Wie steht es um unsere Wirtschaft? Passend zu unserem MYSTICA Kongress am Wochenende hier ein Essay von Muhammad Yunus, dem 2006 der Friedensnobelpreis verliehen wurde. Er ist einer der Pioniere des Mikrofinanzwesens, das zum Ziel hat, den Ärmsten der Armen zu helfen. Ein Appell, die Krise als Chance zur Veränderung zu begreifen.
Mit freundlicher Genehmigung von forum Nachhaltig Wirtschaften
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Tagtäglich laufen neue Rettungspakete über die Ticker der Agenturen. Summen, die jeglicher Vorstellungskraft entbehren, werden in den Erhalt unseres Finanz- und Wirtschaftssystems gepumpt. Nach einer Schätzung der Deutschen Bank Research wurden seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 unglaubliche 2.000 Mrd. Dollar in Konjunkturpakete investiert. Die Gesamtschulden der sog. „Least Developed Nations“ belaufen sich auf ein Zehntel dessen.
Trotz all dieser Anstrengungen sind jedoch keine grundlegenden Veränderungen in Sicht. Weiterhin sind unsere wirtschaftlichen Mechanismen auf Eigennutz und persönlichen Profit ausgelegt. Genau dieser Werteverirrung stellt sich die gerade erwachende Occupy-Bewegung entgegen und ruft lautstark nach einem systemischen Wandel. Sie ruft nach einem neuen Wertekompass für mittlerweile nahezu grenzenlose Möglichkeiten der Wirtschaft und des technologischen Fortschritts.
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Die Gestaltungskraft jedes Einzelnen
Der arabische Frühling hat gezeigt, welche Gestaltungskraft jeder einzelne von uns hat. Gerade junge Menschen nutzen die technologischen Möglichkeiten vollkommen selbstverständlich und verschaffen ihrer Stimme Gehör. Die Frage, die sich uns allen stellt ist, was wir aus dieser Chance und der sich daraus ergebenden Verantwortung machen. Kein Mensch in unserer heutigen Welt sollte sich in Ohnmacht ergeben. Ich selbst habe nur 27 Dollar benötigt, um Menschen zu helfen. Auch heute bedarf es lediglich des Muts und des Mitgefühls für andere, um unsere Welt ein kleines Stück
lebenswerter zu machen.
Die aktuelle Krise ist die Ansammlung der neuen Herausforderungen unserer Zeit. Konventionelle Mittel werden nicht genügen, um sie zu lösen. Lasst uns gemeinsam neue Wege gehen und einen Sprung in eine neue Ära wagen. Lasst uns unseren Blick für die Nöte und Ängste unserer Mitmenschen schärfen. Lasst uns eine Vision für eine Wirtschaft des nächsten Jahrzehnts gestalten. Eine Wirtschaft, die den drängendsten Herausforderungen unserer Zeit gerecht wird und die gemeinschaftliche Werte in den Mittelpunkt unternehmerischer Aktivitäten stellt.
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Prof. Muhammad Yunus promovierte in Wirtschaftswissenschaften und lehrte an der Vanderbilt University in Tennessee, USA. Er ist Gründer der Grameen Bank, die Kleinstkredite an die Ärmsten vergibt, und initiierte mehrere Social Businesses, die soziale Probleme durch unternehmerisches Handeln lösen. 2006 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen. Für forum Nachhaltig Wirtschaften schreibt er regelmäßig eine Kolumne über Social Business.
www.muhammadyunus.org
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1 Kommentar
Solange die Menschheit sich nicht von ihrer grössten Geissel lösst,werden die Menschen niemals befreit sein.
DAS GELD.
Solange wir ein auf Geld basierendes System ein führen,egal wie fair und gerecht es am anfang scheint,ist es nichts weter als das alte in einer neuen Verpackung.
Solange die Meschheit nicht begreift,das das alte Wertesystem nicht mehr funktioniert und auch nie funktionert hat,solange werden die Menschen niemals frei sein.