Innere Einkehr in der Adventszeit – Randolf Schäfer

von Thomas

AdventTextFür viele Menschen bedeutet die Vorweihnachtszeit Stress – schnell noch alle Geschenke besorgen, Steuererklärung und vieles mehr. Aber wir können diese Zeit auch zur inneren Einkehr nutzen, wie es unsere Vorfahren schon immer taten. Daran erinnert der Astrosoph und Autor Randolf Schäfer und empfiehlt dafür eine wunderbare Übung.

Von Randolf Schäfer


Ankommen in der inneren Ruhe und Selbstbegegnung

Eine ganz besondere Zeit des Jahres beginnt für uns – die Adventszeit. Es ist die Vorweihnachtszeit. Doch viele Menschen schenken dieser einzigartigen Zeit innerhalb des Jahres nur noch wenig Aufmerksamkeit. So werden die Feiertage zumeist nur noch als zusätzliche Urlaubstage angesehen. Für viele aber mag die Adventszeit etwas gemütlich anheimelndes haben, man zündet Kerzen zu Hause an und manch einer findet die Muße, sich mit einem guten Buch in die Stille zu begeben.
Die Vorweihnachtszeit ist darüber hinaus geprägt vom weihnachtlichen Einkaufsstress, der die Menschen in den letzten Jahrzehnten alle Jahre wieder heimsucht. Wie oft habe ich es jedes Jahr von Klienten gehört, dass sie sich vorgenommen haben, dieses Jahr einmal anders zu gestalten, doch oft blieb es nur immer bei dem Vorhaben. Wir sehnen uns sicher alle danach, diese Zeit anders zu gestalten, doch vergessen wir genau in diesen Monaten vor lauter Lebensdynamik, worum es eigentlich geht.
Für unser Erleben zeichnet sich die Adventszeit dadurch aus, dass das jahreszeitliche Geschehen dunkler und unfreundlicher ist als sonst. So verbringen wir in den dunklen Kältemonaten mehr Zeit in den Innenräumen unserer Häuser, die uns Wärme und Schutz vor der unwirtlichen Witterung bieten. Viele Menschen leiden durch die mangelnden Lichtkräfte an melancholischer Verstimmung und sehnen sich nach sonnigen Gefilden und der Aufbruchsstimmung des im nächsten Jahr hereinbrechenden Frühlings.

 

Die Wurzeln des Menschen liegen im Metaphysischen

Die Symbolik der kalten Jahreszeit – wir ziehen uns mehr in die Innenräume zurück, lässt sich auch auf ein in dieser Zeit bestehendes Erfordernis übertragen.
Denn alles, was in dem jahreszeitlichen Geschehen in der Natur von statten geht, hat eine Entsprechung, die man auf ein bestehendes Lebenserfordernis für den Menschen übertragen kann. Die Gegebenheit, sich nicht mehr in der Außenwelt zerstreuen zu können, ist zugleich ein Auftrag, sich dem inwendigen Leben zu widmen.
Der Mensch kann es also in dieser Phase des Jahres der Natur gleich tun und sich ganz mit seinen inneren Welten und mit der Rückbindung an den Urgrund seines Lebens beschäftigen. So wie die Kräfte in der Natur sich sammeln und zu den Wurzeln zurückkehren, kann auch der Mensch sich sammeln und zu seinen Wurzeln zurückkehren. Die Wurzeln des Menschseins liegen jedoch im Metaphysischen, dies lässt sich nicht leugnen und jeder muss sich dieser Erfahrung früher oder später bei seinem Ableben stellen.
Denn woher kommt der Mensch oder besser seine Seele? Wohin geht sie nach seinem Ableben? Und, was ist der eigentliche Sinn des Lebens? Besteht er in der reinen Ausrichtung auf äußerliche Dinge, dem Beruf, dem Erfolg, dem Gründen einer Familie und dem Zeitvertreib, der zwischen den Arbeitsphasen gerne angestrebt wird?
Oder gibt es noch eine andere Ebene des Menschseins, die für uns noch gar nicht so erforscht ist, so dass man sagen kann, es gibt noch viele nicht gelebte Abenteuer, wie das Abenteuer der Selbstentdeckung?

 

Entsprechung führt zu innerem Glück

In der Adventszeit läuft die Sonne durch das Tierkreiszeichen Schütze. So kann man neben dem Aspekt der Zeit auch von einer Qualität der Zeit sprechen. Denn, in bestimmten Zeitabschnitten sind stets besondere Inhalte enthalten. Mit diesen kann man sich zu jeder Zeit ganz intensiv und stimmig verbinden. Dies führt dann zu Einklang und Freude. Denn immer, wenn wir etwas ausführen, was eine Entsprechung zu einem bestehenden Zeiterfordernis hat und wir mit diesem in Übereinstimmung gehen, stellen sich Einklang und Frieden in uns ein.

Zu den qualitativen Aspekten des Schützemonats, der vom 23. November bis zum 20. Dezember währt, gehört die Suche nach dem Sinn des Lebens. Die Lern-Inhalte des Zeichens Schütze wollen den Menschen in das Thema der Rückbindung zu den eigentlichen Wurzeln seiner Existenz führen. Dazu gehört die Suche nach anderen Lebensinhalten und die Erkenntnis, wie man sich wieder mit dem Urgrund verbinden kann. Deshalb sind Menschen die mit dieser Signatur geboren worden sind oft auch rastlos auf der Suche in ihrem Leben, immer getrieben mit einer gewissen Unzufriedenheit über bestehende Umstände. Diese Unzufriedenheit treibt sie stets weiter und lässt sie nicht aufhören zu suchen. Nach vielen Ausflügen in der äußeren Erfahrungswelt müssen sie oft erkennen, dass dies nicht ihr Weg ist. Vielmehr geht es darum zum Zentrum zu gelangen, nämlich der Wurzel ihrer eigenen Existenz. Denn Glück lässt sich nicht über äußere Umstände erreichen. Es ist stets nur von kurzer Dauer, weil es den Gesetzen der Polarität unterworfen ist. Aber in den inneren Welten, die nicht den Gesetzen der Polarität unterliegen kann das Glück gefunden werden. Dann schließt sich die Wunde der Unzufriedenheit und es kehrt Harmonie ein.


Die wirklich wichtigen Themen im Leben

Bevor die Sonne am 23. November in das Tierkreiszeichen Schütze eintritt, durchläuft sie in der Zeit vom 24. Oktober bis zum 22. November das Tierkreiszeichen Skorpion. Diese Zeit gehört mit zu dem großen Zyklus der Inwendigkeit. Dieser befindet sich in der Zeit des abnehmenden äußeren Lichtes, denn bis zur Sonnenwende werden die Nächte immer länger. (Die längste Nacht am 22. Dezember dauert ca. 16 bis 17 Stunden, je nach geographischer Position in unseren nördlichen Breitengraden.)
Die Inhalte des Skorpionprinzips vermitteln dem Menschen das Mysterium der Wandlung, vom Loslassen seiner Fixierungen und seiner Vorstellungen. Deshalb finden wir auch in diesem Zeitraum die besonderen Feiertage, wie Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag, sowie den Tag der Um- und Einkehr, Buß- und Bettag. Diese stimmen uns nachdenklich. Die Totenfeste lassen bedeutsame Fragen aufkommen. Zum Beispiel, wie es wohl mal sein wird, wenn wir selber aus dem Leben scheiden? Was erfahren wir in diesem Prozess des Überganges? Und, gibt es ein Leben nach dem Tod?
Der Mensch wird somit durch den jahreszeitlichen Verlauf der Natur, seit urewigen Zeiten, Zeuge eines tiefen Mysteriums, welches er als solches nicht erkennt, wenn er in ewiger Unrast unterwegs ist und sich von allen möglichen Eindrücken ablenken lässt.


Von der Symbolik der Außenwelt lernen

In keiner Zeit des Jahres ist die Anlage für tiefe wandelnde Erkenntnisse so nahe wie in dieser Zeit. Hier lernt der Mensch, worauf es in seinem Leben, das oft von zyklischen Veränderungen und Erneuerungen erfüllt ist, ankommt.
Die Natur erzählt ihm, dass nur auf dem Humus der herab gefallenen Blätter des zurückliegenden Sommers, im nächsten Frühling wieder Neues entstehen kann. Dies gilt nicht nur als Naturgesetzmäßigkeit, sondern auch für das Bewusstsein des Menschen. Wie oft halten wir in Wandlungsprozessen an alten Dingen fest. Wie oft zweifeln wir und haben Angst, den Boden unter den Füssen zu verlieren, ohne uns darauf zu besinnen, dass es manchmal wichtig ist Aspekte unseres Lebens zurück zu lassen, um wieder neu beginnen zu können.
Und wie schön kann die Erfahrung sein, dass das Neue sich tatsächlich erst richtig entfalten kann, wenn man vom Alten losgelassen hat und durch einen solchen Prozess hindurch gegangen ist.


Was uns hilft, uns in der Gegenwart zu stärken

Der Mensch, der bewusst einen Erfahrungsweg in den inneren Welten gehen möchte, kann sich auf die Zeit der Einkehr während des weihnachtlichen Geschehens vorbereiten. Die Zeit der Stille kann für ihn so hilfreich sein, weil er im Weihnachtsgeschehen –  der dunkelsten Zeit des Jahres, im tiefsten Dunkel der äußeren Welt – mit dem inneren Licht in Kontakt kommen kann.
Die Bezeichnung Advent, leitet sich aus dem lat. “advenire” ab, was soviel bedeutet, wie im Inneren anzukommen. Die Weihnachtszeit vermittelt uns, dass selbst im tiefsten Dunkel der äußeren Verwicklung das Licht brennt, weil wir darüber zu besonderen Erkenntnissen geführt werden.
Gerade jetzt, da wir in dem Feuerwerk der täglichen Nachrichten aus den unterschiedlichsten Medien, in unserem Einklang und Frieden oft erschüttert werden, ist es so wichtig ein tragendes Fundament zu haben. Dieses kann aus dem Ausgleich entstehen, dass wir von Zeit zu Zeit friedvoll bei uns bleiben, uns achtsam verinnerlichen, bevor wir wieder gezwungen werden uns durch unseren hektischen Lebenskampf erneut zu veräußerlichen.
Genauso, wie wir nach den täglichen Aktivitäten, Schlaf benötigen, um wieder zu regenerieren und die nötige Frische und Kraft zu haben, kann uns die innere Einkehr, wie ein heilsamer Schlaf, die Ruhe und die Kraft schenken, die wir benötigen um unser Leben bewältigen zu können. Dazu ist einzig die Einsicht sowie die Sehnsucht erforderlich und die Bereitschaft, sich Freiräume zu schaffen, um sich auf eine innere Selbstbegegnung einzulassen. Dies können wir für uns entscheiden in dem wir uns bewusst machen was für uns wichtig ist – innerer Friede kann so entstehen in der allzu hektischen Zeit.
Die Adventszeit ist sozusagen die Auftaktzeit für die folgende Weihe-Nachts-Zeit, in der eine spezielle Energie vorhanden ist, die wir für unser Wachstum nutzen können, über die ich in einem späteren Essay berichten werde.
Die Adventszeit bereitet durch die ausgleichende Inwendigkeit auf die Ruhezeit zwischen den Jahren vor.
Wenn Sie die Adventszeit einmal anders gestalten wollen, dann möchte ich Ihnen gerne dazu folgende Anregungen geben:


Übung zur Einkehr in der Adventszeit

Ziehen Sie sich an den jeweiligen Adventssonntagen und wenn Sie Zeit und Lust dazu haben, in der auf die Adventssonntage folgenden Woche, an einen ruhigen Ort zurück. Die beste Zeit für Ihre Stille Erfahrung ist der Abend. Sie benötigen einen Platz mit einem Tisch und einen Stuhl und eine Kerze Ihrer Wahl die Sie zu Ihren Abstimmungen dann entzünden. Wenn Sie lieber im Schneidersitz auf dem Boden sitzen möchten, dann können Sie dies natürlich auch so gestalten, wie es für Sie am besten ist.

Entzünden Sie nun Ihre Kerze, die Sie vor sich auf den Tisch oder auf den Boden gestellt haben und konzentrieren Sie sich auf die Flamme.
Atmen Sie gleichmäßig ein und aus. Fixieren Sie die Flamme mit ihren Augen, solange, bis Sie alles um sich herum vergessen und Sie das Gefühl haben, dass die Außenwelt nicht mehr existiert und Sie im Bewusstsein eins sind mit der brennenden Flamme. Sie sind eins mit der Flamme, die Flamme ist in Ihnen.
Wenn Sie diesen Zustand losgelöst und ganz unverkrampft erreicht haben, machen Sie sich bewusst, dass das eine  Licht symbolisch für das Licht in uns steht. Der göttliche oder kosmische Funke, der in uns brennt und sich in unserer Sehnsucht ausdrückt, nach einer Einheits-Erfahrung zu streben.
Stellen Sie sich vor, dass dieses einzelne Licht Sie durch die Dunkelheit der Unkenntnis zu größerer Bewusstheit führt.
Während Sie sich intensiver in die Flamme vertiefen, lassen Sie in sich das Gefühl entstehen, dass diese Flamme in Ihnen selber brennt. Stellen Sie sich vor, dass es das kosmische Bewusstsein ist, das in Ihnen leuchtet und brennt und, dass sich auf diese Weise die belebende Kraft des kosmischen Allgeistes, in Ihnen ausbreitet und Sie vom kosmischen Bewusstsein durchdrungen sind.
Je mehr es für Sie so sein kann, dass diese Licht Erfahrung Ihre Individualitätsempfindung in den Hintergrund treten lässt und aus dem ICH-Gefühl das leuchtende kosmische Bewusstsein wird, desto intensiver wird die Erfahrung sein.
Sie können in Ihrer Stille Erfahrung solange verweilen, wie es für Sie angenehm ist.

Diese Abstimmung kann Sie durch die gesamte Adventszeit begleiten. Immer wenn wir in die Stille gehen, dann geben wir unserem inneren Wesen die Möglichkeit mit uns zu kommunizieren. Also, lassen Sie sich überraschen und schauen Sie was Ihr Wesen Ihnen erzählen möchte. Besonders förderlich für die Ausformung eines anderen Bewusstseins ist es, wenn Sie diese Meditation auch sonst in Ihr tägliches Leben einbinden – da gibt es keine Grenzen.
Sie werden merken, wie Ihre Standfestigkeit gegenüber den äußeren Erfordernissen zunehmen wird.
Auf dem Weg zu einer Innenwelt-Erfahrung geht es nicht um einen weltfremden Rückzug von der Außenwelt, sondern um einen Ausgleich, eine Stärkung, die uns ein Fundament aus Ruhe und Kraft geben kann, um den Leistungen die uns die Welt abverlangt, souverän begegnen zu können.
In diesem Sinne, wünsche ich Ihnen schöne inspirierte Erfahrungen in der Vorweihe-Nachts-Zeit.

Von Randolf M. Schäfer


Randolf M. Schäfer Jg. 1957, arbeitet seit fast 30 Jahren aktiv daran, das hermetische Urprinzipienwissen wieder ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Er hat das System der Astrosophischen Symbolkunde begründet und in verschiedenen Buchveröffentlichungen dargelegt. Über zwölf Jahre war er Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift „Einblick“. Randolf Schäfer berät seit 1987 in seiner Astrosophischen Praxis Klienten zum Thema Persönlichkeitsentfaltung und veranstaltet am eigenen Institut in Leinsweiler in der Pfalz, Ausbildungen zum beratenden Astrosophen, sowie besondere Seminare zur inneren Einkehr und Bewusstseinsbildung in der gegenwärtigen Zeit.

www.randolfschaefer.de


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