Deepak Chopra und seine Gedanken über Bewusstsein – Christian Salvesen

von Redaktion

Am 30. April 2011 war der weltbekannte Mediziner und Autor nach 10 Jahren wieder in Deutschland. Über 2000 Menschen lauschten seinem geistig anspruchsvollen Vortrag. Christian Salvesen gibt einige Eindrücke wieder.

von Christian Salvesen

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Es ist 19 Uhr, in einer halben Stunde soll Deepak Chopra die Bühne betreten. Mittlerweile ist die 2.500 Sitzplätze umfassende Halle in Unterschleißheim bei München gut gefüllt. Ständig strömen noch Menschen hinein. Auf der großen Leinwand tummeln sich seit einer Stunde Fische im Korallenriff im Wechsel mit Werbung für den Veranstalter, Cultus Animi und den J. Kamphausen-Verlag, der Chopras aktuelles Buch herausbrachte. Dezent haben sich die Musiker Deva Premal (Gesang/Keyboards), Miten (Gesang/Gitarre) und Monrose (Indische Bambusflöte) auf ihre Plätze begeben. Der meditative Mantragesang ist eine passende Einstimmung. Gut 20 Minuten verzaubern die Drei das Publikum und ziehen sich dann so unspektakulär zurück, wie sie angetreten waren.

Christian Möritz, Gründer und Leiter von Cultus Animi, begrüßt das Publikum und kündigt nicht nur den Star des Abends an, sondern eine Überraschung. Das ist die Schauspielerin Maria Furtwängler, u.a. bekannt als Tatortkommissarin. Sie begrüßt als besonderen Gast im Publikum den Quantenphysiker Prof. Dr. Hanspeter Dürr und führt dann den berühmten Redner des Abends ein. Deepak Chopra hatte sie bei der Konferenz „Sages and Science“ (Weise und Wissenschaft) in Long Beach, Kalifornien gebeten, in München eine kurze Einführung zu geben. Sie ist offensichtlich sehr angetan von seiner Arbeit und hat einen persönlichen Draht zu ihm, nachdem er sie zu einer tiefen Meditation anleitete. Im Vergleich zu den USA, wo Deepak Chopra seit 20 Jahren ein Superstar ist, kennen ihn hierzulande immer noch relativ wenig Menschen. Es freut mich, dass sich nun eine prominente Stimme für etwas einsetzt, dass uns alle im Innersten betrifft.

Ich hatte vor knapp 20 Jahren ein Interview mit Deepak in Hamburg geführt. Damals war ich von der starken Energie dieses Mannes mit den leidenschaftlichen tiefbraunen Augen und schwarzen Haaren sehr beeindruckt. Heute erscheint ein gelassen lächelnder Gentleman mit grauen Haaren und dicker Hornbrille auf der Bühne. Ich finde ihn ebenso überzeugend wie damals. Er sagt:
„Danke für die warmherzige Begrüßung Maria, hallo ihr alle, wie geht’s? Ich möchte euch vorweg fragen: Wollte ihr zwischendurch eine Pause – vielleicht für eine Zigarette – oder lieber eine Meditation? Was, Zigarettenpause?“

Natürlich sind alle für die Meditation.


Körper und Seele

Nach diesem gekonnt lässigen Auftakt stellt sich Deepak Chopra kurz in seinem Werdegang vor. Mit 20 Jahren wechselte er von einer indischen Hochschule an eine Universität in den USA. Er studierte Medizin und spezialisierte sich auf die Erforschung von Gehirnzellen und neurologischen Prozessen, die mit Emotionen zusammenhängen. Das Forschungsteam, in dem er arbeitete, leistete in den 70er Jahren Pionierarbeit. Man spricht seitdem von den „Molekülen der Emotionen“. Seratonin, Dopamin, Morphine, es sind mittlerweile über 100 Neurotransmitter bekannt, die unsere Hormone und damit unsere Gefühle steuern. Und nicht nur im Gehirn, sondern in allen Körperzellen – im Herz, in den Lungen, im Darm usw. –  gibt es Rezeptoren für diese Moleküle. Die Verbindung zwischen geistig-seelischen Vorgängen und bestimmten Prozessen im Körper und Gehirn wurde immer offensichtlicher. Die Zellen des Immunsystems haben Erinnerung. Ebenso die Zellen im Herz. Wenn jemand von einem gebrochenen oder hüpfenden Herz spricht, dann entspricht das neurologischen Prozessen im Herz. Hier findet offensichtlich Kommunikation statt. Ist es das, was unseren Verstand ausmacht? Lässt uns das ständig Selbstgespräche führen? Was und wo ist überhaupt unser Verstand (mind)? Ist er im Körper, im Universum, jenseits von Raum und Zeit?

Ein weiteres entscheidendes Thema entwickelte sich für Chopra aus der klinischen Erfahrung. Jeder Patient reagiert anders. Der Körper ist keine Maschine. Es gibt unzählige Faktoren, die nicht eindeutig bestimmt werden können: Freier Wille, Kreativität, Erinnerung, Intuition. Die reduktionistische Wissenschaft kann dem Mysterium des Lebens nicht gerecht werden.
Identität  und Veränderung

Wir sind uns bewusst, dass wir existieren. Diese Qualität begleitet uns, zieht sich meist unbemerkt durch das, was wir unser Leben nennen. Immer waren wir uns auch bestimmter Objekte bewusst. Unser Körper steht im Mittelpunkt der Wahrnehmung. Wir wissen ganz gut, dass er sich im Laufe der Jahre verändert hat. Als kleines Kind konnten wir gerade mal die Türklinke erreichen, als Teenager rannten wir um die Wette, im Alter fallen die Bewegungen schwer. Und doch identifizieren wir uns wie selbstverständlich mit diesem sich wandelnden Körper als sei keine Wandlung geschehen. Wir zeigen auf alte Fotos und sagen: „Das bin ich im Alter von 3, von 7, von 15 usw.“ Schon auf den Fotos ist offensichtlich: Das ist doch nie und nimmer derselbe Körper! Noch erstaunlicher wird das Ganze, wenn wir die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaft heranziehen.

Mit einem Atemzug nehmen wir 10 hoch 22 Atome in unseren Körper und atmen ebensoviel aus. Der Körper gehört uns nicht. Walt Whitman sagte: ‚Jedes Atom, das dir gehört, gehört auch mir.’ Jetzt sind in deinem Körper etwa 1 Million Atome, die auch in Buddha oder Jesus existierten. In den vergangenen 3 Monaten sind die aller Menschen durch dich hindurchgegangen. Die Haut wird alle 2 Wochen erneuert, das Skelett alle 3 Monate. Die DNS ist die Aufzeichnung der gesamten Evolution. Mit einer Banane haben wir 65 Prozent gemeinsam, 84 Prozent mit einer Maus und 98,4 Prozent mit einem Schimpansen. Das Rohmaterial der DNS (Atome Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff u.a.) wird ebenfalls ausgetauscht.

„2010 hatte ich bei der Konferenz in München denselben Koffer mitgebracht, aber nicht denselben Körper“, erläutert Deepak genüsslich. „Heute bin ich mit dem neuesten Modell gekommen. Das 2010 Modell ist tot, vorbei. Ich bin inzwischen nicht gestorben. Das könnt ihr als wissenschaftlichen Beweis für das Leben nach dem Tod nehmen. Es gibt eben etwas anderes, das Bewusstsein, das sich über die Veränderung der Atome und Moleküle konstant durchhält. Shakespeare sagte: ‚Wir sind der Stoff, aus dem die Träume sind’. In der vedischen Tradition Indiens gilt der Körper als Zwischenlager für unsere Träume und Erinnerung.“
Transzendenz

In vedischen und anderen spirituellen Tradition heißt es, dass der Körper im Bewusstsein ist, nicht umgekehrt. Das hört sich alles sehr poetisch an, aber gibt es einen handfesten Grund zu glauben, dass unser Körper eine Projektion des Bewusstseins ist? Und wo ist dieses Bewusstsein? Die große Debatte in der Wissenschaft in den letzten 50 Jahren ist: Was ist das Bewusstsein? Und Wo ist es Bewusstsein?

Bewusstsein ist das, was Erfahrung – Gedanken, Gefühle etc. – möglich macht. Die Frage der Wissenschaft lautet: Ist Bewusstsein ein Produkt des Gehirns? Wir haben keinen Beweis dafür, aber die meisten Wissenschaftler sind davon überzeugt. Was ist die Farbe dieser Blume? Orange. Okay. Tatsächlich sind es aber nur Schwingungen, die das Auge aufnimmt. Die „harte“ Frage lautet: Wo ist diese Farbe? Die „weiche“ Frage ist beantwortet: Es gibt ein neuroelektronisches Korrelat. Deepak:
„Stellt euch einen wunderschönen Sonnenuntergang vor. Wo ist das Bild? Kann ich es in eurem Gehirn finden?“

Der Gehirnforscher Sir John Eccles stellte in seiner Rede anlässlich des Nobelpreises fest: In der realen Welt gibt es keine Farben, Erfahrungen etc., sondern nur ein Geschwirr von Atomen. Genau das gilt auch für unseren Körper und unser Gehirn. Alles besteht aus kleinsten Partikeln – Quanten, oder auch gleichzeitig aus Wellen. Deepak Chopra geht weiter auf die Erkenntnisse der Quantenphysik ein und kommt unversehens in Bereiche, die jenseits der Erkenntnis liegen.
Die Felder des Bewusstseins

„Wenn du über die Partikel hinaus gehst, kommst du auf das Nichts, auf die Leere. Was ist dieses Nichts, aus dem wir alle herkommen? Ist das vielleicht der Raum der Kreativität – wo eine Galaxie, unser Körper oder ein Gedanke entstehen? Was ist ein Gedanke? Wo kommt er her? Wohin verschwindet er?“

Deepak Chopra spricht eine Frau im Publikum an: „Was war dein Abendessen heute? …Kartoffelsuppe. Okay. Du hattest nun gerade eine Erinnerung, hast die Suppe im Geiste gesehen, vielleicht sogar gerochen. Doch wo war diese Erfahrung/Erinnerung 10 Sekunden zuvor? Nirgendwo? Wie konnte sie so einfach aus dem Nichts auftauchen? Immer wieder fragen sich die Menschen seit Jahrtausenden: Wo gehen wir hin, wenn wir sterben? Meine Antwort: Dorthin, wo die Kartoffelsuppe hergekommen und verschwunden ist.“

Diese große Leere hat seltsame Eigenschaften:
1. Diskontinuität. Im Abstand zwischen zwei Ereignissen in Raum und Zeit gibt es keine Ereignisse (Haps), keine Energie, keine Zeit, keinen Raum. Es ist ein Feld von unendlichen Möglichkeiten und von reiner Potentialität.
2. Ein Feld unendlicher Korrelation. Alles steht mit allem anderen sofort in Verbindung. Unser Körper ist linear und vertikal strukturiert. Er umfasst mehr Zellen als es Sterne im Universum gibt. In jeder Zelle finden pro Sekunde 100.000 Aktivitäten statt. Jede Zelle „weiß“ zugleich, was in jeder anderen stattfindet. Die neue Quantenbiologie untersucht diese Phänomene.
3. Quantenunbestimmtheit, die von Werner Heisenberg in Deutschland entdeckt wurde. Der Beobachter verändert das Beobachtete. Wir wirken durch Achtsamkeit auf alles, was geschieht.
4. Feld der Kreativität. Hieraus entstehen alle Ideen, Formen, und zwar nicht durch Kausalität, sondern durch Sprunghaftigkeit, Diskontinuität.
5. Das Feld der Intentionalität. Die Absicht wirkt geistig, zum Beispiel im geistigen Heilen und vielen mittlerweile wissenschaftlich untersuchten Bereichen.

„Versucht einmal, eure Aufmerksamkeit auf das zu richten, was da gerade zuhört bzw. diese Zeilen liest. Und wenn ihr eine Präsenz spürt, das seid ihr. Nicht euer Verstand, der immer kommentiert. Das Geplapper ändert sich ständig, wie der Körper. Doch wo findet es statt? Im Bewusstsein. Diese Präsenz ist das einzige, was wirklich ist. Alles andere kommt und geht in Raum und Zeit. Diese Präsenz ist noch vor Raum und Zeit. Auch Geburt und Tod sind Ereignisse in Raum und Zeit. Die Erkenntnis, vor Raum und Zeit, vor jeglicher Vorstellung zu sein, hat enorme praktische Konsequenzen. Wäret ihr in der Gewissheit, dass ihr das Feld unbegrenzter Möglichkeiten seid, dass ihr intuitiv wisst, was zu wissen lohnt, dass ihr die Unsicherheit, die unbegrenzte Kreativität und Kraft der Intention annehmen und nutzen könnt, was braucht ihr mehr?“

Deepak Chopra geht im Laufe seines über zwei stündigen Vortrags noch auf viele komplexe Themen ein, so auch auf eine Untersuchung über das Glück, an der er und der Dalai Lama maßgeblich mitgewirkt haben. Kurzes Fazit: Das Glück von dir unbekannten Menschen ist für dein eigenes Glück entscheidend. Was ist der Mechanismus dahinter? Erwin Schrödinger sagte: Bewusstsein ist singulär, man kann es ebenso wenig teilen wie Elektrizität. Was die Lampe dort zum Leuchten bringt, lässt auch dieses Mikrofon arbeiten. Wahres Glück ist bedingungslos und hat seinen einzigen Grund im inneren Frieden. Chopra skizziert am Ende eine Liste von neurologischen Bedingungen für Erleuchtung. Das schießt nach meiner Einschätzung über das Ziel hinaus. Der Vortrag ist unbedingt hörenswert und auf DVD zu beziehen.

Statt der Zigarettenpause hier nun die angeleitete Meditation.
Meditation

1. Schließt eure Augen und beobachtet den Atem. Beim Einatmen denkt das Wort So (ich), beim Einatmen ham (bin). Meist dauert diese Meditation 20 Minuten, hier verkürzen wir auf 5 min. Bringt eure Aufmerksamkeit zu eurem Herzen und denkt an etwas, für das ihr dankbar seid. Nun erlebt Liebe, indem ihr an jemanden denkt, den ihr liebt. Erfahrt nun Mitgefühl, indem ihr an jemanden denkt, der leidet und dem ihr Linderung des Leidens wünscht. Erfahrt nun Freude, indem ihr euch an etwas Erfreuliches erinnert. Nun erfahrt ihr tiefen Frieden und innere Gelassenheit, indem ihr in die Stille eintaucht. Ihr fragt euch nun: Wer bin ich? Was will ich?

2. Lasst nun all das los. Richtet eure Aufmerksamkeit auf euren Herzschlag. Achtet auf eure offenen Hände. Lasst den Herzschlag in eure Fingerspitzen. Spürt dort ein Prickeln. Scannt euren ganzen Körper und lenkt eure Aufmerksamkeit dorthin, wo ihr etwas als verkrampft oder unangenehm empfindet. Schließlich erfahrt ihr euren gesamten Körper als ein einziges einheitliches Feld oder einen Raum von Energie und Licht. Vollkommene Balance, Integration, Ordnung, Harmonie, reines Wissen.

Entspannt euch in euren Körper und kommt nach einer halben Minute wieder hierher zurück.
(mit Auszügen aus der DVD Deepak Chopra: Heilung. (cultus animi)

 

Dr. Deepak Chopra stammt aus Indien. Wie kein anderer verbindet er das Wissen des Westens mit der Weisheit des Ostens. Lange Zeit hat er als Arzt in einem Krankenhaus gearbeitet. Als erfolgreicher Internist und Endokrinologe stellte er in den 1980er Jahren fest, dass der westlichen Medizin gleichsam die Seele fehlt. Daher machte er sich auf die Suche nach einer ganzheitlichen Medizin, die ihn bald in den Grenzbereich von Wissenschaft und Glauben brachte, dem er sich auch heute noch mit Erfolg widmet. Seine mehr als 50 Bücher wurden in 35 Sprachen übersetzt und insgesamt 20 Millionen Mal verkauft. Das Time Magazine zählt Chopra zu den 100 herausragenden Köpfen des 20. Jahrhundert.
von Christian Salvesen, mit freundlicher Genemigung von www.visionen.de

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1 Kommentar

Brigitte V Glaß 27. Dezember 2012 - 13:59

Danke – Guten Tag.

Welche Bedeutung schenken wir wen oder was?

Dieser Artikel möchte eine Antwort jedoch keine Meinung. Wie wäre es mit: Uns interessiert Ihre Erfahrung!

Ja, es ist wie es ist.

Losgelöst von jeglichen Gedanken, Vorstellungen und Wünschen. Versuche ich jetzt aus der inneren Ruhe/ Stille – Bewusstheit meines Seins etwas zu sagen: Schön das es diese Menschen Euch Mitmenschen gibt.

Wo ist das Gegenüber, die Menschen die aus dieser Fülle leben oder die es anstreben für unsere Mitmenschen etwas zu bewirken um aus dam Feld des alles Möglichen zu schöpfen? Um dieses Glück zu teilen!

Wissenschaftlich betrachtet ergibt das eine logische Abfolge aus der Betrachtung aller Zusammenhänge. Die Komplexität reduziert sich auf das Maximale ob mit oder ohne Wissenschaftliche Betrachtung.

Ich weis ich kann denken wenn es ein Gegenüber mit einem gemeinschaftlichen Thema gibt. Jetzt führe ich sozusagen ein Selbstgespräch mit dem was nicht geschrieben steht. Somit gilt meine Achtsamkeit dem Neuen – “das Neue hat keinen Namen“ und meine Wenigkeit keine Worte. Ausser der Idee hier heraus einen Kontakt zur Aussenwelt herzustellen um der Weisheit einer Bedeutung zukommen zu lassen. Gibt es [in Berlin] Kontakte wo ich mich Konstruktiv Operativ Aktiv einbringen kann? oder soll ich sagen: kann jemand mein Altruistisches Kapital in seinem Team brauchen?

Anfang und Ende ist nun mal Eins und das Neue Neu.

Herzvolle Grüße

Brigitte V Glaß [ss]

Anm. d. Red. – Bitte veröffentlichen Sie keine privaten Kontaktdaten.

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