Ende 2011 wurde eine Repräsentative Studie der Identity Foundation über das Philosophie-Verständnis der Deutschen veröffentlicht. Darin wurde klar: Für 40 Prozent der Bevölkerung spielen spirituelle Themen und Meditation bereits eine Rolle im Alltag. 25 Prozent der Deutschen sehen in spiritueller Praxis die Basis für ein gutes Leben und Weisheit.
Hier die Zahlen im Einzelnen:
Je herausfordernder die Zeiten, umso größer der Bedarf nach Orientierung. Immer mehr Deutsche begegnen der wachsenden Komplexität ihrer alltäglichen Lebenszusammenhänge deshalb mit einer Hinwendung zu metaphysischen Fragen und spirituellen Themen. Die Philosophie vermittelt ihnen konkrete Orientierung bei ganz grundlegenden Lebensfragen. 63,1 Prozent finden hier Hinweise auf die Sinnfrage des Lebens, 54,9 Prozent Erkenntnisse davon, was im Leben wirklich zählt, und 35,6 Prozent Antworten auf Glaubensfragen. Für 38,5 Prozent ist es eine zentrale philosophische Frage, ob es überhaupt einen Gott oder eine unsterbliche Seele gibt. 38,3 Prozent denken über das Sterben und darüber, was nach dem Tod kommt, nach und suchen in der Philosophie nach Antworten. Der Tod naher Angehöriger wird für 55,5 Prozent der Deutschen zum Anlass, sich mit grundsätzlichen Lebensthemen zu beschäftigen. So die Ergebnisse einer repräsentativen Untersuchung zum Philosophie-Verständnis der Deutschen im Auftrag der gemeinnützigen Stiftung für Philosophie Identity Foundation in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Soziologie der Universität Hohenheim. Befragt wurden 1.000 Männer und Frauen ab 14 Jahren durch die GfK Marktforschung.
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Für jeden vierten Deutschen ist Weisheit das Ergebnis spiritueller Praxis
Dem hektischen Tagesgeschehen setzen viele Deutsche ganz gezielt den Rückzug in die Stille entgegen, 40,4 Prozent sind überzeugt, dass sie auf diese Weise am besten etwas über sich selbst, das Leben und die Welt erfahren. 22,7 Prozent betonen, dass ihnen regelmäßige Phasen der Selbstbesinnung und Meditation besonders wichtig sind im eigenen Leben. Und 23,1 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass zu einem „guten Leben“ spirituelles Bewusstsein gehört. Für 22,4 Prozent aller Deutschen ist dabei Weisheit das Ergebnis einer konkreten spirituellen Praxis. 25,4 Prozent finden, dass sich vor allem spirituelle Persönlichkeiten durch besondere Weisheit auszeichnen – von Führungskräften in der Wirtschaft glauben dies hingegen nur 16,2 Prozent, von Politikern gar nur 8,3 Prozent der Bevölkerung.
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Bis zu 90 Prozent der Befragten finden ein „gutes Leben“ in gemeinschaftlichen Bezügen
Ein „gutes Leben“ findet eine große Mehrheit der Deutschen vor allem in gemeinschaftlichen Bezügen. Gerechtigkeit (94,7 Prozent), Fairness (94,1 Prozent) und Verantwortungsbewusstsein (93 Prozent) brennen fast allen Bürgerinnen und Bürgern hier als zentrale Themen unter den Nägeln. Auch Humor (89 Prozent), Mitgefühl (88 Prozent) und Friedfertigkeit (88 Prozent) erachtet ein Großteil der Bevölkerung als wichtige Basis für ein Leben in Harmonie und Balance, verbunden mit Eigenschaften wie Wahrhaftigkeit (79,6 Prozent), Klugheit (73,9 Prozent), Maß halten (73,4 Prozent) und Freigebigkeit (51,1 Prozent).
Auch bei der Betrachtung ihres Privatlebens tendieren die Deutschen mehrheitlich zu einer sozialen Perspektive. 73,9 Prozent der Deutschen erachten hier die Harmonie in den Beziehungen zu ihren Mitmenschen als höchsten Wert. 48,2 Prozent wünschen sich eine erfüllende Tätigkeit. 36,3 Prozent ist es zudem wichtig, immer wieder neues zu lernen und den eigenen Horizont zu erweitern, 24,5 Prozent möchten mit ihrem Leben explizit etwas bewirken. Materieller Wohlstand spielt hingegen nur für 18,1 Prozent eine besondere Rolle.
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Der „Sinn des Lebens“ offenbart sich für die meisten Deutschen in ihren sozialen Beziehungen
Beim „Sinn des Lebens“ denken die Deutschen weniger an metaphysische Zusammenhänge und philosophische Perspektiven, sondern eher an ihre sozialen Beziehungen. Ihre – frei formulierten – Sinn-Top-10 sind: ein intaktes Familienleben (30 Prozent), Gesundheit (19,5 Prozent), Familiengründung und Nachwuchs (19,1 Prozent), Glück bzw. ein glückliches Leben (16 Prozent), Freundschaften (13,4 Prozent), ein sorgenfreies Leben (12,5 Prozent), ein sicherer Arbeitsplatz (10,8 Prozent), Zufriedenheit (10,4 Prozent), Selbstverwirklichung (8,2 Prozent) und finanzielle Sicherheit (7,1 Prozent). Erstaunlich: Knapp jede/r fünfte Deutsche hat vom Sinn des Lebens keine Vorstellung.
Im Stellen der Sinnfrage relativiert ein Großteil der Bevölkerung seine persönlichen Wünsche und stellt das Ich in seinen Bestrebungen konstruktiv in Frage. 59,2 Prozent versprechen sich dadurch, mehr Gelassenheit zu finden. 58,9 Prozent fühlen sich veranlasst, über die eigenen Verpflichtungen nachzudenken. 53,8 Prozent können so Entbehrungen oder Trauer besser akzeptieren. 52,6 Prozent fragen sich, was sie eigentlich im Leben wollen, 52 Prozent suchen nach neuen Möglichkeiten und Wegen im Leben und 26,8 Prozent stellen das, was sie tun, in Frage.
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Der Tod verliert für ein Drittel der Bevölkerung durch metaphysische Deutungen seinen Schrecken
Überlegungen metaphysischer Natur sind für die Deutschen ein zentrales Moment ihrer Daseinsbewältigung – hier suchen sie nach Antworten auf die letztendlichen Fragen des Lebens. 35,3 Prozent der Befragten sind der Überzeugung, dass die Seele nach dem Tod weiter existiert. 29,7 Prozent hilft ihr religiöser Glaube, den Tod zu akzeptieren, und für 20,1 Prozent nimmt der Glaube an eine Wiedergeburt dem Tod seinen Schrecken.
Das Nachdenken über die Endlichkeit des Lebens wird für einen nennenswerten Teil der Bevölkerung zum Korrektiv im Alltag. So ist es 25,6 Prozent grundsätzlich sehr wichtig, über den Tod nachzudenken, und 17,7 Prozent gewinnen in diesen Reflektionsprozessen neue Einsichten für die eigene Lebensgestaltung.
Text von: Identity Foundation
Die Identity Foundation ist eine gemeinnützige Stiftung für Philosophie und Wissenschaftsförderung, deren Schwerpunkt auf Forschungen zum Selbstverständnis von Personen, Gruppen und Institutionen liegt. Sie konzentriert sich auf Einzelprojekte in verschiedenen sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kontexten, darunter Fachtagungen und Symposien, empirische Untersuchungen und (Forschungs-) Projekte, die Förderung der Medienberichterstattung über grundlegende oder aktuelle Identitätsthemen und die Beteiligung an kunstwissenschaftlichen oder spirituellen Projekten mit besonderen Bezügen zur Frage der Identitätsbildung und -Entwicklung. Die Stiftung wurde 1998 ins Leben gerufen vom Gründer der Kommunikationsagentur Kohtes Klewes (heute Ketchum Pleon), Paul J. Kohtes, und seiner Frau Margret.
Weitere Informationen: http://identity-foundation.de
2 Kommentare
Erfreuliche Erkenntnisse.
Auch für mich ist das große Interesse an Spiritualität „dran.“ Die Zeit ist reif für den Blick auf das Wesentliche. Nun gibt es eine repräsentative Studie darüber, was sich allmählich verändert. Klasse.
Willkommen in 2012.