Hypnose (griech. hypnos „Schlaf“)
Der Begriff wurde 1841 (nach anderen Quellen 1843) von dem schottischen Chirurgen Dr. James Braid geprägt. Er ließ Menschen auf eine Glaskugel starren und sprach in suggestiven Worten. Dadurch kommt ein Patient in eine tiefere Entspannung und im Gehirn entstehen vorwiegend Alpha-Wellen (→ Bewusstseinszustände). Insofern ist Hypnose kein tiefer Bewusstseinszustand. Viele Menschen mit unterschiedlicher Ausbildung und unterschiedlichem Erfahrungshintergrund sind hypnotisierbar. Hypnose hat vorwiegend in ärztlicher und psychotherapeutischer Anwendung ihre Berechtigung und Nutzen. Für das Verständnis des „verzerrten Bewusstseins“ (→ Halluzination) bietet der Hypnosezustand ein gutes Beispiel für das Problem der meisten Menschen, zwischen Illusion und Realität zu unterscheiden, denn viele Menschen handeln auch im Alltagsleben genauso fremdbestimmt wie unter Hypnose.
Die Übertragung der Kontrolle auf den Hypnotiseur ist ein Modell für das konditionierte Bewusstsein, für die Abhängigkeit von Autoritäten und gesellschaftliche Werte, die meistens unbewusst übernommen werden. Auch im alltäglichen Bewusstsein ist die Orientierung an der Realität größtenteils Produkt einer besonderen kulturellen Übereinstimmung. Diese allgemeine Realitätsorientierung wird von Geburt an verinnerlicht und eingeübt. Infolge hypnotischer Suggestion verblasst selbst diese Realitätsorientierung weitgehend. Das Suggerierte ist für den Hypnotisierten völlig real. Schlafwandler bewegen sich vermutlich auch in diesem Bereich, sie sind sozusagen „von Gehirnaktivitäten hypnotisiert“.
Hypnose wird in therapeutischen und medizinischen Zusammenhängen wirkungsvoll eingesetzt: für spannungsfreiere Untersuchungen, zur Narkosevorbereitung, zur Schmerzreduktion bei kleineren Eingriffen. Besonders in der Zahnmedizin wird die Technik der Hypnose immer häufiger eingesetzt, um schmerzarme Behandlungen auch ohne den Einsatz einer Betäubungsspritze zu ermöglichen. Die Anwendung der Hypnose in therapeutischen Verfahren ist vielseitig wirksam: bei Symptomen psychosomatischer Ursachen wie Blut-Hochdruck, Neurodermitis, Allergien, Kopfschmerzen, Migräne; bei der Behandlung von post-traumatischen Störungen, Ängsten und Phobien, sowie bei der Raucher-Entwöhnung, bei Schlaf- und Essstörungen.
Voraussetzung für einen hypnotischen Zustand ist die körperliche Entspannung, das Ausschalten der Aufmerksamkeit auf äußere Reize und die Konzentrierung auf ein inneres Erleben. In diesem Zustand leitet der Behandelnde in ein Setting „alternativer Wirklichkeit“, in der der Patient die Aufhebung oder Veränderung seiner zu behandelnden Symptome so intensiv erlebt, dass es möglich wird, dass diese hypnotisch imaginierte Wirklichkeit Teil der Alltagswirklichkeit des Patienten wird. Hypnose knüpft an die eigenen Fähigkeiten des Patienten zur Veränderung an.
Der Zustand der Hypnose unterscheidet sich allerdings vom Zustand der → Trance, was Gehirnwellenmessungen belegen. Bei der Hypnose überwiegen Beta- und Alpha-Wellen, die auch im Normalzustand fluktuieren, während es bei der Trance überwiegend Theta-Wellen sind. Auch andere biochemische Reaktionen finden statt. Wenn Sie also von „hypnotischer Trance“ lesen, ist der Autor nicht auf dem neuesten Stand der Forschung. Interessant ist, dass bei einer tiefen Entspannung durch Meditation ebenfalls Alpha-Wellen überwiegen. Nur bei Yogis, die ein Leben lang meditiert haben, kommen überwiegend Delta-Wellen vor (→ Samadhi).
Gehirnwellenmessungen sagen natürlich nichts über die Inhalte der jeweiligen Erfahrung aus, sie bieten jedoch hilfreiche Unterscheidungsmerkmale für veränderte Bewusstseinszustände.