Ibn Arabi (1165-1240)
Einer der wichtigsten Vertreter der Schule der → Illuministen. Er wirkte hauptsächlich in Spanien und Marokko, bereiste aber auch Ägypten und andere arab. Länder.
Ibn-al Arabi wuchs in Sevilla auf und lebte dort über 30 Jahre. Er hatte einige Sufi-Lehrer, doch über sein Leben ist sehr wenig bekannt. Sein Vermächtnis besteht in einer großen Zahl von Büchern. Obwohl er eine nachhaltige Wirkung auf alle späteren Sufis ausgeübt hat, ging von ihm kein Orden aus. „Der größte Meister“ nannten ihn ehrfürchtig seine zahlreichen Anhänger, aber ihr Lob war oft mit einem leisen Schauder gemischt, denn der Meister ging einen universalen Weg, auf dem ihm selbst seine engsten Freunde nicht ohne weiteres folgen konnten.
Ibn Arabi lehrte nämlich, dass es zwei Erscheinungsformen des Propheten Mohammed gebe: zum einen den Mann, der tatsächlich gelebt habe, zum anderen den „ewigen“ oder, wie wir heute sagen würden, den kosmischen Mohammed. Der menschliche Mohammed habe entsprechend seinem Menschsein auch seine Begrenzungen gehabt. Nach Ibn Arabi spiegelten alle Propheten die göttliche Weisheit in einer besonderen Form. In seinem bedeutenden Werk „Fusus al-Hikham“ („Die Siegelringsteine der Weisheit“) werden alle 27 Propheten, auf die im Koran hingewiesen wird, als beispielhaft für eine bestimmte spirituelle Kapazität dargestellt, als Beispiel für das Wissen um die Wahrheit.
Von wenigen Menschen ist ein so tief greifender metaphysischer Einfluss sowohl auf die islamische als auch auf die christl. Welt ausgegangen wie von Ibn El-Arabi. Ibn Arabi verwirrte die zeitgenössischen Gelehrten, weil der Islam ihn als mit seiner Lehre konform gehend bezeichnet, während er im inneren Leben immer ein Esoteriker blieb. Wie alle Sufis behauptete er, es gäbe eine einheitliche, andauernde und für jeden Mensch akzeptable Fortentwicklung von der formalen Religion jeder Art zum inneren Verständnis dieser Religion, die schließlich zur persönlichen → Erleuchtung führt. Als er sich in eine schöne, junge Frau verliebt hatte, formulierte er seine spirituellen Erfahrungen in Mekka und seine symbolische Beschreibung des Weges der Mystiker in Form von Liebesgedichten, in denen er die menschliche Schönheit mit der göttlichen Wirklichkeit verband. Für Ibn Arabi kann die wahre Wirklichkeit auf verschiedene Weise gleichzeitig Ausdruck finden.
Sein überragender Beitrag zur spirituellen Philosophie ist seine Vision, dass die Schöpfung in verschiedenen kosmischen Ordnungen gesehen werden kann, die voreinander verhüllt sind (→ Sefiroth). Das göttliche Wesen selbst wird hahut genannt, abgeleitet vom Buchstaben → H, dem hu, dem ausgehauchten Endbuchstaben von Allah. Die göttliche Natur, die sich selbst offenbart, wird lahut genannt; die geistige Form jenseits der Formen ist jabarut, wo die göttlichen Anordnungen und geistigen Kräfte lokalisiert sind. Dieser Ebene folgt die malakut, die Welt der → Engel, während der Ort der Menschheit nasut ist (→ Sefiroth). Entsprechend ist das Erreichen der Seinsebene, die der Mystiker anstrebt oder erreicht. Dies wird im → Sufismus als → Fana, „Auslöschung“, bezeichnet. Auf dem Weg durch die Bewusstseinswelten stirbt (fana) ein Teil unserer Zuwendung zur jeweiligen Welt, und wir werden in einer neuen Qualität wiedergeboren (baqa).
Die erste Stufe auf dem Weg zur Befreiung (fana al-akham) wird auch als Auslöschung der sinnlichen Wahrnehmung und körperlichen Gefangenschaft bezeichnet, bei der die Ebene des Wissens erlangt wird. Die zweite Stufe (fana al-afal) führt zur Auslösung der Verhaftung an persönliche Eigenschaften, die dritte Stufe (fana-al-sifat) führt zur Desillusionierung, irgendetwas zu sein, d.h. zum Sterben des Ego, während die vierte Stufe (fana al-dhat) die Auflösung in Gott darstellt.