Wir haben es selbst in der Hand – unsere inneren und äußeren Reichtümer zu erkennen und einzusetzen, oder sie in Vergessenheit geraten zu lassen. Auf diesen Aspekt möchte der folgende Essay eingehen. Hier bezeichnet die Autorin diese persönlichen Reichtümer als „Ressourcen“, welche in mehrere Gruppen unterschieden werden können.
Von Petra Lochmatter
Wir alle haben sie, doch oft vergessen wir sie: unsere Ressourcen. Sie halten uns am (Über)leben und wir können jederzeit auf sie zugreifen, wenn es uns nicht so gut geht oder wenn es um eine Zielerreichung geht.
Ressourcen sind Fähigkeiten, Talente oder Dinge, die dir persönlich Halt geben. Diese können von innen kommen aber auch von aussen. Sie können aber auch transpersonell sein. Die Ressourcen finden wir also in unserem Innern, im Aussen und im Nicht-Fassbaren.
Die inneren Ressourcen betreffen dich ganz persönlich und beinhalten somit also deine Fähigkeiten, Fertigkeiten und deine ganz speziellen Charaktereigenschaften. Also wenn du jetzt sagst, dass du nett bist, dann ist das keine Ressource. Denn das sind wir alle ein bisschen, zumindest wenn wir es sein wollen. Es geht hier wirklich um ganz bestimmte Eigenschaften, die besonders dich ausmachen. Etwas, das deine Freunde sagen würden „typisch du“. Ich zum Beispiel kann unheimlich schnell viele Dinge organisieren und das mit Erfolg. Das Ganze mache ich dann ziemlich planlos, d.h. ich arbeite sehr oft nach Gefühl, sprich nach Intuition. Ich bin nicht so die Planerin. Fast immer habe ich auch meine Reisen intuitiv geplant und ich wusste lange nicht, warum ich jetzt gerade den Kilimanjaro besteigen will. Im Nachhinein wusste ich es natürlich! Ich wurde zu meinem Innersten geführt. Zu meiner Ruhe, wahrscheinlich zu meiner wahren Existenz. Diese Reise hatte meine Welt auf den Kopf gestellt. Meine Ansichten, meine Werte und meine Meinungen änderten sich plötzlich. Und die Folge waren zerbrechende Freundschaften und im Gegenzug dazu habe ich aber auch viele neue ganz liebe Menschen in mein Leben gezogen.
Dann gibt es die externen Ressourcen. Das sind die, die du nicht in dir findest, sondern eben im Aussen. Das können Verstorbene sein, Freunde, Vereine, Sport, deine Wohnung, dein Job oder auch die Natur. Alles was mit dir zu tun hat und „fassbar“ ist. Fassbar heisst in diesem Zusammenhang, alles was du dir vorstellen kannst. Also das, was nicht deine Vorstellungskraft sprengt.
Dann gibt es noch Ressourcen, die im „Nicht-Fassbaren“ liegen. Man nennt sie auch die transpersonellen Ressourcen. Dies kann eine Religion sein, die Werte, die du pflegst, die Spiritualität oder auch das Universum. Es können auch die Engel sein. Es geht in diesem Bereich also um Dinge, die man sich schwerer vorstellen kann oder für unser Auge in dem Sinne nicht sichtbar sind.
Aus meiner Sicht ist es sinnvoll, dass man aus allen Bereiche Ressourcen pflegt. Stell dir vor, du hättest nur die inneren Ressourcen oder die, die im Aussen liegen. Logischerweise würdest du dann an nichts glauben. An keine Religion, an keine Engel, an keine höhere Macht als die Menschheit hier auf Erden. Demzufolge könnte man unsere ganze Existenz hier in Frage stellen. Man könnte sich dann fragen, warum man überhaupt hier auf diesem Planeten ist, wenn man ja sowieso wieder gehen muss. Es wäre alles sinnlos. Dies ist aus psychologischer Sicht völlig nachvollziehbar. Es würde dann auch bedeuten, dass wir alle suizidgefährdet wären oder hätten den Suizid schon lange begangen. Unsere Existenz wäre komplett sinnlos, wenn wir keine transpersonellen Ressourcen hätten.
Ebenso ist es gefährlich nur transpersonelle Ressourcen zu pflegen, weil man dann in die Opferrolle fällt. Oftmals höre ich, dass eine schwierige Situation begründet wird indem man die Erklärung dafür in einem früheren Leben sucht. Wenn wir alles begründen würden, dass dieses oder jenes jetzt halt so sein muss, dann vergessen wir unsere wirklichen Talente und Fähigkeiten. Wir wären ohne Macht, also ohnmächtig und stets angepasst. Autonomie wäre ein Fremdwort für uns. Wir wären pausenlos am Nehmen. Alle schrecklichen Situationen, alles würden wir erdulden und auch mit uns machen lassen, weil wir eben glauben, dass wir es nicht besser verdient haben. So im Sinne von „Es ist richtig, dass ich leide, weil ich in einem früheren Leben dieses oder jenes angestellt habe“. Wir würden freiwillig unser Potenzial und unsere Selbstverwirklichung begraben. Wir würden uns selber ablehnen und unsere ganze Persönlichkeit in Frage stellen. Wir würden vergessen, wer wir sind und zwar weil wir uns nicht erinnern wollen! Wir würden uns trennen von der Selbstliebe und würden ein unglückliches Leben führen und das alles freiwillig. Freiwillig deshalb, weil wir uns als Opfer ansehen. Wir würden auch nur mit transpersonellen Ressourcen zugrunde gehen, weil wir uns selbst aufgeben.
Ich bitte dich, dies mal in deinem Leben zu überprüfen. Kennst du deinen ganz persönlichen Ressourcen? Was kannst du besonders gut? An was glaubst du? Mit welchen Ressourcen kannst du was erreichen? Schreibe sie doch mal auf! Ich habe es auch gemacht und festgestellt, dass ich doch etwas Mühe hatte. Probier es auch aus! Vielleicht geht das bei dir ganz einfach. Irgendwie war das bei mir dann so, dass ich mir zwar sagte was ich gut kann und trotzdem noch so ein fades Aber nachrutschte. Und in diesem Aber liegt das Problem! Hier findet Ablehnung statt. Gestehe dir drei Ressourcen zu, die speziell für dich gelten. Werfe dabei aber kein Aber nach. Dieses Aber flüstert dir nämlich dein eigener innerer Kommentator zu. Er möchte, dass es dir weniger gut geht, weil er sonst arbeitslos ist. Und füttere nicht die, die keine guten Absichten mit dir haben! Bleibe bei dir selber, werde dir bewusst wer du bist, woher du kommst und wohin du willst –und dies mit Hilfe deiner Ressourcen.
Ich finde die Ressourcen gehen in der heutigen Zeit oft vergessen. Mir geht das auch manchmal so. Man ist im Alltagsstress und vergisst was in einem schlummert. Die Gesellschaft erwartet, dass wir funktionieren und wir werden getrimmt auf Leistung und Tempo. Das finde ich persönlich ganz schrecklich. Meine Erfahrung ist, dass man dabei die eigene Persönlichkeit vergisst. Man funktioniert nur noch und funktionieren ist etwas sehr Mechanisches und hat nichts mit Freude oder Lebensqualität zu tun. Ich denke, ich habe meine Einstellung etwas geändert. Damit meine ich die Einstellung zum Leben und zur Gesellschaft. Ich frage mich immer wieder „Stimmt das für mich?“ oder „Wenn es nach mir ginge, würde ich es genauso machen?“ oder „Wenn ich es anders machen würde, dann was genau und v.a. wie komme ich dorthin?“. Dann bin ich nämlich schon wieder bei den Ressourcen. Ich muss mich eigentlich immer wieder von Neuem an meine Ressourcen erinnern. Denn was würde geschehen, wenn ich es nicht tun würde? Genau! Ich würde in Richtung Opferhaltung rutschen, weil ich ja davon überzeugt wäre, dass es richtig ist und so sein muss, dass ich meine Ressourcen „vergesse“.
Was ich dir sagen will, ist, dass das Einsetzen von Ressourcen deine aktive Arbeit abverlangt. Es kann sein, dass du dann plötzlich nicht mehr ins System passt, weil es dir gut geht und weil du deine Ziele erreichst. Das ist meine Erfahrung. Geht es dir gut, suchen die Leute etwas Negatives um dich zu überzeugen, dass es dir doch nicht so gut geht mit deiner Ent-faltung und mit deiner Selbstliebe. Diesen Schritt zu gehen erfordert Mut, weil man öfters gegen den Strom schwimmt. Was die kritisierenden Stimmen aber vergessen dabei sind ihre eigenen Ressourcen. Sie erkennen nicht, dass sie auch alles genauso gut haben könnten wie du. Ich finde, eigentlich sollte man sich vor diesen Menschen verbeugen aus Demut und Dankbarkeit. Aus Demut, weil du ein anderes Bewusstsein hast und aus Dankbarkeit, weil sie dich auf den richtigen Weg zurückführen. Denn wenn wir ehrlich sind, möchten wir ja nicht zu den frustrierenden Menschen gehören.
Besonders möchte ich dir ans Herz legen, auch mal deine Handlungen aufgrund deiner Ressourcen zu analysieren. Du wirst feststellen, dass du dank deiner Ressourcen allmählich in eine Verwurzelung rutschst. Verwurzelt zu sein heisst, sich selber sicher sein, und dass dich nichts mehr so schnell aus der Ruhe bringen kann. Wunderbar, oder?
Es ist mir wichtig, dass du weisst, dass du wirklich alles in dir hast, um ein Ziel zu erreichen. Werde selbst-bewusst und du wirst dich ent-wickeln! Denn Ent-wicklung heisst nicht nur vorwärts gehen, sondern auch zu etwas Wunderbarem werden! Also, was ist dein nächstes Ziel? Und vor allem, was sind deine Ressourcen?
Über Petra Lochmatter:
Die in der Schweiz lebende medizinische Praxisassistentin befasst sich mit Gesundheit, Wellness & Fitness und interessiert sich für Systemaufstellung, psychologische Beratung sowie Coaching.