Der Biologe Rupert Sheldrake (geb. 1942) prägte den Begriff der „morphogenetischen Felder“, um Erscheinungen, die scheinbar ohne Zusammenhang sind, aufeinander beziehen zu können (→ Synchronizität).
Gemäß der Sheldrakeschen Theorie gibt es neben den Feldern, die der Wissenschaft schon bekannt sind – wie das Gravitationsfeld und das elektromagnetische Feld – in der Natur morphogenetische Felder. Das sind unsichtbare, organisierende Strukturen, die Kristalle, Pflanzen, Tiere und auch Menschen formen und gestalten und sich auch organisierend auf ihr Verhalten auswirken. Diese morphogenetischen Felder enthalten die gesamte Information der gesamten Geschichte und Evolution. Diese Informationen sind nicht im genetischen Code gespeichert, sondern existieren jeweils jenseits von materiellen Strukturen, treten aber in Verbindung mit ihnen auf. Die morphogenetischen Felder haben eine formgebende Ursache und darüber hinaus eine Speicherfunktion ähnlich unserem Gedächtnis. Darin werden alle wesentlichen Erfahrungen von Menschen, Tieren und sogar Pflanzen gespeichert, sodass alles, was wir tun, denken, lieben usw., uns und unseren Nachkommen zur Verfügung steht. In der → Theosophie prägte man bereits im 19. Jh. Den Begriff → „Akasha-Chronik“ für dieses Gedächtnisfeld, das jedoch hauptsächlich auf menschliche Bewusstseinsinhalte bezogen wurde.
Sheldrakes Theorie stellt eine biologische Bestätigung früherer Theorien eines Weltsensoriums dar, wie sie der amerikanische Wissenschaftler Prof. Oliver Reiser (1885-1974) schon 1966 formuliert hat. Reiser meint, dass die Quelle neuer Erkenntnisse und Ideen, die manchmal gleichzeitig an verschiedenen Orten der Erde entstehen, das Ergebnis einer Interaktion zwischen unserem Gehirn und dem „Erdsensorium“ sei. Dieses Erdsensorium ist, wie der Name sagt, ein sensitives Feld, das um die Erde liegt wie unsere Atmosphäre. Damit sich ein Phänomen tatsächlich synchron (also gleichzeitig) ereignen kann, müssen Ereignismuster (er nennt sie Chronaxien, d.h. Zeitachsen) zeitlich übereinstimmen. Nach seinem Schema ist soziale Kausalität nicht nur horizontal angelegt (was dem „Flachlanddenken“, dem eindimensionalen Denken, entsprechen würde), sondern auch abhängig vom Einfluss aus einer höheren Dimension.
Die menschliche Geschichte ist demgemäß ein Produkt aus
a) der biologischen Vererbung und der Evolution des Menschen,
b) der sozialen Weitergabe oder Kultur,
c) der Geographie und des Klimas, und
d) einem neuen Faktor, der aus dem Erdsensorium stammt.
Wenn nun die horizontalen und vertikalen Faktoren sich treffen, tritt eine Art „Erleuchtung“ der Erde ein, ein magnetischer Augenblick in der Geschichte, der die Menschen auf eine höhere kulturelle Ebene hebt. Nach Reiser ist das Speichermedium dieser Ebene die Ionosphäre.
Oliver Reiser führte bereits 1966 die vollständige Theorie des morphogenetischen Feldes aus, und zwar hinsichtlich der Strahlengürtel der Erde auf mehreren Ebenen. Er nahm dabei die Idee des dt. „Psychophysikers“ Gustav Theodor Fechner (1801-1887) auf, der die Erde als lebendiges Wesen sah und die Menschen als Sinnesorgane der Erde – eine Vorstellung, die in der Gaia-Theorie von James Lovelock und Lynn Margulis wieder auftaucht.
1,5K
Vorheriger Beitrag