Wie erreichen wir ein müheloses, von der Seelenebene aus glückliches Leben? Der amerikanische Erfolgsautor Deepak Chopra hat hierzu einige hilfreiche Gedanken parat. In diesem Auszug aus „Spiritueller Optimismus“ (Goldmann Verlag) erläutert er, wie wir erkennen können, ob wir auf dem richtigen Weg sind…
Von Deepak Chopra
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Für jedes Problem gibt es eine schöpferische Lösung. Jede Möglichkeit birgt ein Versprechen von Überfluss.
Das siebte Prinzip wirkt dem Misslingen entgegen. Es besagt, dass jede Frage bereits die Antwort enthält. Wenn wir trotzdem zunächst einmal vor einem Problem stehen und anschließend erst eine Lösung finden, hat das nur einen Grund: die Beschränktheit unseres Geistes. Unser Denken bezieht sich auf Abfolgen, auf ein Vorher und Nachher. Jenseits dieser engen Grenzen der Zeit kommen Probleme und Lösungen in ein und demselben Augenblick zum Vorschein.
In der modernen Gesellschaft ist man darauf ausgerichtet, Probleme zu lösen. Tausendsassas, die sich mit der Entwicklung neuer Lösungsansätze befassen, gibt es in hinreichend großer Zahl. Ebenso wenig fehlt der Glaube an unaufhaltsamen Fortschritt. In weiten Teilen gleicht diese Zuversicht jedoch einer Art Ablenkungsmanöver. Indem wir der nächsten Technologie, dem nächsten Wunder der Technik, dem nächsten Durchbruch in der medizinischen Entwicklung unsere Aufmerksamkeit schenken, verlieren wir tiefer gehende und weiter reichende Problemstellungen aus dem Blick, für die wir keine Lösung haben.
Der Buddha hat uns auf das Problem des Leids aufmerksam gemacht, Jesus auf das Problem der Sünde und des Mangels an Liebe, Gandhi auf die Abwesenheit von Frieden in einer Welt der Gewalttätigkeit. Welche neue Technologie wird mich davon abhalten, meinen Feind anzugreifen? Welcher medizinische Durchbruch wird mich in die Lage versetzen, meinen Nächsten so zu lieben wie mich selbst?
Man braucht sich nur ein wenig umzuschauen, schon sieht man, wie wenig die äußeren Lösungsansätze uns weitergebracht haben. Verbrechen, Hungersnot, Krieg, Epidemien und Armut machen uns immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem steckt die Gesellschaft nach wie vor jede Menge Geld in die Lösung solcher Probleme – als würde ein gescheiterter Ansatz am Ende doch zum Erfolg führen, sofern wir uns nur nicht davon abbringen lassen, ihn weiterzuverfolgen. Auf dem spirituellen Weg stellen Sie fest, dass die Ursache aller Probleme, ihre eigentliche Wurzel, jedoch im Bewusstsein zu finden ist. Die Lösung kann daher stets nur durch eine Veränderung im Bewusstsein herbeigeführt werden.
Angenommen, Sie wären von der Seelenebene aus glücklich, stünden vollständig in Einklang mit Gott. Wie sähe das aus? Beziehungsweise wie würde sich das anfühlen? Es wäre, um es in einem einzigen Wort zusammenzufassen, mühelos. Von der Seelenebene aus glücklich zu sein setzt dreierlei voraus:
Sie handeln mühelos.
Was Sie tun, erfüllt Sie mit Freude.
Ihre Handlungen führen zu Resultaten.
Erst im Zusammenspiel aller drei Voraussetzungen können Sie jenes Glück erfahren, das Gott Ihnen zuteil werden lassen möchte. Anschauungsmaterial dafür finden wir im Reich der Natur. Jedes Geschöpf im Reich der Natur handelt spontan. Dennoch trägt jede Handlung dieser Geschöpfe zum Erhalt des gesamten Ökosystems bei.
Demgegenüber ist der Mensch vornehmlich in einer geistigen Landschaft zu Hause. Welche Sicht wir von uns selbst haben, entscheidet darüber, wie wir handeln. Die natürliche Umwelt kommt – allenfalls – an zweiter Stelle, und wir erwarten von ihr, dass sie sich unseren Erfordernissen und Anforderungen anpasst. Die Natur begegnet jeder Herausforderung mit der entsprechenden Reaktion. Mit dem Aussterben der Dinosaurier setzt die Blütezeit der Säugetiere ein. Sobald die Farne den Blütenpflanzen Platz machen, lernen die Insekten, sich von Pollen zu ernähren. Schöpfung und Zerstörung gehen Hand in Hand, stehen unablässig in Kontakt.
In einem System geistiger Ökologie ist so ein nahtloses Ineinandergreifen ebenfalls möglich. In höheren Bewusstseinszuständen wird zwischen einem Wunsch und seiner Erfüllung keine Kluft sichtbar. Nur wenige von uns erleben indes diesen spontanen Zustand. Im herkömmlichen Zustand des Getrenntseins haben wir es mit Lücken und Unterbrechungen zu tun, mit Diskontinuität. Wünsche scheinen nicht in Erfüllung zu gehen, selbst noch so ausgeklügelte Pläne fehlzuschlagen und die Erfahrung des Getrenntseins sich immer mehr zu verstärken.
So könnte man meinen, für eine Lösung der Probleme, vor denen wir stehen, müssten heroische Anstrengungen unternommen werden. Von der spirituellen Warte aus betrachtet trifft allerdings genau das Gegenteil zu. Aus Sicht der Seele geht es bei alldem nicht um die Frage, ob wir uns abrackern oder ob die Resultate zu wünschen übrig lassen; ebenso wenig darum, ob Vorstellungen und Wünsche in Erfüllung gehen oder nicht. Sie brauchen Ihre Handlungen nur an den drei schlichten Kriterien zu messen, die ich eben genannt habe:
Handle ich mühelos, ohne mir etwas abringen zu müssen?
Habe ich Freude an dem, was ich tue?
Stellen sich die Resultate wie von selbst ein?
Diese Fragen mit »Ja« zu beantworten bedeutet, dass Sie sich spirituell in die richtige Richtung bewegen. Antworten Sie mit »Nein«, heißt das: Die Richtung stimmt noch nicht und bedarf der Korrektur.
Jemand aus meinem Bekanntenkreis hat seiner Familie über Jahre hinweg mit Geld und mit Rat zur Seite gestanden. Als einziger von vier Brüdern hatte er ein Universitätsstudium absolvieren können. Nun praktiziert er erfolgreich als Arzt. Er ist selbstbewusst und mit Lösungsvorschlägen schnell bei der Hand. Jahrelang war er der Meinung, er wisse, was seine weniger vom Glück begünstigten Brüder mit ihrem Leben anfangen sollten.
Unlängst kam es zu einer Krise. Die Brüder – Arbeit zu finden hatte ohnehin noch nie zu ihren Stärken gezählt – begannen sich zu verschulden. Von meinem Bekannten wollten sie immer mehr Geld haben. Als er androhte, ihnen womöglich den Geldhahn zuzudrehen, sah er sich mit wütenden Reaktionen konfrontiert.
»Sieh dir das mal an«, sagte er mit Empörung in der Stimme, als er mir eine E-Mail seines jüngsten Bruders zeigte.
»Würde ich mich weigern, ihm mehr Geld zu geben, teilt mein Bruder mir mit, sei das ihm gegenüber ein ganz schäbiges Verhalten.«
Ich fragte ihn, wie viel Dankbarkeit seine Brüder ihm gegenüber in all den Jahren zum Ausdruck gebracht hätten. Mein Bekannter schüttelte den Kopf. »Mein Geld haben sie gern genommen. Mir persönlich haben sie überhaupt keine Beachtung geschenkt.«
»Und trotzdem ziehst du immer wieder dasselbe Programm durch!?«, gab ich zu bedenken.
»Was soll ich machen? Den Gedanken, dass meine Brüder auf Unterstützung karitativer Einrichtungen angewiesen sind oder nach einer wie auch immer beschaffenen Verzweiflungstat im Knast landen, kann ich nicht ertragen«, meinte er. An dem Punkt habe ich die drei Handlungskriterien ins Gespräch gebracht: »Kannst du deinen Brüdern helfen, ohne dass es dir Mu?he bereitet?«, fragte ich ihn. »Nein«, räumte er ein, »gegen Hilfe haben sie sich im Grunde stets mit Händen und Füßen gesträubt.«
»Kümmerst du dich gern um sie?«, lautete meine nächste Frage. »Nein«, entgegnete er. Er war frustriert und fühlte sich ganz miserabel. Viele Male hatte er schon daran gedacht, sich eine andere Telefonnummer zuteilen zu lassen, bloß um nicht mehr mit ihnen sprechen zu müssen.
Schließlich fragte ich ihn: »Kannst du sehen, dass sich dein Bemühen lohnt?« Das traf definitiv nicht zu. Mit ihnen ging es keineswegs bergauf. Stattdessen haben die finanzielle Unterstützung und die Ratschläge meines Bekannten es ihnen ermöglicht, einfach an den alteingefahrenen Gewohnheiten festzuhalten.
Wenn sich in einer Situation durch jede Menge Nachdenken, Pläneschmieden, Bemühen, gutes Zureden und auch Nachdruck keine Änderung herbeiführen lässt, ist es an der Zeit, sich jene drei schlichten Fragen zu beantworten, die ich auch meinem Bekannten gestellt habe. Alles, was Sie und ich tun können, ist: die eigene Rolle im göttlichen Plan übernehmen. Unendlich große Intelligenz liefert Lösungen für jedes Problem. Bei den Pflanzen und Tieren hält die Ökologie sich selbst im Gleichgewicht. Die einzelne Pflanze und das einzelne Tier brauchen lediglich im Zusammenspiel des Ganzen ihre Rolle zu übernehmen.
Menschen sind da ehrgeiziger. Wir legen Wert darauf, eine eigene Sicht der Dinge zu entwickeln und die entsprechenden Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Das macht die ganze Angelegenheit ungleich komplizierter. Nichtsdestoweniger kommen hier dieselben grundlegenden Gesetzmäßigkeiten zum Tragen.
Das scheint mir nun ein geeigneter Moment zu sein, auf einen allzu gern erhobenen Einwand zu sprechen zu kommen: Immer wieder sehen sich Menschen, die sich auf den spirituellen Weg begeben haben, mit dem Vorwurf konfrontiert, sie seien selbstbezogen, ja selbstsüchtig. Obwohl die Welt unter den sich überall auftürmenden Problemen geradezu zu ersticken drohe, so der gängige Vorwurf, seien die Suchenden auf dem spirituellen Weg einzig und allein auf das eigene Wohl bedacht. Gott diene ihnen dabei lediglich als bequemer Vorwand. Diese Kritik läuft im Kern auf Folgendes hinaus: Was sogenannte spirituelle Menschen tun, geschehe nach Maßgabe des Ego – genau wie bei allen anderen. Von Fall zu Fall kann dies in der Tat ein begründeter Einwand sein. Sollten Sie sich aus dem Grund auf dem Weg zu Gott sehen, weil Gott der große Hauptgewinn ist, der ultimative Jackpot, dann ist bei Ihnen eindeutig das Ego federführend.
Wenn uns der spirituelle Weg hingegen über die bislang gewohnte Ich/mich/mein-Vergötterung hinausführt, lässt die Erweiterung des Bewusstseins die durch dualistische Trennung entstandenen Grenzen allmählich in den Hintergrund treten und schließlich verschwinden. Zunehmend betrachten Sie sich dann nicht mehr als isoliert, sondern erleben sich als Teil des Ganzen.
Das versetzt Sie in die Lage, anderen so zu helfen, wie Sie sich selbst helfen würden. Nicht etwa weil Ihnen der Dienst an Ihren Mitmenschen und gute Werke zu einem besonderen Wohlgefühl verhelfen. Vielmehr wird Ihnen begreiflich: Die Person, der Sie hier einen Dienst erweisen, sind Sie. Auch das Ego ist dazu fähig, den Armen und Leidenden einen Dienst zu erweisen. Dahinter steht dann allerdings ein verborgenes Motiv: Anderen etwas zu geben verhilft dem Ego zu einem Gefühl eigener Überlegenheit.
Ganz im Unterschied dazu kenne ich aber auch viele aufrichtig Suchende, denen innerer Frieden, Mitgefühl und innige Vertrautheit mit ihrer Seele als Maßstab für den Lohn gelten, der ihnen zuteil wird. Um spirituell wachsen zu können, muss man sich nicht unbedingt vordergründig in den Dienst seiner Mitmenschen stellen. Ein Leben im Dienst am Mitmenschen kann ebenso erbärmlich und selbstsüchtig sein wie jedes andere.
In jedem Fall aber tragen, das wage ich zu behaupten, die spirituell Suchenden mehr dazu bei, das menschliche Leid zu lindern, als diese oder jene Regierung. Jeder Schritt zu wirklicher Gotteserkenntnis kommt der gesamten Menschheit zugute.
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Ein Auszug mit freundlicher Genehmigung des Goldmann Verlags aus:
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Deepak Chopra
„Spiritueller Optimismus“
Goldmann Verlag
224 Seiten, Taschenbuch
ISBN: 978-3-442-21990-2
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