Martin Zoller ist eines der bekanntesten Medien im deutschsprachigen Raum. Er berät Politiker und andere Menschen in aller Welt, hatte bereits eine TV-Show in Südamerika und auf RTL und ist Autor mehrerer Bücher. In Kürze gibt es auf MYSTICA zwei Interviews mit ihm. Zur Einstimmung hier einige Gedanken zu einem wichtigen Thema der Sinnsuche: Ist alles vorherbestimmt, oder ist unser Wille frei? Hier seine Erfahrungen:
Auszug aus dem Buch „Intuition als Schlüssel deiner Seele“ von Martin Zoller
mit freundlicher Genemigung des Giger Verlag GmbH, Schweiz
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Seit der Entstehung der Menschheit plagen uns immer wie- der die gleichen Fragen. Religionen versuchen das Ihre, um uns Antworten zu geben. In meiner Arbeit als Medium habe ich ein sehr breites Spektrum an Möglichkeiten. Ich gebe Sitzungen, Kurse, halte Vorträge, schreibe Artikel oder Bücher und gebe Interviews für die Presse. Obwohl die zu behandelnden Themen sehr vielfältig sind, so geht es zu guter Letzt immer wieder um das Mysterium der Bestimmung. Schicksal, was ist das? Haben wir einen freien Willen? Ist unser Leben einem Drehbuch gleichend bereits vorbestimmt?
Der Begriff Schicksal kommt vom altniederländischen »schicksel«, »Fakt« oder auch das Geschick. In vielen Sprachen umfasst es ein Begriffsfeld dessen, was den Lebenslauf des Menschen darstellt oder beeinflusst. Auf der einen Seite wird als Schicksal oft eine personifizierte höhere Macht verstanden. Diese kann ohne menschlichen Einfluss das Leben einer Person entscheiden. Dazu passen Aussagen wie »Das Schicksal meint es gut mit mir«, »Sie wurde vom Schicksal dazu bestimmt« und »Das Schicksal nahm seinen Lauf« oder ganz einfach der »Schicksalsschlag« als Handlung der Macht.
Auf der anderen Seite versteht man unter Schicksal die nicht beeinflussbare Bestimmung als persönliches Attribut. Es ist das Los eines Menschen oder einer Gruppe. In diesem Sinn ist es der Inbegriff unpersönlicher Kräfte, so zum Beispiel: »Sie hat ein trauriges Schicksal.« In der Moderne gibt es auch noch eine andere Form von Schicksal, das Veränderbare. Der Mensch glaubt daran, dass er sein eigenes Schicksal verändern kann, dass er es »in der Hand hat«. Hier sind wir durch den freien Willen gewollt oder ungewollt in des anderen Schicksal verstrickt.
In vielen Kulturen gilt das Schicksal als unveränderbare, ja gnadenlose Bestimmung. In der Mythologie entwickelte sich die Idee des Schicksals als personifizierte Macht – die Schicksalsgottheiten Fortuna, Nornen, Tyche, Moira oder Parzen, die sowohl das individuelle Leben als auch den Weltlauf beherrschen und das Schicksal der Menschen be- stimmen. Die Einstellung gegenüber dem Schicksal reicht von totaler Ergebenheit über den Glauben an seine Überwindbarkeit bis zur Willensfreiheit des Einzelnen. Von der Vorstellung, das Schicksal steht schon irgendwo geschrieben, kommt der Glaube, es gebe Möglichkeiten, im Vorfeld Hin- weise darauf zu bekommen. Dieser Idee liegt die Wahrsagung zugrunde.
Die indische Theorie des Karma (Wirken oder Tat) be- zeichnet ein spirituelles Konzept. Danach hat jede Handlung direkte und unweigerliche Folgen, egal ob in dieser oder anderen Dimensionen. Jede Handlung kann sich möglicherweise auch in zukünftigen Leben manifestieren. Die Lehre des Karma ist stark mit dem Glauben an den Kreis- lauf der Wiedergeburten verbunden. Somit bindet es sich an die Gültigkeit des Ursache-Wirkungs-Prinzips auf geistiger Ebene, und, wie schon erwähnt, sogar über mehrere Leben hinweg. Im Hinduismus oder Buddhismus bezeichnet der Begriff die Folge jeder Tat. So hat jede Handlung und jeder Gedanke in jeder Hinsicht Rückwirkungen auf den Akteur selbst. Karma ist demzufolge eine Gesetzmäßigkeit und nicht Resultat einer Beurteilung durch eine höhere Macht oder Gottheit. So gibt es keine göttliche Gnade oder Strafe. Wiedergeburt erzeugt nicht nur schlechtes Karma, sondern auch gutes. Ultimatives Ziel ist es, überhaupt kein Karma zu erzeugen.
Nach der christliche Idee der Prädestination (Vorherbestimmung; lateinisch: praedestinatio) bestimmt Gott von Anfang an das Schicksal des Universums und somit auch der gesamten Menschheit. Diskussionen zur Prädestination beziehen sich auf das Verhältnis von Gott als All- macht, zum freien Willen des Menschen oder der Beziehung zwischen Gottes Gerechtigkeit und Gottes Gnade.
In der katholischen Kirche hat sich die Auffassung einer menschlichen Entscheidungsfreiheit gegenüber den Gnadengaben durchgesetzt. Die reformierte Theologie vertrat ursprünglich die schärfste Form der Prädestination. Das ist die grundsätzliche Vorherbestimmung des Menschen, entweder zur Seligkeit oder zur Verdammnis, als doppelte Prädestination. Entgegen den verschiedenen Vorstellungen der Religionen gibt es natürlich auch die Vorstellung des freien Willens. Verschiedene Philosophen interpretieren diesen Begriff unterschiedlich. In der Umgangssprache versteht man da- runter etwas anderes als im juristischen oder psychologischen Sprachgebrauch. Als wichtige Definition gilt die
Frage, wovon der Wille des Menschen denn frei sein möchte. Im Sinne der Bestimmungsfrage bezieht sich der Wille auf eine Neigung und nicht zum Beispiel auf den Be- griff Lebenswille. Es geht um die Möglichkeit einer freien Entscheidung, um zwischen zweien oder mehreren Hand- lungen frei entscheiden zu können. Es geht um die Wahl zwischen einem Dafür oder Dagegen. Die so gefällten Entscheidungen haben später einen direkten Einfluss auf die Auswirkungen und Folgen der Handlung. Nach dem freien Willen zu handeln bedeutet, ohne inneren oder äußeren Einfluss eine Entscheidung zu fällen. Der definitive freie Wille kann in seiner extremsten Form zu Atheismus führen. Der ultimative freie Wille richtet sich in keiner Weise nach humanitären, moralischen und ethischen Vorstellungen.
In meinen Beratungen lese ich die Aura meiner Kunden. Die Aura als Fotografie der Seele zeigt, woher der Mensch kommt, wo er steht und wohin er sich bewegt. Es versteht sich von allein, dass die Vergangenheit nicht mehr verändert werden kann. Die Gegenwart jedoch unterliegt einer Flexibilität und ist dehnbar. Jegliche Handlung in der Gegenwart ist eine direkte oder indirekte Folge einer Vergangenheit. Sei es, dass wir in einen Krieg involviert werden, weil wir in ein Land gereist sind, das ins Chaos gerutscht ist, oder sei es, weil wir durch genetische Veranlagungen eine Krankheit bekommen.
Die Aura zeigt sehr schön, dass der Mensch ein Produkt seiner Vergangenheit ist. Manchmal tragen wir direkt zu den Handlungen bei, manchmal werden wir ungewollt in Umstände getragen.
Vom Moment der Gegenwart an haben wir immer die Möglichkeit einer Veränderung der Zukunft. Diese Veränderung kann physisch, mental oder geistig sein. Wir können in der Gegenwart entscheiden, eine gewisse Handlung zu vollziehen oder nicht, um die Zukunft zu ändern. Wir können ebenfalls unsere Ansichten zu einer bestimmten Situation verändern, um nicht die Umstände selber zu verändern, aber zumindest unsere Haltung dazu. Wir können in Meditationen und Gebeten unsere seelische Verbindung zur äußeren Welt so verändern, dass unsere Wahrnehmung plötzlich ein ganz neues Bild bekommt.
Unser Leben ist vergleichbar mit der Fahrt in einem Auto. Unsere Seele sitzt im Körper, dem Auto, und fährt die Lebensstraße entlang. Wir fahren von einem Punkt A (Geburt) zu einem Punkt B (Tod). Dazwischen haben wir viele verschiedene Stationen, die wir »anfahren«. Wir haben die Freiheit zu entscheiden, ob wir nach Landkarte fahren, ob wir uns spontan und frei bewegen oder ob wir mit Hilfe eines GPS von Zeit zu Zeit Hilfe bekommen.
Meine Arbeit vergleiche ich gerne mit einem GPS (Global Positioning System) im Auto. Kommt ein Kunde zu mir, so gebe ich ihm mithilfe meiner Intuition Hinweise zu seinem Lebensweg. Ich werde also für kurze Momente zu einem GPS und gebe Bilder über auftretende Situationen wieder. Ich kann so dem Kunden Bilder weitergeben, die auf mögliche kommende Situationen hindeuten. Blei- ben wir bei der Analogie des GPS, so könnte ich ihm zum Beispiel sagen, dass ich eine Linkskurve sehe und danach eine Brücke, die sehr instabil ist. Der Kunde hat nun selbst die Möglichkeit zu entscheiden, ob er weiterhin auf der gleichen Straße weiterfahren möchte oder ob er vielleicht eine Umfahrungsstraße sucht, um die Brücke zu umgehen. Oberstes göttliches Gesetz (sollte es überhaupt einen Gott geben) ist das Gesetz der Relativität und des freien Willens. Religiöse Gesetze (nicht göttliche) dienen dazu, dem verängstigten Menschen einen Halt zu geben. Zu groß wirkt für die meisten der Druck der uneingeschränkten Freiheit.
Gibt es so etwas wie eine Bestimmung, so wären das einzelne Punkte, die man im Leben anfährt – genetische Krankheiten, wirtschaftliche oder politische Umwälzungen oder der Tod geliebter Menschen. Gerade aber bei wirtschaftlichen oder politischen Umwälzungen kann man wie- der davon ausgehen, dass sie schlussendlich im Kollektiven kein Resultat einer festgefahrenen Bestimmung sind, sondern eine Reaktion menschlicher Handlungen in der Vergangenheit.
In solchen Momenten könnte das Individuum dazu neigen, von Bestimmung zu sprechen. In der persönlichen Wahrnehmung zur Situation hingegen ist der freie Wille immer noch vorhanden. Stehe ich vor einer Ameise, so könnte die Ameise es als Schicksal oder als Bestimmung ansehen, dass ein überdimensional großes Wesen sie zerdrückt oder nicht. Für mich als Mensch jedoch ist es nichts anderes, als mein freier Wille zu entscheiden, ob ich das Tier leben lasse oder nicht.
Osho sagte, dass man dem wirklich freien Menschen die Zukunft nicht lesen kann. Er bildet sich seine Zukunft aus momentanen Entscheidungen. Thomas Mann schrieb: »Die Freiheit ist komplizierter als die Macht.« Freiheit verändert die Form und das Wesen der Entscheidung, sowohl der individuellen, wie auch der kollektiven Verantwortung. Sie betont die Gegensätze zwischen Initiative und Apathie, Wagemut und Gehorsam, Konkurrenz und absoluter Abhängigkeit von einem Staat. Genauso wie Sklaverei Schritt um Schritt erlernt werden muss, um deren Horror zu überleben, muss Freiheit erlernt werden, um ihren Risiken und Chancen zu begegnen.
Die Gedanken einer Vorherbestimmung oder einer Bestimmung sind Fesseln einer Indoktrinierung, aus der wir uns erst befreien müssen. Es scheint ein Gegensatz zu sein, dass ich den Menschen die Zukunft lese, aber an die absolute Freiheit glaube. Ich lese die Aura der Menschen nicht, um ihnen eine festgefahrene Zukunft aufzuzwingen. Ich möchte die Möglichkeiten aufzeigen, die vorhanden sind, aber auch die Freiheit bewusst machen, die möglich ist, um unerwünschte Prophezeiungen zu möglichen Situationen zu verändern!
Autor: Martin Zoller
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