Selbstverwirklichung ist kein Luxusgut – es ist eine Notwendigkeit für jeden Menschen. Der junge Elias Fischer hat an sich selbst erfahren und gelernt, welch großen Stellenwert der Selbstverwirklichung im Leben eines Jeden zugeschrieben werden sollte, damit das individuelle Dasein sinnvoll statt krankmachend ist. Welche Phasen der Erkenntnis durchlaufen werden müssen, und was er unter Selbstverwirklichung eigentlich versteht, beschreibt er aufrichtig und voller Überzeugung in diesem Artikel.
von Elias Fischer
Alles, was lebt, ist dem Prozess der Selbstverwirklichung unterworfen. Am Anfang existiert immer ein Same, der sich entfaltet und zu etwas Größerem heranwächst. Das ist der natürliche Prozess des Lebens. Auch wenn wir hier in einer materiellen Welt leben, so findet das innere Wachstum nicht nur auf körperlicher Ebene statt – unser Körper wächst – sondern auch auf geistiger Ebene – unser Bewusstsein erweitert sich.
Das Wachstum unseres Körpers ist ein biologischer Prozess, der durch die Intelligenz der Natur scheinbar von selbst geschieht. Das Bewusstsein, das diesen Körper bewohnt, wächst nicht von selbst. Es strebt jedoch nichts anderes an als Wachstum. Das ist ein wichtiger Punkt, der Selbstverwirklichung erst ermöglicht: Bewusstsein strebt Wachstum, Entfaltung, Erfahrung an, und wir selbst müssen diesem Bestreben nachgeben und es ermöglichen.
Während das Bewusstsein von Pflanzen und Tieren darauf fokussiert ist, so gut wie möglich zu überleben und sich an die Umweltbedingungen anzupassen, scheint die Entfaltung des menschlichen Bewusstseins noch andere Wege zu gehen. Aus der Maslowschen Bedürfnispyramide wissen wir, dass die Sehnsucht nach etwas Tieferen und Höheren immer stärker wird, sobald unsere Grundbedürfnisse (wie z.B. Nahrung, Sicherheit, Sozialleben) abgesichert sind.
Wir leben also heute in einer wunderbaren Zeit, in der viele Menschen die Möglichkeiten haben, die tieferen Wege der Selbstverwirklichung zu gehen. Ich sage klar: „Sie haben die Möglichkeit“, denn die meisten nutzen sie nicht, auch wenn die Schreie danach immer lauter werden.
Das liegt daran, dass Dinge wie Selbstverwirklichung, Selbsterkenntnis oder Erleuchtung nicht in dem Bewusstsein der Menschen sind. Noch nicht. Der Trend geht aktuell jedoch dahin, dass ein Umdenken und Andersmachen stattfindet, das mehr von Bewusstheit und Spiritualität geprägt ist.
Die Richtung der Selbstverwirklichung
Der Antrieb der Selbstverwirklichung ist die Entfaltung und das Wachstum des Bewusstseins. Der Mensch sehnt sich danach, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Es geht nicht darum, sich mentales Wissen anzueignen. Wissen ist nur gut, wenn es zu Erfahrung führt. Eine Erkenntnis entsteht, wenn eine Erfahrung auf mentaler, emotionaler und körperlicher Ebene verinnerlicht wird.
Wir lernen vielleicht in der Theorie, wie ein Fahrrad funktioniert. Dann setzen wir uns drauf und versuchen unseren Körper auf eine Art zu bewegen, damit das Fahren gelingt. Bis zu diesem Punkt können schon Gefühle wie Aufregung, Spannung, Begeisterung und Freude da sein. Spätestens jedoch, wenn wir es geschafft haben und das Fahrrad fahren, überkommt uns ein großartiges Gefühl wahrer Herzensfreude.
Dies ist Selbstverwirklichung. Wir haben uns selbst in der Aufgabe des Fahrradfahrens verwirklicht. Wir haben auf all unseren menschlichen Ebenen Erfahrungen gesammelt, die zu der Erkenntnis führten, was Fahrradfahren bedeutet und wie es geht.
Dies ist ein triviales Beispiel, das wir als Symbol sehen können für all die Dinge, die uns irgendwie anziehen oder unser Interesse wecken. Selbstverwirklichung geschieht von selbst, wenn wir unserem Herzen folgen. Unser Herz gibt die Richtung an.
Die Ablenkungen von der Selbstverwirklichung
Nun erkennen wir schnell, was uns vom wahren Weg der Selbstverwirklichung abbringt: Alles, was nicht aus unserem Herzen entspringt. Sind da in uns Ambitionen, einfach nur der Beste, Reichste oder Schönste sein zu wollen, wird das Tun einem Zweck unterworfen und das Tun an sich wird sekundär. Es wird für ein wie auch immer geartetes Resultat in der Zukunft benutzt. Dies ist die Strategie des Egos, sich im Vergleich mit anderen zu beweisen und möglichst gut dazustehen. In dieser Situation ist Selbsterkenntnis der nächste Schritt.
Die Phasen der Selbstverwirklichung
Wir können uns Selbstverwirklichung wie eine Spirale vorstellen, in der wir immer wieder bestimmte Phasen durchlaufen, um auf Grundlage von Wahrheit und Bewusstsein wachsen zu können. In meiner Arbeit haben sich dabei die folgenden Phasen herauskristallisiert:
1. Selbsterkenntnis und Herausfinden, was man von Herzen will
2. Eine Vision kreieren und auf die Intuition hören
3. Blockaden überwinden und eine Veränderung erschaffen
Diese Phasen sind endlos. So endlos wie das Universum. Alles strebt danach, sich selbst zu erkennen und das eigene (endlose) Potenzial zu entfalten. Das ist der mystische Part bei dieser Sache, weil wir in diesem Prozess immer wieder anerkennen müssen, dass wir selbst ein Teil von etwas Höherem, Göttlichem sind.
Der Mensch als Medium
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich selbst darüber erstaunt bin, wenn ich sehe, zu was ich fähig bin. Ich komme dabei immer mehr zu dem Entschluss, dass nicht ich es bin, der diese Zeilen hier schreibt oder ein anderes Werk erschafft. Ich bin nur das Medium für Information. Ein menschliches Medium. Und so gehe ich in der Annahme, dass diese Welt diese Informationen braucht, weil ich selbst einfach nur meiner Freude folge und dem, was ich für sinnvoll halte.
Wieso sollte die Welt weitere Informationen brauchen? Weil sie bei den Menschen zu einer bestimmten Art von Wachstum führen, die möglicherweise von der Welt gebraucht wird. Das würde jedenfalls Sinn machen. Wenn jeder Mensch auf seine innere Stimme der Richtigkeit hören würde, wäre also alles in Ordnung.
Da dies gegenwärtig nicht der Fall ist, wurde mein aktueller Job als „Lehrer für Selbstverwirklichung“ geschaffen. Ich folgte dabei natürlich meiner inneren Stimme der Richtigkeit, der Intuition. Es geschah in einer Umbruchphase meines Lebens, während ich Eckhart Tolle las. Eine Stimme in mir war dabei sehr klar zu hören: „Davon sollten noch mehr Menschen erfahren“. Es war keine mentale Entscheidung, denn ich spürte diesen Impuls im ganzen Körper. Ein warmes Gefühl von Energie vibrierte in meinem Bauch und meine Hände wollten mit dem Erschaffen beginnen.
Das Leben ist in Wahrheit einfach
Es gibt nicht viel zu tun. Das Leben ist in Wahrheit sehr einfach. Früher war das Leben vielleicht mal zeitweise anstrengend, jedoch auf körperlicher Ebene, weil eine Ernte ausfiel und wir dies durch andere Maßnahmen der Nahrungsbeschaffung kompensieren mussten.
Die Anstrengung, die in unserem heutigen System verursacht wird, ist größtenteils psychisch. Es wird mit Ängsten gearbeitet, die den Menschen in seiner wahren Freude, in seiner wahren Neugier und seinem Entfaltungsdrang zurückhalten. Stattdessen soll der nur noch eine bestimmte Aufgabe erfüllen und eine verlässliche Arbeitskraft sein.
Was es für uns heutzutage zu erkennen gibt, ist, dass jede Information, die Angst in uns erweckt, höchstwahrscheinlich nicht wahr ist. Insgesamt ist es ratsam, das komplette Glaubenssystem, das uns von Kirche, Staat, Eltern und Bildungswesen gegeben wird, zu hinterfragen.
Ein Gedanke, den wir zu unserer Wahrheit machen, kann uns helfen, weil er uns in der Lebendigkeit unterstützt. Oder er blockiert uns, schüchtert uns ein und macht uns kleiner, als wir in Wahrheit sind.
Warum Blockaden gelöst werden müssen
Ein wesentlicher Teil meiner Arbeit besteht darin, dass ich Methoden vermittle, mit denen jeder Mensch seine Blockaden lösen kann. Eine Blockade existiert in unserem System auf der Ebene der Gedanken, Gefühle und des Körpers. Diese drei Ebenen sind immer miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig.
Unser Herz gibt uns beispielsweise die intuitive Eingebung, uns selbstständig zu machen. So war es jedenfalls bei mir damals, als ich im letzten Semester meines Studiums war. Damit verbunden war eine große Angst vor den Verpflichtungen, die damit eingehen und dem Risiko.
Sehr präsent war diese Blockade in meinem Verstand anhand von vielen Gedanken darüber, was alles passieren könnte. Auf körperlicher Ebene entstand eine Lähmung. Mein Herz wollte in Bewegung kommen, die Blockade lähmte mich jedoch und ließ mich seufzend auf dem Sofa verharren und ratlos aus dem Fenster schauen.
Warum Energie immer im Fluss sein muss
Die Lebensenergie war also nicht im Fluss und staute sich an. Dies ist auch eins der wichtigsten Lebensgesetze, die wir auf dem Weg der bewussten Selbstverwirklichung beachten sollten: Energie muss immer Fluss bleiben.
Hält man diesen Prozess des Wachstums zurück, sprich unterdrückt man die Impulse und die Energie, die fließen und zum Ausdruck kommen will, folgt Krankheit. Staut sich zu viel Energie an einem Ort an, wo sie von Natur aus nicht sein sollte, sorgt sie für Unordnung. Wir können uns das wie eine Lupe vorstellen, mit der wir Sonnenlicht auf unserer Haut bündeln. Die Energie ist konzentriert am einem Ort, nur am falschen, denn wir werden uns verbrennen.
Sich selbst nicht zu verwirklichen und der eigenen Stimme der Richtigkeit nicht zu folgen, ist im Prinzip Selbstverletzung. Denn wir können das Leben nicht kontrollieren, wie wir es wollen. Das Leben wird uns so lange die sogenannten „Schicksalsschläge“ schenken, bis wir einsehen und verstehen. Wir müssen uns langfristig dem göttlichen Plan anschließen, der in jedem Moment von selbst geschieht. Dadurch entsteht auch die Einfachheit des Lebens, denn letztlich müssen wir nur der Intuition folgen.
Intuition als Wegführung
Ein gesundes Körpersystem macht es natürlich einfacher, sich mit der eigenen Intuition zu verbinden, sie zu erkennen und zu leben. Die natürliche Lebensenergie ist im Fluss und wir können in jedem Moment etwas in unserem Körper spüren. Dieses Spüren ist wichtig, denn es ist ein Feedbackmechanismus der Intuition. Mit dem, was wir im Außen wahrnehmen, geht immer eine Körperempfindung wie auch ein Gefühl einher. Sie Frage ist nur, ob wir das wahrnehmen.
Je nachdem, wie das Gefühl ist und wie die Empfindung im Körper ist, kann eine Sache zu unserem Weg gehören oder nicht. Ein Beispiel: Erfahre ich im Leben oder auch in Filmen von Situationen von einem „Wir“, von Gemeinschaft und einem harmonischen Miteinander, berührt es mich immer sehr. Teilweise kommen mir die Tränen. Ich spüre eine Gänsehaut und in meinem Körper wohltuende Wärme. Wenn ich noch die Ebene der Gedanken dazunehme, könnte ich sagen, dass dieses liebevolle Miteinander für die ganze Welt möglich ist.
Eindeutiger können die Zeichen der Intuition nicht sein. Aus diesem Beispiel wird klar, dass es zu meinem Weg gehört, das Miteinander und die Liebe in der Welt zu fördern. Wenn ich mich auf meinem Weg der Selbstverwirklichung also frage, was ich denn tun solle, kann ich diesen wichtigen, persönlichen Wert in meine Tätigkeit integrieren. So erschaffe ich meine Vision, die mich durch mein Leben trägt.
Habe ich meine Vision gefestigt, gibt mir die Intuition alles Wichtige weiter, das ich für meinen Weg brauche, um diese Vision zu verwirklichen. Es geschehen wundersame Zufälle, Dinge, die ich nicht vorhersehen kann. Es ist die Intelligenz des Universums, die nun für mich arbeitet, denn ich bin im Einklang mit dem Leben. Es ist nicht wirklich das „Ich“, das hier agiert. Das Ich wird zum Medium, indem es Zeichen bzw. Anweisungen empfängt und das umsetzt, was sich stimmig anfühlt.
Die Sprache der Intuition erkennen können
Dabei gibt es die Herausforderung, eine Klarheit über sich selbst zu haben. Denn meist geht mit den Plänen des Lebens eine Angst auf meiner Seite einher. Eine Angst vor der Ungewissheit und dem Unbekannten. Dies klar von der Intuition trennen zu lernen, ist wichtig. Die Stimme der Intuition fühlt sich im Herzen richtig an. Macht man sich (gedanklich) an die Umsetzung, kann ein Gefühl von Angst aufkommen. Das ist normal.
Dieses Gefühl durchfühlen wir einfach nur, spüren es im Körper, bis wir es „verarbeitet“ haben, ohne uns weiter in angstmachenden Gedanken zu verlieren. Klären wir auf diese Weise unseren Gefühlskörper, indem wir wirklich mit allem sind, was da ist, können wir uns wieder mutig und mit voller Kreativität ins Ungewisse stürzen. Die Energie (des Gefühls) ist im Fluss. So sind wir nebenbei bemerkt auch für Gefühle nur ein Medium. Sie kommen, fließen durch uns und sie gehen.
Wo bleibt die Mystik?
Das Mystische am Leben, das von Natur aus Selbstverwirklichung ist, ist die Unberechenbarkeit und das Unvorhersehbare. Es ist unberechenbar, was an Potenzial in uns steckt und auf welche Weise es sich ausdrücken möchte. Es ist unberechenbar, wohin uns unser Weg führt und was wir alles erleben werden.
Wir können zwar eine Vision und gewisse Ideen haben, aber wie es konkret sein wird, weiß niemand. Selbst wenn wir einen gewissen Plan für einen Lebensabschnitt gemacht haben, kann plötzlich ein anderer Impuls kommen. Ein inneres Gefühl, dass wir den Wohnort wechseln, den Job kündigen oder eine Reise machen sollen. Dann stehen wir erst mal da und wissen nicht, was das soll. Es ist rational nicht erklärbar und geht nicht in Übereinstimmung mit den gemachten Plänen.
Auch wenn unser Ego das nicht gerne hört, in gewisser Weise sind wir wie Marionetten. Schade ist es, wenn wir dabei noch von den alten Konditionierung gesteuert werden. Wahre Selbstverwirklichung tritt ein, wenn wir uns dem Leben hingeben und auf die Intuition hören – die Sprache unserer Seele.
Sie mag unseren Lebensplan kennen, in den wir immer nur einen kleinen Einblick bekommen, wenn wir uns dafür öffnen und die spirituelle Ebene in unserem Leben zulassen. Dem zu vertrauen und mit dem zu fließen, was ist, das ist die Mystik der Selbstverwirklichung. Es ist ein spannendes Abenteuer, in dem wir immer wieder über uns hinauswachsen, uns neu erkennen und lieben lernen. Mut, wie auch die Bereitschaft, neue Wege zu gehen helfen uns dabei. Wie auch das Vertrauen in unsere innere Stimme der Richtigkeit.
Über Elias Fischer:
Er ist Lehrer für Selbstverwirklichung. Er schreibt seit 2011 im LebeBlog über seine Erkenntnisse zu den Themen Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung. Er ist der Auffassung, dass jeder den Plan für sein Leben in sich trägt, der nur noch auf seine Entfaltung wartet. Diesen Prozess in der Praxis mit Coachings und Workshops zu unterstützen, ist sein größtes Anliegen. Sein bekanntestes Buch ist „Dinge, die ich gerne mit 18 gewusst hätte“.