Wir sind so viele! – Karl Gamper

von Redaktion

Der Aufbruch der Kulturell-Kreativen: Es muss ein erhabener Augenblick gewesen sein: Die größte Wertebefragung der Geschichte abgeschlossen. Hunderttausend Fragebögen ausgewertet. Eine gefühlte Überraschung ist ab sofort Gewissheit. Der gesellschaftliche Wandel ist soziale Realität!

von Karl Gamper

Doch der Reihe nach: Über mehrere Jahre hat das Werteforschungs-Institut American Life in allen Bundesstaaten der USA Befragungen durchgeführt. Das Wort „Paradigmenwechsel“ war dabei eines der meist benutzten Fremdworte. Die Wortwurzel stammt aus dem Griechischen: para – darüber hinaus; deigma – Muster. Die Menschen denken und handeln über bestehende Muster hinaus. Etwas Neues liegt in der Luft. Das war von allem Anfang an klar. Doch – was? Daher die Forschungsarbeit von American Life.

Ich war nicht dabei, doch … so in etwa muss es gewesen sein, als alle Augen auf jenen Menschen ruhten, die dieses Projekt bei American Life leiteten und nun kommentierten. Die Rede ist vom Professor für Anthropologie Paul Ray und seiner Chef-Assistentin, der Psychologin Sherry Ruth Anderson. Wer sich erinnert, wie wenig ausgezählte Stimmen bei einer Wahl-Hochrechnung genügen, um ein erstaunlich korrektes Resultat vorherzusagen, der kann die Sicherheit nachvollziehen, mit der Paul Ray einen unumkehrbaren Wandel in den Gesellschaften der Ersten Welt präzisierte.

Er zeichnete drei Wertekreise:

Die Traditionalisten

Etwa 16 % der Menschen in der Ersten Welt, also in Kanada, USA, Europa sind Traditionalisten. Die Wertestruktur der Traditionalisten lässt sich mit diesem Satz verdeutlichen: „Es steht geschrieben.“ Damit haben wir das Bild eines fernen Gottes, den es anzubeten gilt. Und auch zahllose andere Regeln und Gesetze stehen „geschrieben.“ Somit wissen die Traditionalisten, was zu tun und was zu lassen ist. Im überzeichneten Bild finden wir hier alle Extremisten und Fundamentalisten. Die Wirklichkeit ist fest und starr. „Was es wiegt, das hat es!“ „Was ich nicht sehen kann, gibt es nicht und ist folglich Blödsinn.“
Die Modernisten

Der weitaus größte Teil der Menschen zählt zu den „Modernisten“ – diese machen etwa  50 % aus. Modernisten glauben an das, was diese unter „modernem“ Weltbild verstehen. Daher Modernisten. Diese haben die Macht in der Politik, in der Wirtschaft – insbesondere im Banken-Sektor – in der Bildung und im Gesundheitswesen. Sie kontrollieren die Medien und haben das gesellschaftliche Sagen. Die Modernisten bilden das Establishment und sind überzeugt: „Wir werden das Kind schon schaukeln. So heiß, wie gekocht wird, wird nicht gegessen. Katastrophen gab es immer!“ Modernisten haben in der Regel keine Realität darüber, dass ihr Weltbild ein Konstrukt ist. Ein Realist schaut – bestenfalls – ungläubig, wenn Sie ihm sagen: „Realität ist eine Erfindung. Deine – auch meine – Wirklichkeit ist … eine Erfindung.“
Und vollkommen daneben wäre es zu sagen: „Ich glaube nicht an einen neurotischen Gott, der uns den irren Auftrag gab, uns die Natur untertan zu machen, alle Ressourcen zu versilbern mit der leidigen Aussicht, letztlich möglicherweise in der ewigen Hölle zu schmoren.“

Die Kulturell-Kreativen

Der Ausdruck stammt von Paul Ray. Ich bezeichne ihn gerne als den Columbus der Kulturell-Kreativen. Er und sein Team haben die KK – wie sie kurz genannt werden – entdeckt. Der Hintergrund war die bewiesene Tatsache, dass in der US-Kultur an allen Ecken und Enden neue, kreative, verblüffende Ideen auftauchten. In der Kultur der Firmen ebenso wie in der Kultur der Beziehungen, der Freundschaften; in der Freizeit – überall! Daher: Kulturell-Kreativ. Diese Menschen haben ein deutlich verändertes Wertebild. Und es sind soooo viele! Mehr als ein Drittel. Es sind offiziell derzeit 34 %, aber möglicherweise schon bald noch mehr. Mehr als ein Drittel aller Menschen in der Ersten Welt. Tendenz steigend. Stark steigend!
Die zwei großen Strömungen der KK

Die Kulturell-Kreativen lassen sich in zwei große Strömungen unterteilen:
Da sind die „grünen Kulturell-Kreativen“ und dort die „integrativen Kulturell-Kreativen“.
Den ersteren geht es mehr um die Umwelt, um unsere Mitwelt; die Integrativen geben der Erweiterung des Bewusstseins oberste Priorität. Beide Strömungen überlappen sind und sind in etwa gleich groß.


Zunächst die Schattenseiten der KK.

  • Beiden gemeinsam ist: Sie glauben zutiefst, sie seien eine Minderheit. In gewissem Sinne soziale Exoten. Unverstanden. Allein. Das prägende Denkmuster ist der Glaube an die eigene soziale Machtlosigkeit. Daher stellen sie ihre Einsichten und Erkenntnisse hinten an und damit ihr Licht unten den Scheffel!
  • Kulturell-Kreative mögen keine Organisationen – und sind daher nicht organisiert.
  • Die Liebe der KK hat sich nicht mit Macht verbunden – daher sind sie ohnmächtig.
  • Diese Ohnmacht fördert eine pseudo-erleuchtete Haltung und drückt sich meist in einem eklatanten Geldmangel aus.
  • „Heilung“ das zentrale Thema.


Agenten der Evolution

Kulturell-Kreative sind aktuell dabei, ihre Schattenthemen zu integrieren und in einen Lebenserfolg umzuwandeln. Und zwar auf eine ebenso grandiose wie stille ART. Wir alle sind Zeitzeigen dieser Transformation, die sich immer deutlicher zeigt. Der innere Reichtum wird im äußeren – auch sozialen – Leben auf gute Art sichtbar. Die KK wurden die Agenten der Evolution. Und: Haben fun-tastische Lösungen und neue, funktionierende Modelle parat.
Riesig ist die Zahl jener, die sich darin üben, Realität zu steuern; Mitschöpfer zu sein.


Verantwortliche Gestalter ihres Lebens.

  • Realität wird als weich und formbar erkannt
  • und das menschliche Wesen als multidimensional.
  • Wegweisend sind konkrete Lösungen, die ko-kreativ mit der Natur kooperieren.
  • Nachhaltigkeit wurde ein markantes Thema, das ein breites Produktsortiment ausgelöst hat. Stichwort: LOHAS; Lifestyle of health and sustainability. Produkte mit Lifestyle, Gesundheit und Nachhaltigkeit haben aktuell einen enormen Zuwachs. Beim Drogeriemarkt DM beispielsweise mehr 60 % im Jahre 2011.
  • Zukunftsfähige Felder sind elegante, effiziente, ko-kreative Lösungen für unsere begrenzten Ressourcen. Stichwort: Blue-economy.
  • Neue Formen des Miteinanders bilden sich – ein größeres WIR wird deutlich.
  • Wir lernen, mit den Kräften der Seele, mit der Welt des Transzendenten – zu wirken.
  • Fairness und Balance werden zunehmend wichtiger. Ko-Evolution ist die Lösung.

 

Wichtig:
Die Menschen innerhalb einer der beschriebenen Werte-Szene verstehen die anderen nicht. Es mag die gleiche Sprache sein – doch das Ergebnis ist Verständnislosigkeit. Inneres Kopfschütteln. Eine manchmal erschütternde Sprachlosigkeit – zum Beispiel zwischen einem Traditionalisten und einem Kulturell-Kreativen.

Fazit:
Immer mehr Menschen machen ihr inneres Erleben durch Handlungen sichtbar. Die Kulturell-Kreativen sind die am schnellsten wachsende Szene, seit es Werteforschung gibt. Diese Bewegung wandert vom Wissen zum Können. Zum Anwenden! Es hat sich ein Feld geformt. Mehr als ein Drittel der Menschen in der EU sind open minder. Und es werden täglich mehr! Netzwerke bilden sich. Liebe als Kraft und gestaltende Macht bahnt sich einen Weg. Versöhnung ist dabei ein Meisterschlüssel. Menschen beginnen, einander in aller Tiefe als Menschen zu erkennen. Als beseelte Wesen – auf Mutter Erde. Ein Neues Handeln erblüht. Und wir sind Zeitzeigen. Mehr noch: Wir sind die, auf die wir so lange gewartet haben. Denn alles ist in uns. Mystica!

Autor: Karl Gamper

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Karl Gamper ist Bestseller-Autor im Bereich Wirtschaft. Er schrieb u.a. das erste Buch im deutschen Sprachraum zu den Kulturell-Kreativen mit dem Titel: „So schön kann Wirtschaft sein. Der Aufbruch der Kulturell-Kreativen“ (inspire!-Buch bei Kamphausen).  Karl Gamper lebt mit seiner Frau und Seelengefährtin Jwala im 500 Jahre alten Claudiaschlössl in Tirol. Das Landhaus dort vermieten die beiden zu fairen Bedingungen. (Siehe: Urlaub am Kraftplatz – SIGN.ag) Die Arbeiten von Jwala und Karl Gamper bündeln sich auf www.SIGN.ag

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4 Kommentare

Thomas 7. Januar 2013 - 11:41

Ein sehr interessanter Artikel bei dem ich mich jedoch an einem Satz entscheidend stoße:

„Die Menschen innerhalb einer der beschriebenen Werte-Szene verstehen die anderen nicht.“

Wenn die KK die anderen nicht wenigstens versuchen zu verstehen sind wir/sie schon jetzt gescheitert.
LG Thomas

Martin Bartonitz 1. Februar 2012 - 13:03

Das ist ein so wichtiger Artikel, denn nichts ist schlimmer als fälschlicherweise zu meinen, ein Außenseiter zu sein.

Lieben Gruß, Martin

www.gold-dna.de 1. Februar 2012 - 03:06

Es ist nicht mehr zu leugnen, dass der Zenit der Unordnung in greifbare Nähe rückt … von da an kann es nur besser werden, im Ganzen. Jedes Universum beginnt im gemeinsamen Paradies und endet in gemeinsamer Harmonie … dazwischen jedoch liegen immer eigene Tragödien. Die bewusste Bildersprache der Realität spricht eine deutliche Sprache … für jedes Bewusstsein, welches nicht unentwegt dem Sirenengesang der noch zunehmenden Unordnung verfallen ist, deutlich zu erkennen.

Gruß IP

Eduard Seel 1. Februar 2012 - 02:31

Super Beitrag 😀 ich könnte Alles unterstreichen – und doch gibt es da noch mehr…die großen Bewegungen des geistigen Heilens in England und Russland, die auch mehr und mehr in allen europäischen Ländern einzug halten, die politische motivierte Bewegung der Occupy-Bewegung und dem Versuch einer Neuausrichtung der längst überfälligen politischen Strukturen z.B durch die länderübergreifenden, ja schon global motierten und aufgestellten PiratenPartei (hier ein Link dazu https://www.youtube.com/watch?v=YzqBIWuE4h4&feature=related) und den überall aufkeimenden Versuchen die sozialen und kulturellen Strukturen den wirklich Geistig-Seelischen des Menschen anzugleichen – die in diesem Beitrag aufgeführten Schwächen bzw. Schattenseiten der KK, sind ihre Stärken, denn diese öffnen sie für die wahre Macht des Lebens aus dem Geiste und Dessen Segen, machen sie flexibel und stark für neue Impulse und strukturelle Veränderungen, aber auch für neue Fähigkeiten, wie sie im geistigen Heilen schon zum Teil zum Zuge kommen.
Ja wir sind Viele – und wir sind überall 😀 Alles Liebe, ES

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