens ganz zu leben. Achtsamkeit erst schenkt uns Leben.“ (→ Thich Nhat Hanh 1997, 27)
Die buddhist. Einsichtsmeditation (→ Vipassana) schult eine genaue und vollständige Wahrnehmung all dessen, was im Augenblick geschieht. Sie dient dazu, eine unvoreingenommene, uneingeschränkte Erfahrung des Augenblicks zu machen und angemessen darauf zu reagieren. Bei der Einsichtsmeditation ist der Körper entspannt, der Geist aber sehr aktiv. Die Buddhisten lernen sie im ganzheitlichen Rahmen der „fünf spirituellen Fähigkeiten“ – Glaube, Anstrengung, Achtsamkeit, Sammlung und Weisheit. Anstrengung ist auf die Entwicklung der Achtsamkeit gerichtet. Die Achtsamkeit hat mehrere Stufen: Achtsamkeit auf den Körper, Achtsamkeit auf die Empfindungen, Achtsamkeit auf die Geistzustände bzw. Gefühle, Achtsamkeit auf den → Dharma, die Lehre (→ Buddhismus). Danach kommt die Sammlung, die bei der Einsichtsmeditation in beständiger → Aufmerksamkeit „auf den Fluss der sich unentwegt verändernden Objekte richtet“ (Joseph Goldstein 1989). Die letzte Stufe ist die Einsicht (Vipassana) oder Weisheit, eine Fähigkeit, die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Einsicht ist ein intuitives Verstehen.
„Wenn die Einsicht in die Vergänglichkeit und in das Leiden tiefer wird, taucht der dritte Aspekt der Weisheit auf: Gewahrsein der selbstlosen Natur der Phänomene … Wir sind dieser sich von Augenblick zu Augenblick verändernde Prozess. Es gibt niemanden dahinter, dem all dies zustößt.“ (Joseph Goldstein 1989)