In einigen Lehren gibt es das Konzept von einer „Welt jenseits des → Bewusstseins und → Geistes“. Vielleicht ist der Begriff „Welt“ dafür ungeeignet, denn eigentlich geht es dabei eher um einen Zustand des Nichts. Am bekanntesten dafür ist der indische Begriff shunyata, ein Zustand des → Nichtseins. Von unserem Seinszustand aus betrachtet erscheint dieser Zustand wie „Leere“ und „Nichts“. Da der Zustand außerhalb des Bewusstseins und der → Wahrnehmung liegt, wird er von → Ibn Arabi lahut („nichtmessbar“) genannt, er ist „grenzenlos“ oder „unergründlich“. Die → Kabbalisten nennen ihn Ain, das Absolute oder Grenzenlose Nichts.
„Wenn wir zum lahut kommen und über dessen Grenzenlosigkeit sprechen, sind wir wieder versucht, zu sagen, dass es alles umfasst. Das stimmt nicht. Es handelt sich dabei noch nicht einmal um einen Seinszustand. Es ist etwas, das jenseits des Seins liegt. Man kann das lahut sehr gut als ein Vakuum beschreiben. Dieses Vakuum zieht alles in sich hinein und möchte gefüllt werden. Es besteht ein Unterschied zwischen einem endlosen Ozean des Seins, in den man eintauchen kann, und einem Nichts, das uns zu sich zieht.“ (J.G. Bennett 1984, 347)
Es kann natürlich sein, dass etwas, das nichts ist, reine Spekulation ist. Es könnte auch sein, dass dieses Absolute, im vedischen Weltbild → Brahman, die Quelle alles Existierenden ist, so wie in der Physik ein Vakuum nicht leer, sondern erfüllt ist von potenzieller Energie (→ Ewigkeit). Vielleicht meinen die großen → Mystiker dieses absolute Nichts, wenn sie von der Erfahrung sprechen, mit Gott im Nichts verschmolzen zu sein.
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