In einem weltoffenen Land wie Deutschland, das viele fremde Einflüsse zulässt, kommt eine Vermischung zustande. Alle reden zum Beispiel vom Yoga, dem Samsara oder den Chakras – gehören diese Dinge zu uns? Die Abgrenzung zum eigenen kulturellen Erbe wird immer verschwommener, sodass sich wohl nicht mehr alle Deutschen daran erinnern, was Teil der eigenen spirituellen oder religiösen Kultur war. Die Autorin spührt deshalb alte Weisheiten aus Deutschland auf und stellt sie dem Äquivalent fremder Länder gegenüber.
von Hilde Herberth
Als ich meiner Mutter sagte, ich befasse mich mit den Chakras, schaute sie mich mit großen Augen an und fragte, ob es das auch auf deutsch gibt. So wie ihr ging es noch anderen, mit denen ich mich in letzter Zeit unterhalten habe. Nur wenige können mit dem Begriff „Chakra“ etwas anfangen.
Ein Arzt sagte neulich in einem kurzen Gespräch zu mir: „Wir brauchen keinen indischen Religions-Ersatz!“ Ich mußte lachen, da ich die Harmonisierung der Chakras nicht als Religionsersatz bezeichnen würde!
Ich sprach ja gar nicht von Shakti und Shiva und all den anderen Göttern, die im übrigen nur einen Bewußtseinszustand symbolisieren. Wie hatte er das gemeint? Wußte er überhaupt, was Chakras sind? Dachte er, ich wolle ihn bekehren?! Oder wollte er mir damit vorwerfen, dass wir lieber anderen Kulturen folgen, statt unserer eigenen? Ist da vielleicht was Wahres an seiner Aussage?
Ich überlegte: Warum übernehmen wir Heilmethoden und die Spiritualität fremder Völker? Warum lernen wir von den Schamanen, den Yogis, Buddha, den Chinesen? Was ist denn mit unserem eigenen überlieferten Gedankengut? Sollten wir nicht besser unserer Kulter folgen, bevor wir uns mental in den Osten oder nach Amerika oder sonst wohin begeben? Ich habe mich intensiv mit den Chakras beschäftigt, eine Lehre, die aus Indien stammt…
Chakra-Lehre
Zuerst zur Definition von Chakras. Das Wort „Chakra“ bedeutet übersetzt „Rad“. Etwas dreht sich. In den Veden, die mehr als 3000 Jahren alt sind, finden sich Hinweise über die Erkenntnisse der Chakren. In tiefer Meditation erlangten Seher Wissen über Energiezentren am Körper. Sie nannten diese Zentren Chakras, da sie sich wie Wirbel drehen.
Die Chakras nehmen die Energie aus der Umgebung auf und stellen sie dem Körper zur Verfügung. Da sie für die meisten Menschen unsichtbar sind, fällt es der Allgemeinheit erstmal schwer, sich diese Energiewirbel vorszustellen.
Es gibt sieben Hauptchakras, die entlang der Wirbelsäule angeordnet sind. Sie beeinflussen die Zellen, die Organe, das gesamte Hormonsystem und wirken sich auf unsere Gefühle und Gedanken aus. Die Chakras werden bestimmten Farben, Symbolen, Klängen, Elementen, usw. zugeordnet. Das macht diese Arbeit meiner Meinung nach so vielfältig und leicht anwendbar. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann sich auf meiner Homepage über die Chakraharmonisierung informieren.
Jedem Chakra wird ein körperlicher Bereich, ein Entwicklungszustand und ein geistiges Thema zugeordnet. Das Wurzelchakra wird der Mutter Erde zugeornet, das Kronenchakra dem göttlichen Vater. Es geht darum, im Laufe des Lebens seinen Bewußtseinszustand zu erhöhen und das Weibliche mit dem Männlichen zu vereinen. Die Chinesen nennen diese Vereinigung Yin und Yang, symbolisch dafür ist der schwarz-weiße Kreis, den die meisten kennen.
Wir Europäer betreiben Forschungen auf allen Kontinenten. Wir wissen viel über die Heilkunst und die Spiritualität anderer Völker. Doch wieviel wissen wir von unseren eigenen Vorfahren?
Keltische Heilkunde und Spiritualität
Unsere europäischen Vorfahren waren die Kelten und germanische Völker. Sie lebten eine naturverbundene Spiritualität, sie hatten ihre Kraftplätze. Wesentliches unserer Heilkunde entstammt ihrem Wissen.
Die Kelten lebten in engem Kontakt mit dem Wald, in tiefer Verbindung mit der beseelten Natur und der Anderswelt. Die göttliche Kraft war für sie in jeder Pflanze, jedem Baum, jedem Stein oder Tier sichtbar und spürbar. Bäume spielten in der keltischen Heilkunde und Spiritualität eine ganz besondere Rolle.
Ihre Heilkunde wurde vor allem durch die Druiden, jedoch auch durch das einfache Volk getragen. Die Druiden waren Priester, Heiler, Magier und Wissende, die für das körperliche und seelisch-geistige Wohlergehen der Gemeinschaft verantwortlich waren. Das Wesentliche war die starke Verbindung mit der Natur.
An verschiedenen Orten Deutschlands findet man beeindruckende Zeugnisse unserer Vorfahren:
Im Everstorfer Forest bei Mecklenburg-Vorpommern sind 15 Großsteingräber aus der Jungsteinzeit (vermutlich um 3.000 – 3.500 v. Chr.) zu finden, aufgeteilt in zwei Gruppen. Einige Besucher berichten, dass sie schon in der Nähe der Gräber ein Kribbeln spüren würden. Es soll eine undefinierbare Kraft von den Steinen ausgehen.
Im Zentrum des Reichenhaller Triskels, im sogenannten Kirchholz, findet man den freigelegten „Erratischen Block“, der inzwischen als Herzstein wieder bekannt und zu einem Kraft- und Kultort wurde. Diese geomantische Struktur liegt zu Füssen des als „Herzchakra Europas“ oder „Herzchakra der Erde“ bekannten mystischen Untersbergs.
Ein weiterer spiritueller Ort ist das Kloster Disibodenberg. Den Namen Disibodenberg verdankt die christliche Stätte Disibodus, der das Kloster um 640 gegründet hat. Hier lebten die Benediktinerinnen und mit ihnen die berühmte Seherin und Heilerin Hildegard von Bingen, auf die ich noch etwas genauer eingehen werde. Dieser mystische Ort ist eine wahre Meditations-Oase.
Mönche und Kräuterfrauen im Mittelalter
Es ist den Niederschriften der Mönche zu verdanken, dass von jener alten Erfahrungsmedizin nicht alles verloren ging, jedoch das meiste auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
Immer mehr wurde der Klostergarten zum Herzstück der Kräuterheilkunde. Bereits in der grauen Vorzeit wurden weise Frauen und Heilerinnen als Kräuterfrauen verehrt. Sie beherrschten im Mittelalter das Gesundheitswesen und hatten eine sehr enge Bindung an Garten und Natur. Die meisten heilkundigen Frauen waren Pflegerin, Ärztin, Ratgeberin und Hebamme in einer Person. Das Heilwissen bestand aus der überlieferten Volksmedizin, die durch Erfahrung und Experimente weiterentwickelt wurde. Die berühmteste Kräuterfrau, Heilerin und Seherin war die Klosterfrau Hildegard von Bingen.
Hildegard von Bingen – und wie es weiterging
Die Gelehrte aus dem 11. Jahrhundert sah schon damals den Menschen als Ganzes. Gesundheit betraf mehrere Ebenen – seelisch, körperlich, geistig und spirituell. Bis heute sind ihre Lehren aktuell geblieben, denn wir können den Körper nur heilen, wenn wir auch seine Seele mit einbeziehen. Was für eine mutige, einzigartige und bewundernswerte Frau Hildegard von Bingen war, läßt sich in einpaar Sätzen kaum beschreiben.
Die Erkenntnis, dass Pflanzen, Edelsteine und einige Metalle geeignet sind Krankheiten zu lindern, erhielt die berühmte Klosterfrau in ihren Visionen. Außerdem berief sie sich in ihren Schilderungen auf altes medizinisches Wissen und bewährte Anwendungen von Kräutern. Hildegard von Bingen schrieb jahrzehntelang all ihre Erkenntnisse und Visionen auf. Wir können froh sein, dass viele ihrer Niederschriften erhalten geblieben sind.
Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg im 15. Jh. konnten die Niederschriften der Möche über Kräuter und Heilkunst verbreitet werden. Bibliotheken entstanden und mit ihnen ein wachsendes Publikum.
Im 18. Jh. wurden Apotheken gegründet, die neben dem Eigenbedarf der Mönche auch das Umfeld mitversorgten. Um 1790 entwickelte Samuel Hahnemann die ersten Anfänge der Hoöopathie. Ca. 1850 entdecke Sebastian Kneipp die Wirksamkeit der Wasserkur.
Allen Heilern unserer Geschichte gerecht zu werden, ist an dieser Stelle nicht möglich. Wichtig ist, dass es im europäischen Raum zu jeder Zeit Naturheiler und Seher gab, die im Einklang mit der Natur lebten und sich mit Heilung von Körper und Geist beschäftigt haben.
Leider gab in Europa viele Kriege. Regierende Mächte versuchten ihre eigenen Lehren gewaltsam durchzusetzten, wodurch viel Schaden angerichtet wurde und vieles zerstört wurde.
Vernichtungen unseres Urwissens
Viel überliefertes Wissen ging Ende des 4. Jh. bei der gewaltsamen Christianisierung und Heidenverfolgung verloren. Die immer dominanter werdende katholische Kirche bestimmte, dass Krankheiten als Strafe Gottes galten, in die der Mensch nicht einzugreifen habe.
Etwa im 12. Jh. wurde die teuflische Inquisition gegründet, die jeden und alles vernichtete, was nicht den Lehren der katholischen Kirche entsprach. So wurden unzählige Kräuterfrauen, Naturheiler, Seher, aber auch Wissenschaftler und Freidenker in den folgenden Jahrhunderten grausam ermordet. Und mit ihnen all ihre Erfahrungen und all ihr Können. Erst 1870 wurde die Inquisition im Vatikan abgeschafft.
Und dennoch sind alte Erfahrungsschätze trotz aller Widrigkeiten erhalten geblieben! Alternative Heilmethoden sind wieder gefragt. Es gibt zunehmend mehr Heilpraktiker, Osteopathen, Akupunkteure, Geomanten, Spirituelle Heiler, Seher, Therapeuten u.v.m., die auf alternative Arten erfolgreich helfen. In Bioläden findet man Säfte und Müsli nach Rezepten von Hildegard von Bingen. Ein neues Bewußtsein entsteht, ein „Revival“ alten Wissens! Dazu kommen neue Methoden, wie die von Bert Hellinger, der das Systemische Aufstellen in Deutschland eingeführt hat.
Nun zur Frage: Chakra – Gibt es das auch deutsch?
Hellsichtige können um den Menschen eine Aura wahrnehmen, und zwar unabhängig von ihrer Herkunft, Kultur und Ideologie! Um jeden Menschen ist eine Aura! Manche Hellsichtige sehen verschiedene Farben, die den Farbzuordnungen der Chakralehre entsprechen. Sehen sie diese Farben deutlich leuchtend, kann man sagen, dass das jeweilige Chakra in Harmonie ist.
Naturverbundene Menschen spüren, wie wohltuend es ist, im Wald spazieren zu gehen, auf einer Wiese oder am Meer, an einem fließenden Bach oder im Gebirge. Unabhängig von Herkunft, Kultur und Ideologie! Jedes Chakra wird einer Naturlandschaft zugeordnet, und auch ohne sich damit auszukennen, gehen die meisten Menschen instinktiv an solche Orte, die ein aktuell schwaches Chakra unterstützen.
Musik und Klänge sind seit jeher Möglichkeiten alle Menschen zu unterhalten und zu heilen. Die Klänge der Hildegard von Bingen sind so rein, dass sie „Licht in höchster Schwingung enthalten“. Hört man ihren Klängen in ruhigem Zustand zu, spürt man, wie die Musik durch den Körper wandert, quasi von Chakra zu Chakra. Das ist deshalb so, weil jedes Chakra in einer bestimmten Frequenz schwingt und jedem Chakra ein Ton und ein Vokal zugeordnet ist.
Davon wußte Hildegard von Bingen wahrscheinlich nichts. Sie bekam die Eingaben, wie sie selbst sagt, “mit dem inneren Ohr”, und brachte sie mit den ihr zur Verfügung stehenden musikalischen Mitteln zu „äußerem Gehör“.
Der Komponist Brahms sagte: “Wie Beethoven zu erkennen, daß wir eins sind mit dem Schöpfer, ist ein wunderbares, ehrfurchtgebietendes Erlebnis. …
Wenn ich den Drang in mir spüre, wende ich mich zunächst direkt an meinen Schöpfer und stelle ihm die drei … wichtigsten Fragen: woher? warum? wohin?
Ich spüre unmittelbar danach Schwingungen, die mich ganz durchdringen … Dann fühle ich mich fähig, mich von oben inspirieren zu lassen. Vor allem wird mir in solchen Augenblicken die ungeheure Bedeutung der Offenbarung Jesu bewußt: »Ich und der Vater sind eins.« Diese Schwingungen nehmen die Form bestimmter geistiger Bilder an…“
Wenn man wie Pythagoras davon ausgeht, dass alles im Universum Schwingung ist, dann kann man auch davon ausgehen, dass unabhängig von Zeit und Raum, heute oder 3000 v.Ch., der Mensch immer gleich schwingt, die Edelsteine immer gleich schwingen, Klänge und Farben immer gleich schwingen. In Indien wird die gleiche Schwingung empfunden, wie in Deutschland und überall auf der Welt!
Die Wahrheit ist, dass wir Menschen uns alle ähnlich sind. Alle Menschen brauchen die Natur: Wasser, Sonne, Bäume, Pflanzen, die Mondzyklen, die Jahreszeiten. Wir alle brauchen die Verbundenheit mit „Mutter Erde“ und dem „Himmlischen Vater“, damit wir getragen und geschützt sind. In unserem Kern unterscheiden wir uns nicht.
Es ist leicht sich zu informieren. Es gibt im Internet und im Buchhandel vielseitiges Material über Heilkräuter, Heilmethoden, Körperübungen usw., wir brauchen uns nur zu bedienen!
Ganz egal, welche Art uns anspricht, wichtig ist doch, dass wir uns überhaupt bemühen. Wichtig ist, dass wir nach Heilung streben, nach Bewußtheit, nach Erkenntnis, nach geistigem Wachstum, nach allem, was unserer Seele gut tut!
Hier meine Antwort auf die Frage in der Überschrift:
Chakra gibt es auch auf deutsch, Hildegard von Bingen gibt es auch auf indisch. Es ist alles eins, in verschiedenen Übersetzungen, und dennoch die gleiche Sprache.
Über Hilde Herberth:
Die Mentaltrainerin wurde 1972 geboren, bei Oliver Schipke ausgebildet und ist Mutter von zwei Kindern. Sie ist als „Systemische Ordnungsberaterin NDE“ tätig und hat sich auf Klangschalen, Pendel, Matrix-Heilung, Numerologie, und Coaching spezialisiert. Aktuell nimmt Sie an mehreren Weiterbildungen teil.
1 Kommentar
Danke liebe Hilde für ihr Essay, überall wo man sich mit Spiritualität beschäftigen will, wird einem vermittelt es gäbe nur die östlichen Wege und die östliche Weisheit. Ich finde es sehr schade das die westliche Weisheit, die genau für unseren Kulturkreis geschaffen ist, so verdrängt wird. Ich meine wir, die in einer Kultur aufwachsen, das Leben managen und mit beiden Beinen im Leben stehen sollen und sich denoch spirituell entwickeln möchten. Da bedarf es ganz andere Fähigkeiten, um kraftvoll das Leben in einer spirituellen Lebensweise zu meistern. Es ist einfach ganz anders, in einen gesicherten Kloster, wo wir uns stundenlang zurückziehen und meditieren können. Das lernen wir traditionell von unseren Vorbildern der Spiritualität: Wie Meister Eckhardt, Eliphas Levi, Papus, Paracelsus und vielen weiteren Vorreitern der westlichen Weisheit: https://www.hermetik-international.com/de/mediathek/personenlexikon/