Chakra (Sk. „Kreis“, „Wirbel“)
Energiezentrum in der „Subtilphysiologie“ des → Tantra. Allerdings waren Energiezentren bereits lange vor der indischen tantrischen Lehre im chines. → Tao-Yoga bekannt. Die Entdeckung von Energiezentren und den damit verbundenen Energiebahnen ging wahrscheinlich mit asketischen, ekstatischen und kontemplativen Erlebnissen einher. Die Yogis experimentierten viel und entdeckten durch veränderte → Bewusstseinszustände analog zur reinen Physiologie eine Art → Energiekörper, der ebenso wie der physische Körper von Kanälen und Fasern aus „Licht“ durchzogen ist. Die Chinesen nannten diese (übersetzt) „Meridiane“, die Inder „Nadis“. Besondere Energiekonzentrationen heißen Chakras.
Die Energiezentren werden durch „Lichtfasern“ miteinander verbunden, sodass die Energie durch den gesamten Energiekörper fließen kann, genauso wie das Blut durch die Adern unseres physischen Körpers fließt. Gibt es Blockaden, Stockungen oder Verunreinigungen, so entstehen Krankheiten. Denn Leben ist Bewegung, Leben ist ständig im Fluss.
Die Lage der Chakras entspricht den Geflechten des vegetativen Nervensystems. Dieses Nervensystem, auch Parasympathikus genannt, regelt vor allem die Vitalfunktionen (Atmung, Verdauung, Stoffwechsel, Sekretion, Wasserhaushalt u.a.) und gewährleistet das Zusammenwirken der inneren Organe. Das vegetative Nervensystem bildet mit dem System der endokrinen Drüsen und den Körperflüssigkeiten eine funktionelle Einheit. Außerdem bestehen Wechselbeziehungen zwischen dem vegetativen und zerebrospinalen Nervensystem, dem Sympathikus, aber auch zwischen vegetativen und psychischen Vorgängen, dem Immunsystem, das durch Hormone gesteuert wird.
Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die alten Tao-Yogis und chines. Heilkundigen auch ohne die heutigen medizinischen Kenntnisse durch ihre Übungen die so genannten Chakras entdeckten. Allerdings werden die Kanäle, durch die die Energien des subtilen Körpers fließen, die Nadis, und ihre zentralen Konzentrationen, die Chakras, nicht als physische Linien und Punkte, sondern als Konzentrationen im subtilen Energiekörper erfahrbar. Im Tantra sind diesen Konzentrationen Farben und Töne zugeordnet, die jeweils eine Wirkung ausüben sollen – und von hellsichtigen Menschen gesehen werden. Ihre Wirkung macht sich in den Nervenbahnen und Ganglien bemerkbar und wirkt über diese auf den physischen Körper. Die Arbeit mit den Chakras kann aus diesem Grunde auch eine gesundheitsfördernde Wirkung haben.
Doch diese Wirkung ist sekundär, wenn es um die Stärkung und Festigung des Energiekörpers geht. Denn wenn man die klassischen Texte aufmerksam liest, wird klar, „dass es sich hier um transphysiologische Erlebnisse handelt, dass alle diese ‚Zentren’ ‚yogische Zustände’ repräsentieren“ (Mircea Eliade 1977, 244).
Die physiologischen Angaben in der folgenden Liste geben nur einen Hinweis auf den Bereich, je nach Schule werden weitere Entsprechungen angegeben. Die Symbole werden kurz dargestellt, in detaillierteren Abbildungen enthalten sie eine größere Zahl weiterer Symboldarstellungen.