Geschichten von Menschen, die eine lebensbedrohliche Krankheit überlebt haben, berühren immer wieder. Vor allem dann, wenn eine Veränderung im Bewusstsein mit einher geht. Hier die Geschichte von Stefanie Will, die nach einem Schlaganfall, in einem Zustand höchster Not, nie gekannten inneren Frieden fand.
Von Stefanie Will
Diese Überschrift wird eventuell nicht für alle Leser sogleich nachvollziehbar und verständlich sein. Wie soll sich in einer schmerzhaften, vielleicht sogar als vernichtend oder lebensbedrohlich empfundenen Lebenssituation etwas Positives verbergen, könnte die aufkommende Frage lauten.
Wir alle haben schon auf unterschiedliche Weise von Menschen gehört, die schwer erkrankten und entgegen allen medizinischen Prognosen, geheilt wurden. In den allermeisten Fällen geht der körperlichen Heilung ein tiefgreifender Gesinnungswandel voraus, der manchmal spontan oder aber im Laufe der sich daran anschließenden Zeit, dosiert vonstatten geht.
Keine Krankheit kommt aus heiterem Himmel. Wenn wir ganz ehrlich mit uns selbst umgehen, wird jeder, ausnahmslos jeder Betroffene beim genauen Hinschauen bestätigen können, dass seiner eigenen Krankheit zum Beispiel häufig ein achtloses, liebloses oder selbstschädigendes Verhalten vorausging. Im akuten Geschehen, in dem Moment wo es einen trifft, wo unser Leben bedroht zu sein scheint, ist diese Erkenntnis meist noch nicht möglich. Wenn wir uns nicht als Opfer einer willkürlich geschehenen Lebenslage betrachten, sondern diese Erfahrung annehmen, so wie sie sich zeigt, kann Heilung erfolgen.
Ich möchte Sie nun an meiner persönlichen Geschichte teilhaben lassen, die mich und meine gesamte Einstellung zu Allem in meinem Leben tiefgehend verändert hat und mich gesunden ließ. Es ist mein großer Wunsch, mit diesen Zeilen den Mut in jedem Leser zu wecken, sich nicht hinter einer Erkrankung zu verstecken, sondern diese offen und ehrlich zu betrachten, um als Resultat gestärkt daraus hervorzugehen und das Geschenk hinter der Erfahrung liebevoll annehmen zu können.
Mit einem Schlag
An einem Samstagmorgen im Januar 2013 erlitt ich einen Schlaganfall (Thalamusinfarkt). Diesem plötzlichen Ereignis gingen keinerlei Vorboten voraus, Risikoerkrankungen gab es ebenso keine. Es traf mich zu diesem Zeitpunkt vollkommen unerwartet und dieses Geschehnis würde ich heute als Grenzerfahrung in unterschiedliche Richtungen bezeichnen. Von einer Sekunde zur nächsten wurde ich aus meinem Leben herausgerissen. Ich wurde mit Umständen konfrontiert, die mein bisheriges Verständnis von Leben und Tod vollkommen auf den Kopf stellten.
Der Schlaganfall hatte gravierende Auswirkungen auf meine gesamte linke Körperhälfte. Ich war linksseitig gelähmt, spürte diese Seite nicht mehr und fühlte mich wörtlich, wie ein halber Mensch. Es gab keine spürbare Mitte mehr, keinerlei Empfinden für die linke Hälfte. Es gab sie, ich konnte sie sehen, aber als mir zugehörig empfand ich sie nicht mehr. Es gab keine Grenze mehr zwischen mir und dem, was sich um mich herum befand. Ich empfand diese Körperhälfte fließend im Übergang zur Außenwelt. Es war mir unmöglich zu sagen, wo mein Körper anfing und wo er aufhörte. Ich wusste nicht, was nun mit mir geschehen würde. Ob ich überleben würde? Es noch eine Zukunft gab? Meine Gedanken waren voller Schmerz und Traurigkeit bei meiner Tochter. Würde ich sie wiedersehen? Wäre es mir möglich, irgendwann wieder gehen zu können? Würde ich ein selbständiges Leben führen oder wäre ich an einen Rollstuhl gebunden? Wie würde mein Leben als behinderte Frau weiter gehen? Wovon sollte ich mit meiner Tochter leben? Was hatte ich bisher aus meinem Leben gemacht? Wie würden die Reaktionen nahe stehender Menschen sein? Diese und unzählige Fragen mehr, zogen an mir vorüber, ohne eine Antwort darauf zu haben.
Nahtoderfahrung
Auf dem Weg ins Krankenhaus verschlechterte sich mein Zustand akut und eine in diesem Zusammenhang erlebte Nahtoderfahrung veränderte alles, woran ich bis dahin geglaubt hatte.
Dieses Erleben versetzte mich schlagartig in einen vollkommen neuen Bewusstseinszustand, was ich allerdings erst zu einem viel späteren Zeitpunkt verstehen und in meinen Alltag integrieren konnte. Das Verstehen der Dinge, die für unsere Augen nicht sichtbar sind und eine unbeschreibliche Liebe sowie eine nie erlebte Stille und ein Gefühl des allumfassenden Friedens durchströmte während dieser Erfahrung mein ganzes Sein. Ich fühlte mich absolut sicher und aufgehoben.
Getragen von einem allumfassenden Gefühl der Liebe, die an Intensität mit unseren Worten nicht beschrieben werden kann. Es gab keine Ängste mehr, die zuvor noch als bedrohlich empfundene Kälte in meinem gesamten Körper wich einer wohligen Wärme, die mich einhüllte und mir vollkommene Sicherheit bescherte, wie ich es niemals für möglich gehalten hätte. Mein Kopf war leer, es gab keinen einzigen Gedanken, keine Fragen, Nichts…..
Alles was ich erlebte, schien gleichzeitig stattzufinden. Zeit und Raum lösten sich auf. Es ging nur noch ums Fühlen, Spüren, Empfinden und ums pure SEIN. Keine Schwere, kein Körper, keine Ängste, keine Sorgen und nichts mehr, was mich irgendwie gefangen hielt. Eine glückselige Ausweitung ins Grenzenlose. Die dabei empfundene Leichtigkeit und die Helligkeit um mich herum waren göttlicher Natur. Es war ein Schweben, schwerelos und ohne irgendeinen Widerstand. Der leere und dennoch mit ALLEM gefüllte Raum in einer Klarheit und Farbintensität, die mich seither trägt.
Was ich auch wahrnehmen konnte, war an Liebe, Helligkeit, Wärme, Intensität, Frieden und Stille niemals zuvor in meinem Leben auch nur annähernd in diesem Ausmaß von mir gefühlt worden.
Wir sind niemals allein, was auch geschehen mag! In der schwersten Stunde werden wir getragen. Es gibt tatsächlich keinen Grund, Angst vor dem Tod zu haben. Was uns erwartet ist an Schönheit und Fülle unübertrefflich.
Meine Rückkehr
Als ich aus diesem Erleben zurück kam, mich wieder liegend im Krankenwagen befand, glich das einem Schock. Es schmerzte. Das künstliche Licht tat weh in meinen Augen. Die Geräusche der medizinischen Geräte, die Stimmen der Menschen, die Sirene….alles schien unerträglich laut, schrill, unnatürlich und künstlich. Wollte ich hier wirklich weiter machen? Wollte ich nun zwischen den Welten leben? Konnte ich das nun vorhandene Wissen um ein derart intensives, pures, grenzenloses Sein überhaupt in mein Leben, in meinen Körper und meinen Geist integrieren?
Bei allem Schrecken der mich umgebenden Gesamtsituation, dem Gefühl meiner gelähmten linken Körperseite, den unerträglichen Schmerzen in meinem Kopf, dem völligen Ausgeliefertsein, erfasste ich dennoch meine gesamte Stärke. Es ging genau um die Erkenntnis, dass wir ALLE einer unfassbaren göttlichen Kraft entspringen. Ich wusste nun mit aller Gewissheit, dass ich nicht mein Körper bin. Wir aber durch unsere Körper die Gelegenheit hier auf unserem Planeten bekommen, unterschiedlichste Erfahrungen zu machen.
Erst in dieser Tiefe, der Begegnung mit der Quelle, mit Gott, der Urkraft allen Seins konnte ich das Geschenk hinter meiner Krankheit begreifen, die mir mein Körper ermöglicht hatte. Doch es war nicht nur dieses Geschenk, es verbarg sich noch viel mehr Positives hinter diesen Umständen.
Wandlung und Integration
Plötzlich und unvorbereitet war ich mit einer Vielzahl von Gegebenheiten konfrontiert worden, die mich vollständig auf mich selbst zurück warfen. Um das Wissen grenzenlosen Lebens bereichert, war es dennoch meine aktuell vordergründige Aufgabe, gesund zu werden.
Obwohl ich eine Hälfte meines Körpers nicht mehr spürte, nicht gehen oder sitzen konnte, permanent auf Hilfe des Krankenpersonals der Klinik angewiesen war, durchströmten mich immer wieder Glücksgefühle in unfassbarem Ausmaß. Dennoch sah ich mich der Herausforderung gegenüber, meinen Körper wieder zum „Funktionieren“ zu bringen. Ich stand vor der größten Aufgabe meines bisherigen Lebens und hatte überhaupt keine Ahnung, wie mir das gelingen sollte.
Trotz meiner inneren zeitweiligen Glückseligkeit, worüber ich zu diesem Zeitpunkt mit niemandem sprach, fühlte ich sehr genau, dass ich mich zwischen den Dimensionen bewegte. Nach und nach wurde mir erst klar, dass es erst zur völligen Heilung kommen kann, wenn wir die Umstände, den Schmerz darüber, die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit akzeptieren. Wenn wir uns hingeben. Hingabe an das, was ist. Keinen Kampf, keinen Widerstand erzeugen. Geschehen lassen….
Das eigene innere Einverständnis zu geben, dem Leben vollkommen zu vertrauen und sich demütig der aktuellen Lage auszuliefern, bringt unwillkürlich unsagbare Erleichterung. Wir lassen in diesem Moment unsere Vorstellung davon los, wie etwas zu sein hat. Wir nehmen den Jetzt-Moment an. Wir erfüllen ihn mit allem, was uns zur Verfügung steht. Sich seinem gesamten SEIN hinzugeben….ist eine der wundervollsten Erfahrungen, die eine Seele machen kann. Zumindest habe ich es so empfunden, als ich durch meinen Schlaganfall bedingt, mein inneres Einverständnis zu dieser Lage und den daraus folgenden Erfahrungen gegeben habe.
Ich habe mich der Tatsache dessen, was ich wohl lange Jahre zuvor durch mein Verhalten, u.a. durch meine ständige Überforderung, meinen Perfektionismus und meiner mangelnden Selbstliebe in dieses Resultat habe münden lassen, innerlich völlig einverstanden erklärt. Der daraus resultierende emotionale Schmerz wurde von mir in seiner gesamten Größe angenommen, was nicht leicht war. Die bedingungslose Annahme und mein Einverständnis kostete mich ebenso immense Kraft und großen Mut. Denn in dem Augenblick, wo es uns möglich wird, Dinge derart zu betrachten, akzeptieren wir die selbst erschaffene Wirklichkeit. Jede Krankheit hat ihren Ursprung in UNS, in unserem Verhalten, in unserem Handeln und in unserem Körper. Es gibt keinen Schuldigen, wir selbst übernehmen in dem Moment die Verantwortung für unser Schicksal. Die Krankheit zeigt uns das, was wir zuvor nicht wahrnehmen wollten. Sie führt uns schonungslos vor Augen, in welchen Bereichen dringender Richtungswechsel notwendig wird.
Bei dieser Form der Betrachtungsweise werden wir mit erfüllender Erleichterung belohnt. Es ist ein Geschenk, hinter den scheinbaren Widrigkeiten das eigene Potenzial zu erkennen und in der vollkommenen Hingabe an das, was ist, die eigene Schöpferkraft bewusst freisetzen zu dürfen. Sich des eigenen Wertes, der eigenen Macht, der bis dahin verborgenen Kreativität gegenüber zu öffnen. Mit jeder Krankheit schreit die Seele nach Erlösung. Dies gilt es zu erkennen.
Hingabe
Jedem Menschen in einer schwierigen, schmerzhaften bis unerträglichen Lage möchte ich ans Herz legen, Hingabe als erste Möglichkeit zumindest in Betracht zu ziehen. Das bedeutet nicht, aufzugeben. Ganz im Gegenteil, Sie erklären sich einverstanden und aus der neu gewonnenen, tiefen, inneren Stille heraus ist erst ein weiteres Handeln möglich. Als ich dachte, es nicht mehr aushalten und noch nicht einmal mehr weglaufen zu können, erschien es mir als einzige Option. Es geschah wie von selbst. Ich entschied es nicht, sondern es geschah in mir. Ich erfuhr es, an meinem Körper, Geist und meiner Seele gleichzeitig. Es entstand eine Weite, eine Öffnung des Raumes, die der meiner Nahtoderfahrung sehr ähnlich kam.
Wir alle sind nicht unser Körper, wir dürfen uns durch ihn erfahren. Es ist schwierig gewisse Erfahrungen mit Worten zu erfassen. Auf einer intellektuellen Ebene kann man vieles nicht begreifen. Ich ließ alles los, ganz automatisch, denn was sollte ich noch festhalten? Nach meinem damaligen Verständnis, steckte ich in einer aussichtslosen Lage. Mein Widerstand gegen diese Krankheit und mein Schmerz lösten sich auf. Ich verstand, dass ich, oder das, was ICH BIN, unversehrt existierte und endlos existieren würde! Ganz egal, wie sich mir die äußeren Umstände zeigten. Ich fühlte mich getragen und identifizierte mich fortan nicht mehr mit meiner Geschichte, meinem Leben, meinem Körper…. sondern mit dem, was ICH ganz tief in mir BIN.
Ich erkannte mich nach vielen Jahren oder Jahrzehnten der Suche endlich SELBST. Ich begegnete mir in einer schonungslosen Nacktheit. Ein unbeschreibliches Gefühl von grenzenloser Liebe machte sich breit und über mich hinaus ins grenzenlose Sein. Eine Liebe, die mir augenblicklich und seither jederzeit zur Verfügung steht und ich endlich verstehe und fühlen durfte, dass diese LIEBE in uns entspringt und nicht von außen erfüllt werden kann. Diese bedingungslose Liebe in unserem Herzen wohnt und nur darauf wartet, sich in jedem von uns zeigen zu dürfen.
Es ist mir ein großes Anliegen, dass jeder von der Existenz dessen weiß, was geschehen kann, wenn man aufhört, alles unter Kontrolle haben zu wollen. Das etwas derart Großartiges hinter dem Sichtbaren existiert, was wir für die Realität halten.
Heute, 21 Monate später kann ich wieder gehen und bin glücklich über diese tiefgreifende Erfahrung, die mich hat wachsen lassen, wie es mir wohl nur auf diese Art möglich war. Zuvor wollte ich die zahlreichen Warnsignale meines Körpers nicht wahr haben und überging nicht nur ihn, sondern gleichzeitig auch den Hilfeschrei meiner Seele. Ich fühle tiefe Dankbarkeit, dass ich den Zugang zu meiner Seele, der Weisheit meines Herzens und der bedingungslosen Liebe dennoch finden durfte.
Alle daraus resultierenden Veränderungen in meinem Leben gleichen einer Neugeburt, einer großen Chance. Ich wünsche allen Menschen, welche sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden oder von einer schweren Krankheit betroffen sind, die Kraft und den Mut sich selbst in aller Tiefe begegnen zu wollen. Es bedeutet nicht das Ende, sondern immer nur der Anfang von etwas Neuem!
Stefanie Will
Stefanie Will ist freie Autorin und spirituelle, psych. Lebensberaterin sowie Entspannungstherapeutin. In ihrem Blog und in persönlichen Beratungen gibt sie ihre Erfahrungen und Erkenntnisse weiter, um Menschen auf ihrem individuellen sowie spirituellen Weg zu begleiten.
www.stefanie-will.de
Bildnachweis oben: CBS, „Green Door“, CC-Lizenz (BY 2.0), http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de, Bilddatenbank: www.piqs.de
1 Kommentar
Liebe Frau Stefanie,
vielen, vielen Dank für Ihre hoffnungsvollen Worte. Es ist immer wieder erstaunlich wie aus so katastrophalen Ereignissen, so erstaunliche Veränderungen, und auch Verbesserungen des Lebensgefühls entstehen können – aber das will ersteinmal durchgestanden werden. Aber aus Ihrer Darstellung fanden einige Erlebnisse aus meinem Leben auch einen ganz neuen, tieferen Wert. Außerdem zeigt sich hier doch ganz klar der liebevolle Göttliche Lebensplan, in dem wir uns befinden. Und es steht uns frei ihn anzunehmen, oder nicht. Sie haben ihn mit Erfolg angenommen. Darin liegt wohl der Wert eines ehrlichen Gedankenaustauschs, auch wenn er in schriftlicher Form erfolgt. Danke!
Sicher werden Sie auch den Weg zur weiteren energetischen Heilung ihres Zustandes gefunden haben, so werden Sie sicher, zur vollkommenen Genesung finden, wozu ich Ihnen alle meine guten Wünsche schicken möchte.
Herzlicht, Guntram Doldt