Karma (Sk. „Tat“, „Handeln“)
Das Sk.-Wort karma leitet sich von der Wurzel kr ab und bedeutet im engeren Sinne einfach „tun“ oder „handeln“. Auch unser Wort „Kreativität“ enthält diese Wurzel. Im → Hinduismus wird Karma verstanden als eine geistige oder körperliche Handlung, als Folgen dieser Handlungen und als Kette von Ursache und Wirkung. Im → Buddhismus ist es ein universelles Gesetz von Ursache und Wirkung hinsichtlich des moralischen Tuns. Dabei ist eine Tat, die ein Mensch frei von Gier, Hass und Wahn ausführt, ohne karmische Wirkung. Allerdings haben auch „gute“ Taten einen Einfluss auf die Wiedergeburt (→ Reinkarnation).
Der Tiefenpsychologe C.G. Jung (1875-1961) beschäftigte sich sehr intensiv mit der indischen und buddhist. Philosophie und kam dabei auch mit dem Karma-Gedanken in Berührung. Nach anfänglichen Überlegungen schrieb er: „Ich vermeide den Begriff Karma, denn er impliziert metaphysische Annahmen, für die ich keinen Beweis habe, wie z.B., das Karma sei ein in einem früheren Leben erworbenes Schicksal“ (C.G. Jung, Briefe Bd. 3, 1973, 14). In der indisch-vedischen Tradition (→ Brahmanismus) bezieht sich Karma auf rituelle Handlungen, die zu bestimmten beabsichtigten Ergebnissen führen sollen (→ Ritual, → Opfer). In der asketischen Überlieferung der Veden gilt es als Grundlage eines übergreifenden kosmischen Plans, nach dem der Mensch seinem Handeln entsprechend immer wieder in die Welt des → Samsara eintreten muss, um schließlich durch Abkehr von der Welt aus der Tretmühle der Wiedergeburt befreit zu werden. In der Bhagavadgita geht es um die Idee, in der Welt zu sein, aber nicht damit verhaftet zu sein. Dann kann Karma in Form eines Lebensweges, des → Karma-Yoga, die spirituelle Entwicklung fördern und zur Befreiung (moksha) führen. Es geht dabei darum, zu handeln, ohne den Früchten der Handlung verhaftet zu sein.
Der indische Philosoph und Yogi Sri → Aurobindo hält die üblichen Vorstellungen von Karma für „eine Konstruktion des kleinlichen vitalen Mentals [Denken] des Menschen, das sich vor allem um seine kümmerlichen Lebensregeln, seine Sehnsüchte, Freuden und Leiden sorgt und deren armselige Maßstäbe zu Gesetz und Ziel des Kosmos erhebt“ (Sri Aurobindo 1974).