Vielleicht kennen Sie diese Situation: Sie haben ein Problem, wissen nicht, wie Sie es lösen sollen, und kommen in Stress. Oder: Sie sehen eine gesellschaftliche Situation und sind sich unsicher, wie Sie sie einschätzen sollen, denn die einen sagen so und die anderen so. In Ihrem Körper kursieren nun Stresshormone.
Unser Stammhirn, das früh in der Evolution entstand und für das Überleben und unsere Gefühle zuständig ist, hat das Sagen in Stress-Situationen. Auch wenn wir inzwischen im 21. Jahrhundert leben, reagiert es immer noch, als ob ein Säbelzahntiger vor uns steht. Das später in der Menschheitsgeschichte hinzugekommene Großhirn würde Für und Wider abwägen. Aber das dauert bei einer Lebensbedrohung zu lang. Unser Impuls ist daher: Kämpfen oder Flüchten. Das können wir aber nicht, wenn wir ein Problem haben. Also staut sich da etwas auf!
Die erste sinnvolle Maßnahme ist es, dem Körper Bewegung zu geben. Das fühlt sich für ihn ähnlich an wie Kampf oder Flucht. Also, wenn Sie Angst haben oder wütend sind, joggen Sie, fahren Sie Rad, rennen Sie in der Wohnung auf der Stelle, machen Sie Gymnastik, tun Sie also irgendetwas, was Sie körperlich erschöpft. Atmen Sie tief in den Bauch dabei.
So entlastet, können Sie sich nun gezielt entspannen. Meditieren Sie, machen Sie eine Tiefenentspannung, erden Sie sich. Am Ende des Artikels finden Sie dazu Anleitungen.
In dem entspannten Zustand sind Sie nun freier und können sich Ihrem Problem oder der aktuellen Situation zuwenden. Schalten Sie einfach Ihre Wahrnehmung ein.
Ein Artikel von Ulla Geiger
SO HILFT IHNEN IHRE WAHRNEHMUNG
Ich möchte das einmal am Beispiel „Rückenschmerz“ näher beschreiben. „Wieso soll mir da Wahrnehmung helfen?“, fragen Sie jetzt vielleicht. „Ich nehme doch den Schmerz sowieso ständig wahr, und das hilft gar nichts!“
Man muss zwei Hauptarten von Wahrnehmung unterscheiden:
„Spüren“ von Schmerz … ändert gar nichts! Beim normalen Spüren beurteilen Sie das Ganze: „Oh Mist, schon wieder tut der Rücken weh. Jetzt muss ich zur Behandlung. Wieso denn schon wieder!? Wieso immer ich!?“ usw. Damit füttern Sie Ihr Problem und machen es dick und fett.
Ganz anders die „neutrale Wahrnehmung“. Damit schauen Sie vollkommen ohne Urteile und somit auch ohne Gefühle von Hilflosigkeit und Stress.
Probieren Sie Folgendes: Sie haben eine bequeme Position, Ihre Augen sind geschlossen, Sie sind entspannt. Nun gehen Sie mit Ihrem Bewusstsein zu Ihrer Schmerzstelle. Nehmen Sie den Schmerz als Phänomen wahr. Welche Ausmaße hat er? Hat er eine Farbe, eine Form oder eine Konsistenz? Hat er eine klare Abgrenzung? Erforschen Sie ihn ganz genau. In diesem Moment ist es nicht Ihr Rückenproblem! Zusätzlich können Sie auch Ihren ganzen Körper jetzt und hier in diesem Raum mit der Schmerzstelle darin wahrnehmen.
Machen Sie das eine Zeit lang und beobachten Sie. Ganz wichtig: Warten Sie nicht auf ein Ergebnis! Lassen Sie sich nicht davon irritieren, dass sich der Schmerz mit dem Hinspüren anfänglich verstärkt. Vielleicht passiert nach einer Zeit eine Veränderung in der Körperstelle. Vielleicht ist der Schmerz plötzlich weg. Sollten Beurteilungen oder Ungeduld dazwischenkommen, lassen Sie sie ziehen und kehren Sie zu Ihrer Wahrnehmung zurück.
Bei Kopfschmerzen und Migräne sollten Sie die Methode nicht anwenden.
Ich möchte das Prozedere an einem zweiten Beispiel veranschaulichen.
Das „Ich bin zu dick“-Problem:
Menschen, die versuchen abzunehmen, gibt es zuhauf. Seit es Frauenzeitschriften gibt, seit etlichen Jahrzehnten also, findet man dort immer neue Anweisungen zu Abmagerungs-Kuren – als einfach und wirkungsvoll angepriesen. Diese führen aber (wenn überhaupt) nur zu kurzfristigen Erfolgen und enden meist im berühmten Jo-Jo-Effekt. Meine Mutter hat unter anderem in den 50er Jahren die Hollywood-Diät gemacht: nur Fleisch und Salat. Sie hat ihr „Zu dick“-Problem nie verloren. Wenn Schlankheitskuren jemals etwas genutzt hätten, dann hätten sie sich inzwischen selbst abgeschafft. Ganze Industrien profitieren von diesem Problem: Appetitzügler, Schlankheitsdrinks, fettarme Produkte, Ratgeberbücher, Schönheitschirurgie und anderes.
Wenn man sich zu dick fühlt, könnte man auch mit neutraler Wahrnehmung vorgehen. In Ruhe und mit geschlossenen Augen könnte man sich fragen: Wie fühle ich mich denn als dicker Mensch, wenn ich in ein Lokal gehe – wenn ich einen Partner suche – wenn ich unter meinen Kollegen bin? Wie fühle ich mich denn genau in dem Moment, in dem ich unbedingt etwas essen möchte. Vielleicht ist da eine große Anspannung? Eine Art „Bewusstlosigkeit“, in der der gesunde Menschenverstand und jeder Vorsatz (Großhirn!) ausgeschaltet wird. Und in der gleichen Bewusstlosigkeit wird dann das Essen gierig heruntergeschlungen?
Wenn man einmal ganz ruhig versucht zu spüren, ob man gerade wirklich etwas essen will, schaut die Welt vielleicht ganz anders aus. Nun kann man sich klar entscheiden und ist Herr über seine Situation: „War nur ein Gelüst und kein Hunger! Kann ich eigentlich auch lassen!“
Den Vorgang des Essens wahrnehmen: Lassen Sie einfach mal einen Bissen im Mund und tun Sie gar nichts. Kauen Sie entspannt und lang, bis alles im Mund wirklich Brei geworden ist. Nehmen Sie die Phasen des sich verändernden Geschmacks genau wahr. Nun merken Sie auch, wann Sie satt sind.
So erobert man sich auch ganz nebenbei die erste Stufe unseres Verdauungssystems zurück, die wichtige Vorverdauung im Mund. Durch das hastige Essen kommt diese nämlich zu kurz. Braucht man nun wirklich noch eine zweite Portion? Oder fühlen sich Ruhe, Frieden und nicht-vollgestopft-Sein viel besser an?
Diese Methode kann auch bei anderen Ernährungsproblemen sehr hilfreich sein. Ich denke an Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Krankheiten der Verdauungsorgane.
„Aber kann ich denn meine Ernährung selbst beurteilen? Sollte ich nicht doch besser Nahrungswissenschaftlern vertrauen?“
Es gibt immer wieder neue Trends. Was gestern als DIE Ernährung überhaupt angepriesen wurde, ist morgen wieder out. Nehmen Sie Ernährungssysteme als Anregungen. Manches kann durchaus gut sein, denn es können Süchte nach falschen Nahrungsmitteln entstanden sein. Allem voran ist Zucker hochgradig suchterregend. Probieren Sie gesunde Rezepte aus und versuchen Sie dann zu spüren, was in Ihrem Körper vor sich geht. Fühlt es sich jetzt besser an? Fühlen Sie sich leichter, weniger belastet? Dann werden Sie kein großes Problem haben, das Nahrungsmittel in Ihren Speiseplan zu übernehmen. Denn schlecht fühlen, möchte sich Ihr Körper nicht!
Machen Sie es wie die Affen: Unsere nächsten Verwandten, die Primaten, haben noch eine Intuition, was für sie richtig ist. Wenn sie ein körperliches Problem haben, fressen sie genau die Pflanze, die heilend wirkt. Der Mensch hat das leider im Laufe der Zivilisation verlernt. Aber der Verlust lässt sich rückgängig machen durch Achtsamkeitstraining.
Fazit: Die Energie folgt der Wahrnehmung! Einen Körperteil oder eine Situation mit Energie zu füllen, bringt Veränderung. Und das, ohne dass wir aktiv gestaltend eingreifen.
Der Umgang mit aktuell belastenden Situationen
Hier können Sie nun genauso vorgehen. Egal, ob die Nachricht aus den Medien kommt oder aus Ihrem privaten Umfeld … statt spontan mit Ihrer Stammhirn-Angst und mit Hilflosigkeit zu reagieren, gehen Sie doch mal mit neutraler Wahrnehmung hin! Schauen Sie sich das Ganze in Ruhe an. Wie ist die Situation jetzt?
IN ENTSPANNUNG HEILT SICH UNSER SYSTEM SELBST!
Anleitungen zur Entspannung
Möglichst täglich praktiziert, senkt Entspannung – wie in wissenschaftlichen Studien eindeutig nachgewiesen – den Stresspegel, den Blutdruck und kann jegliche Krankheit mildern. Jede Krankheit verschlechtert sich unabhängig von der Ursache durch Dauerstress. Entspannung senkt den Pegel der im Körper kursierenden Stresshormone nachhaltig. Der Körper lernt etwas Neues. Wenn Sie ein Frischling auf diesem Gebiet sind, können Sie mit Methoden wie Progressiver Muskelrelaxation oder Autogenem Training anfangen.
Meditation
Setzen Sie sich im Schneidersitz auf ein Kissen oder einen Stuhl, die Füße auf dem Boden nebeneinander. Richten Sie Ihre Wirbelsäule auf, legen Sie die Hände auf die Oberschenkel. Senken Sie Ihren Blick auf den Boden vor sich oder betrachten Sie eine Kerzenflamme, ein Mandala, ein Foto einer Blüte. (Bitte keine Fotos von Personen). Nehmen Sie Ihren Körper wahr. Nun werden Gedanken kommen, das übliche Alltagsgeschwurbel. Ärgern Sie sich nicht! Nehmen Sie die Gedanken wie eine Einladung zu einer Party und sagen Sie: „Danke, das ist nett, aber ich möchte nicht mitgehen!“ In dieser friedlichen Stimmung kehren Sie zu Ihrer ruhigen Wahrnehmung zurück.
Erweiterung: Stellen Sie sich vor, Sie haben in Ihrer Nabelgegend eine Lichtquelle, wie eine Glühbirne oder eine Sonne. Mit diesem Licht füllen Sie Ihr ganzes Energiesystem mit Lebensenergie und Kraft.
Mögliche Hindernisse: Viele sagen, „Ich kann nicht meditieren, ich denke immer wieder!“ Das ist kein Problem. Sie können meditieren! Auch buddhistischen Mönchen kommen Gedanken beim Meditieren. Akzeptieren Sie es liebevoll. Hier geht es nicht um Leistung, sondern darum zu üben, immer mehr zur Ruhe kommen.
Tiefenentspannung
Legen Sie sich bequem auf den Rücken. Unter die Knie schieben Sie eine Rolle oder ein dickeres Kissen. Schließen Sie die Augen und spüren Sie von oben nach unten Ihren ganzen Körper durch. Der Kopf liegt im Hinterkopf wie in einer Schale. Die Wangen, die Augen der Mund … alles kann sich ausruhen. Im Hals ist Raum, im Brustkorb usw. Spüren Sie zu den jeweiligen Körperteilen die Begrenzungen: Wie fühlt sich die Begrenzung zur Unterlage an, wie fühlt sich die Begrenzung nach oben an? Wenn Sie bei den Füßen angekommen sind, spüren Sie Ihren ganzen Körper und lassen ihn schwer werden wie einen Mehlsack. Und noch schwerer und noch schwerer. Genießen Sie die Ruhe.
Erdungsübung
Der Grund dafür, dass wir uns unwohl und gestresst fühlen oder in Gefühlen von Hilflosigkeit gefangen sind, hängt oft damit zusammen, dass unsere Energie „nach oben gerutscht“ ist. Auch Kopfschmerzen können die Folge sein. Wenn wir nicht geerdet sind, ist der Energiefluss blockiert und wir sind nicht an das Erdmagnetfeld angebunden. Das Erdmagnetfeld ist für uns Heilenergie. Bei der Untersuchung der Frequenzen, die aus den Händen von Heilern fließen, fand man die Schwingung des Erdmagnetfeldes!
Mit dieser kurzen Übung können Sie sich erden: Stellen Sie sich aufrecht hin, die Knie leicht gebeugt. Durchgedrückte Knie würden den Energiefluss nach unten blockieren, und den wollen wir nun herstellen. Legen Sie die linke Hand auf die Gegend kurz unter Ihren Schlüsselbeinen und die rechte Hand auf die Bauchwölbung. Diese Handstellung führt Stress ab. Dann stellen Sie sich vor, dass eine senkrechte Linie durch Ihren Körper nach unten bis zum Erdmittelpunkt führt. Gehen Sie mit Ihrer Wahrnehmung nach unten zu Ihren Füßen. Wie fühlt sich der Boden an? Die Energie folgt der Wahrnehmung, also fließt nun die Körperenergie in die Füße. Sie können die Übung auch im Sitzen machen.
Blitzentspannung für zwischendurch
Unterbrechen Sie kurz alles, was Sie tun, und atmen Sie ca. 20 Mal tief in den Bauch. Atmen Sie erst wieder ein, wenn sich der Impuls dazu ergibt.
Viel Freude und Erfolg wünscht Ihnen Ulla Geiger!
Ulla Geiger ist tätig als Selbsthilfe-Coach und Autorin
www.coaching-zur-selbsthilfe.de